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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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hat!«
    »In welchem Musical?«
    »Ludwig II
. natürlich,
Die Sehnsucht nach dem Paradies
. Sie hat die Sophie gegeben, die Mama.« Er schwieg, bevor er hinzusetzte: »Ganz und gar einmalig war sie. Einmalig!«
    »Was macht Ihre Mama jetzt?« schaltete sich Mühlbauer geistesgegenwärtig ein, als Erich noch überlegte,wie er Näheres über den Google-Mann erfahren könnte, ohne Lux zu verraten, dass ihm alle Kenntnisse darüber fehlten.
    »Jetzt?« Der junge Mann sah aus den Augenwinkeln zu Mühlbauer hinüber, ohne zu antworten.
    »Sind Sie mit ihr in Kontakt?«, stieß Erich nach.
    »Freilich. Natürlich bin ich ständig mit ihr in Kontakt!«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Bei Sr. Majestät ist sie, die Mama.«
    Auf Erichs Frage, ob sie tot sei, reagierte Lux zuerst nicht, bevor er schwer verständlich mit starkem bayerischem Einschlag murmelte, dass jeder große Künstler ewig lebe, ganz so wie ein genialer König. Solche Ausnahmeerscheinungen bräuchten nicht körperlich auf der Welt zu sein, um weiterzuleben.
    »Warum wollen Sie kein Google-Mann sein?«
    »Weil ich andere … ich habe viel größere Aufgaben zu erfüllen … mein Gesamtkunstwerk schaffen … wie soll ich daneben noch … noch dazu von Salzburg aus!«
    »Aber in der Kutte eines Google-Manns.«
    Bernhard Lux wirkte jetzt abwesend und zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
    »Möchten Sie Kaffee?« fragte Mühlbauer, um seinem Chef Gelegenheit zu geben, einen neuen Ansatz für das Verhör zu finden. Lux nickte und Mühlbauer holte einen Becher vom Automaten.
    »Sie sind Künstler?«
    Lux machte ein ernstes Gesicht und nickte wieder. Danach leckte er sich kurz mit der Zungenspitze über die Unterlippe.
    »Und Sie lieben Abkürzungen?«
    »Abkürzungen? Wir leben im SMS-Zeitalter.«
    »Deshalb BSL«, sagte Erich, um zu den Fundorten derabgetrennten Finger zu kommen. Lux lachte einmal verächtlich auf, bevor er erwiderte: »BSL. Was für eine geniale Idee!«
    »Warum genial?«
    »Warum wohl! Mein Gott, alle sind so ahnungslos! Ihr müsst wohl ständig mit der Nase darauf gestoßen werden, was? Sonst begreift ihr gar nichts!«
    Erich schwieg, und der Mann nippte kurz an dem zu heißen Getränk, bevor er mit großem Ernst ausführte: »Niemand kommt auf etwas, auf das er nicht mit der Nase gestoßen wird! Das ist das wirkliche Künstlerschicksal. Deshalb muss man ja vor den Vorhang. Unbedingt!«
    Der Chefinspektor wiederholte seine Frage, worin denn die Genialität dieser Abkürzung liege.
    »BSL ist natürlich nicht nur die ultimative Morgenrakete Bernd ›Speedy‹ Lux, der so schnell ist, dass er seinen Namen abkürzen muss!«
    Erich sah ihn so lange fragend an, bis der junge Mann sich herabließ, ihn aufzuklären: »BSL … ein Radiomoderator, der sich BSL nennt! Wie genial! BSL steht für British Sign Language, für die Gebärdensprache der Hörgeschädigten.«
    Der junge Mann legte seinen Kopf in den Nacken und schloss kurz die Augen. Er war hingerissen von seiner Einzigartigkeit.
    »Guter Einfall«, gestand ihm Erich zu, worauf Lux ihn durchdringend ansah, um herauszufinden, ob das Lob ehrlich gemeint war.
    »Und auch die Idee mit den Fundorten der Finger … dass die Anfangsbuchstaben BSL ergeben … darauf muss man erst einmal kommen. Alle Achtung!«
    Lux trank von seinem Kaffee. Er wirkte befriedigt, als er den Becher wieder abstellte, obwohl auch diese Regung inseinem teigig-blassen Gesicht nur als flüchtige Andeutung wahrzunehmen war.
    »Man muss vor den Vorhang! Ohne solche Hinweisschilder wäre der wahre Künstler wieder übersehen worden. Wie immer!«
    »Aber es sind Ihnen auch Zufälle zu Hilfe gekommen. Das alte Häuschen in dieser idealen Lage –«
    »Zufälle?«, fiel ihm Lux aufbrausend ins Wort. »Das … damit wird so eine Schöpfung natürlich abgewertet, von den Neidern. Aber in der wahren Kunst gibt es keine Zufälle! Alles ist Konzeption … auch wenn das Werk wächst und sich dabei verändert! Aber ihr … nur dummes Geschmeiß überall! Wie im Sender. Nur Dilettanten!«
    Die Stimmung des Mannes schlug von einer Sekunde auf die andere in ihr Gegenteil um. Davon abgesehen, dass er bei allem Misstrauen auf Lob sofort ansprach, schien er in seinen Reaktionen weitgehend unberechenbar zu sein.
    »Möchten Sie jemanden anrufen?«
    Lux schüttelte nur den Kopf.
    »Anwalt. Enge Angehörige –«
    Der Beschuldigte fiel Erich mit weinerlichem Ton ins Wort: »Ich habe doch niemanden mehr! Die Mama hat sie mir doch

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