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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Landschaft seiner Kindheit zu durchstreifen … mit den Rädern die Donau entlang zu fahren … in einem der Baggerseen zu schwimmen …
    Auch wenn er jetzt nur heim wollte, um sich heulend ins Bett zu legen und sein Gesicht im Kopfpolster zu vergraben wie ein Kind, wusste er, dass ihn die Arbeit auch von diesem Schmerz ablenken würde … wie sonst sollte er sich ohne ärztliche Hilfe vor einem Zusammenbruch bewahren? Dr. Laber machte jetzt Atemübungen, die ihm helfen sollten, sich zu beruhigen. Aber die Gedanken an Vera lauerten in ihm … an das, was im Wortsinn mit einem brutalen Schlag für immer zerstört worden war. Zugleich bemerkte er, dass die Wut auf den Täter in ihm wuchs – und das dringende Bedürfnis, ihn so bald wie möglich zu überführen.
    Im LKA übergab er als Erstes Harlander die Telefonnotiz des Journaldienstes, von der er während der Fahrtgesprochen hatte. Der Revierinspektor sollte versuchen herauszufinden, worum es sich bei diesem Google-Mann handelte, der nach Veras Ansicht der Kapuzenmann war. Weil ihm das alles so unwahrscheinlich vorkam, überlegte Erich, ob die Frau womöglich von ihrem späteren Mörder dazu gezwungen worden war, diese irreführende oder schlicht unsinnige Meldung zu machen.
    »Am besten, ich google das einmal«, versuchte Harlander einen kleinen Scherz, der ihm sofort peinlich war.
    Erich nickte nur zerstreut. Als der Revierinspektor das Büro verlassen hatte, sah er zum Fenster, gegen das jetzt der Regen peitschte, der in dicken Schlieren über das Glas rann. Er beschwor sich, durchzuhalten und sich diesen Bernhard Lux vorzunehmen. Wer weiß, welche Märchen ihnen der Mann erzählen würde. Oder er hatte überhaupt unwiderlegbare Alibis für die beiden Tatzeiträume – denn dass die zwei Mordfälle zusammengehörten, davon war der Chefinspektor überzeugt, der sich vor der Befragung zu sammeln versuchte. Während er sich ein loses Grundkonzept für die Einvernahme überlegte – in Linz war er bekannt dafür gewesen, in Verhören intuitiv auch von den Kollegen Unbeachtetem Aufmerksamkeit zu schenken und über vermeintliche Nebenaspekte ins Zentrum der Motivation von Tatverdächtigen vorzustoßen –, betätigte er einen Hebel seines großen Chefsessels und entdeckte so dessen Kippfunktion. Er schaukelte gerade ein wenig nach vor und zurück, als Harlander mit Computerausdrucken ins Büro kam: »Alles bezieht sich auf das Unternehmen gleichen Namens«, fasste er seine Recherchen zusammen. »Ich versuche es weiter, aber alle Haupttreffer sind eindeutig, Chef. – Oder könnte sie einen konkreten Google-Mitarbeiter gemeint haben?«
    Erich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fällt Ihnen jemand ein, den Sie anrufen und fragen könnten.«
    »Okay, Chef, Telefonjoker. Vielleicht weiß ja mein kleiner Bruder was. Der ist in diesen Dingen immer auf dem Laufenden.«
    Erich nickte und sagte: »Ich bin dann beim Lux-Verhör.«
    Dr. Laber war auf vieles gefasst, als er, den Akt unterm Arm, zu Mühlbauer in den Verhörraum trat, in dem er dann einem untersetzten jungen Mann gegenübersaß, der auf den ersten Blick erheblich älter wirkte als ein Zwanzigjähriger. Erst wenn man länger in das bleiche, ungerührt starre Gesicht sah, schien es sich seinem tatsächlichen Alter anzunähern.
    Erich war auf alles gefasst, auf hartnäckiges Leugnen und mehr oder minder gut erfundene Geschichten eines Radio-Dampfplauderers ebenso wie darauf, dass dieser Mensch, auf den ihn eine scherzhafte Bemerkung seiner Nichte gebracht hatte, die ihn nicht ausstehen konnte, mit den Verbrechen absolut nichts zu tun hatte. Wer sagte denn, dass Brammers Identifizierung nicht eine Lüge war? Das Phantombild war in diesem Stadium noch nicht aussagekräftig gewesen. Womit der Chefinspektor auch immer gerechnet hatte, ganz bestimmt nicht mit dem, was er die nächsten beiden Stunden mit diesem Bernd »Speedy« Lux erleben sollte.
    Als der Regen eines Wolkenbruchs so heftig auf die Autos niederprasselte, dass die Scheibenwischer auch auf höchster Stufe keine klare Sicht mehr schufen, kam die lange Autoschlange, in der Sigismund Koller im Schritttempo in Richtung Landeskrankenhaus unterwegs war, endgültig zum Stillstand. Er wischte gerade wieder den Dunst von den Scheiben, als ihn der Anruf des Parteisekretärs erreichte. Jetzt, verkündete der Mann aufgeregt, habe mangenügend Infos, um den Laber abzuservieren. Die medialen Vorbereitungen dafür seien schon weit gediehen. »Im Zusammenhang mit dem

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