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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zu.
    »Erster!«
    »Nein, ich war erster!«
    Die Frau dahinter blickte etwas irritiert drein, reichte den Kindern aber trotzdem Bonbons und Luftballons. Simon war nicht dabei.
    »Verdammt«, sagte Doris neben Paula, »hier drin ist er also nicht. Jetzt sehen wir noch mal draußen nach. Wenn wir ihn da nicht finden, dann rufen wir die Polizei.«
    Als der Anruf kam, wollte Jäckle gerade Feierabend machen. Eine lange Nacht im Löwenkeller stand bevor, und Jäckle freute sich schon darauf. Das war voreilig.
    Als er hörte, was Paula ihm zu sagen hatte, wurde ihm für einen Moment richtig schlecht.
    »Bleib ganz ruhig. Wir kommen sofort«, sagte er knapp und legte auf. Dann stürmte er aus dem Büro. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich die feierabendlich gestimmte Dienststelle Maria Bronn in ein summendes Wespennest. Nach außen hin ruhig, gab Jäckle seine Befehle: »Einen Streifenwagen an jede Ausfallstraße, sofort. Informiert die Einheiten der Nachbarorte. Keiner kommt aus der Stadt raus, ohne daß das Auto durchsucht worden ist! Schaffrath, Wurmseher! Ihr und zwei Streifenwagen fahrt zu der Turnhalle. Kein Fahrzeug verläßt das Gelände. Kreitmaier! Sie koordinieren die Suchmannschaften. Hubschrauber, Hundestaffel und so weiter. Das übliche.«
    Beim letzten Wort stutzte er. Was für ein tragischer Wahnsinn lag darin.
    »Hofer?«
    »Ja.«
    »Los, wir nehmen den BMW« Während sich Hofer schon in Trab setzte, ging Jäckle noch einmal zurück in sein Büro und griff sich seine Walther aus der Schublade. Man konnte nie wissen. Dann rannte er hinaus und sprang mit einer Wendigkeit, die man seiner langen Gestalt gar nicht zugetraut hätte, zu seinem Kollegen in den Wagen. Die Reifen hinterließen schwarze Spuren auf dem Kopfsteinpflaster.
    Simon duckte sich tief. Unter dem parkenden Auto sah er die Beine der beiden Cowboys, denen er nach draußen gefolgt war. Der eine war sehr nett, er hatte ihm sogar eine seiner beiden Pistolen überlassen. Oder waren es Revolver? Simon wußte den Unterschied nicht mehr, obwohl ihn die Cowboys fachmännisch darüber aufgeklärt hatten. Egal, das Ding knallte jedenfalls und sah aus wie echt. Draußen gesellte sich noch ein dritter, größerer Cowboy dazu. Er musterte Simon voller Ablehnung. »Du bist kein Cowboy.« Darauf wußte Simon nichts zu erwidern, und auf einmal sagte der Große zu den anderen beiden: »Los, Männer, laßt uns diese rothaarige Ratte hängen.«
    Simon rannte los. Er verstand nicht, weshalb er plötzlich der Gejagte war, aber auf einmal fand er die Pistolen und die Knallerei gar nicht mehr lustig, zumal sein geliehener Revolver nur noch ein Klicken von sich gab, wenn man den Abzug betätigte. Und »hängen« bedeutete etwas Schlimmes, so viel wußte er schon aus dem Fernsehen. Am liebsten wäre Simon zurück in die Turnhalle gelaufen, zu seiner Mutter und zu Doris. Ja, Doris hätte es denen schon gezeigt, sie hatte auch den blöden Robert aus dem Kindergarten dazu gebracht, ihn in Ruhe zu lassen. Doch die Cowboys hatten ihm den Rückweg abgeschnitten. Hier, zwischen den parkenden Wagen, fühlte er sich momentan sicher. Oder doch nicht? Schritte näherten sich, Gewisper, ganz nahe.
    »Da!«
    Sie hatten ihn entdeckt.
    »Da ist die Ratte! Los, Männer, erledigt ihn!«
    Es knallte, sie johlten. Aber Simon war flink. Er witschte um einen Campingbus herum, dann sah er seine Chance: Am Straßenrand, dort, wo gerade das neue Sportheim gebaut wurde, stand ein Lieferwagen mit einer offenen Ladefläche. Große Kabelrollen und allerlei Werkzeug lagen darauf. Unbemerkt von seinen Verfolgern kletterte er hinauf und versteckte sich hinter einer großen Rolle mit einem Kabel, so dick und schwarz wie eine Riesenschlange. Nicht weit davon entfernt hörte er die Cowboys herumballern. Er steckte die nutzlos gewordene Waffe in seinen Gürtel, wie er es bei den anderen gesehen hatte.
    »Ätsch, ihr Blöden«, flüsterte er. Ein Laut, dem eine Erschütterung folgte. Die Fahrertür des Wagens wurde geschlossen, Motorenstartgeräusch, ein Ruck, der Wagen fuhr los. Simon triumphierte. Er sah den Parkplatz, die Turnhalle, das Gebäude der Schule und des Kindergartens kleiner werden und verschwinden, als der Wagen auf die große Straße einbog. Simon dachte plötzlich an die vielen Geschichten, die er in letzter Zeit gehört hatte, über Männer, die kleinen Jungs schreckliche Dinge antaten. »Steig niemals in ein fremdes Auto! Niemals!« Wie oft hatte man ihm das gesagt. Er bekam

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