Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
bißchen schwer von Begriff. »Er ist Softwarespezialist fürs Bauwesen, er leitet dort ein Projekt.«
    »Moment mal«, Jäckle rutschte auf die Kante seines Stuhls, »hat Doris dir das erzählt?«
    »Nicht nur mir. Allen. Wieso, stimmt es etwa nicht?«
    »Nicht die Bohne. Er hat sie verlassen und lebt allein in München. Sag bloß, du hast das nicht gewußt!«
    »Nein«, gestand Paula schockiert. »Ist das sicher?«
    ›Na klar. Er arbeitet bei diesem unaussprechlichen japanischen Elektrokonzern und war an dem bewußten Freitag den ganzen Tag in einem Meeting, bis wir ihn dort anriefen.«
    »Das … das ist unglaublich! Wieso hat sie das allen verschwiegen« Für einen Moment war Paula, als hätte ihr jemand einen Hieb versetzt.
    »Das ist allerdings komisch«, sagte Jäckle, »aber ich bezweifle, daß das etwas mit dem Verschwinden von Max zu tun hat. Wahrscheinlich wollte sie nur nicht öffentlich zugeben, verlassen worden zu sein. Es soll Frauen geben, die betrachten so etwas als Schande.« Er grinste Paula an.
    »Genau. Sie hat sich geschämt«, bestätigte Tante Lilli, »Doris ist eine Frau, für die Äußerlichkeiten sehr wichtig sind.«
    Paula wußte, daß ihre Tante nicht allzuviel von Doris hielt. »Ist mir zu freundlich zu jedem«, hatte sie schon vor Jahren ihr endgültiges Urteil gefällt.
    »Ja, aber mir hätte sie es doch sagen können«, grollte Paula noch immer, »ich bin doch ihre Freundin. Es ärgert mich, daß sie mich für eine Klatschtante hält!«
    »Jetzt beruhige dich«, besänftigte Lilli, »du bist da anders, du kannst das nicht verstehen. Sie wird ihre Gründe gehabt haben.« Sie wandte sich wieder an Bruno Jäckle. »Sonst haben Sie keinen Verdacht?«
    Er schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Was ist mit diesem anderen Kind? Benjamin …«
    »Auch nichts. Es ist immer noch unklar, ob die beiden Fälle miteinander zu tun haben. Möglich wäre es durchaus, weil sie sich ähnlich sahen. Ein Sexualtäter sucht sich meistens Opfer vom selben Typ.«
    »Es muß doch kein Sexualtäter sein«, widersprach Paula heftig, »es kann doch einer sein, der … der einfach Kinder nicht ausstehen kann.«
    »Prima. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ganz erheblich ein.«
    »Die Zeit …«, dachte Lilli laut nach, aber Jäckle beachtete es nicht, denn er hatte ebenfalls zu sinnieren begonnen: »Dieser Fall ist schon eigenartig. Die kleine Lampert ist die Babysitterin und gleichzeitig die wichtigste Zeugin, die Max zuletzt sah. Du, Paula, bist ebenfalls Zeugin, und in deinem Garten hat dieser Bosenkow gearbeitet. Auf gewisse Weise hängt alles zusammen, ich weiß nur noch nicht wie.«
    »Was willst du damit andeuten?« Eine mißtrauische Falte, geformt wie ein Komma, erschien zwischen ihren Augen.
    »Nichts«, sagte Jäckle, »ehrlich nichts. Es sind mir nur zu viele Parallelen bei dieser Sache.«
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Abwarten. Auf jeden Fall abwarten. Schließlich ist das ja gar nicht mein Fall, sondern der meiner Kollegen vom Landeskriminalamt. Ich bin nur zur Unterstützung da. Das heißt, ich mache die Drecksarbeit, und die kommen am Ende groß raus.«
    »Oha! Ich wußte gar nicht, daß du auch eitel bist.«
    »Eitel? Ach wo.« Er leerte seinen Kaffee mit einem Schluck und erhob sich. »Ich muß wieder los. Der Kaffee war köstlich. Wie lange sind Sie noch hier?« fragte er Lilli, auf einen weiteren Handkuß verzichtend.
    »Nur noch ein paar Tage«, sagte Lilli. »Nach allem, was so passiert ist, haben mich Neugier und Besorgnis hergetrieben. Aber ich denke, bald wird hier wieder die Normalität einkehren.« Mit Normalität meinte Lilli, daß Paula wieder selbst einkaufen ging und ihren Sohn in den Kindergarten brachte, Dinge, die ihre Tante während der letzten zwei Wochen für sie erledigt hatte.
    Paula begleitete Jäckle zum Tor, das jetzt nicht mehr verriegelt war. Die Reporter waren längst verschwunden, erstes Anzeichen der von Lilli vorausgesagten Normalität. Die Entlassung Bosenkows wird die Volksseele erneut zum Kochen bringen, dachte sie im stillen.
    »Schönes Auto«, sagte Jäckle und deutete auf den offenen Alfa, hinter dem sein Fiat noch eine Nuance häßlicher wirkte, falls das überhaupt möglich war. »Verdient man bei der Zeitung so gut?«
    »Geburtstagsgeschenk von Lilli«, gestand Paula verlegen. Er pfiff anerkennend. »Sapperlott! So eine Tante bräuchte ich auch.«
    »Es hat alles Vor- und Nachteile«, erklärte Paula. Lillis Geschenk hatte sie überrumpelt. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher