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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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vom Mirabellplatz direkt zu Anja in die Humboldtstraße gegangen, um ihrer Freundin zu zeigen, was sie in der Klavierstunde gemacht hatte. Herr Weger wollte das. Anja sollte im Vorhinein schon das üben, was Birgit neu gelernt hatte … auch wenn Birgit inzwischen schon weiter war als Anja. Und wie immer war sie danach zur Bushaltestelle unterwegs gewesen, um heimzufahren.
    Das Auto: Birgit hatte es nur deshalb überhaupt wahrgenommen, weil sie sich gewundert hatte, dass das Weger-Auto heute hier stand, wo doch Anjas Papa noch im Büro war und die Frau Weger daheim. Sie hatten den alten Ford sonst neben der leer stehenden Villa in der Ernest-Thun-Straße geparkt, weil sie ihn ja nur als Zweitwagen benutzten, wenn sie ins Wochenendhaus nach Seekirchen fuhren. Birgit war dorthin schon öfter mitgefahren, in diesem weißen Ford Transit. Birgit und Anja hatten beide keine Geschwister. Und sie waren die allerbesten Freundinnen. Schon seit der zweiten Klasse Volksschule, als die Wegers in der Nähe der Abergers gewohnt hatten. Auch nach dem Umzug hatte Anja die Volksschule nicht gewechselt. Da sie ja ohnehin bald ins Musische Gymnasium kommen würden. Beide. Birgit und Anja.
    Das Auto war so hinter einem anderen Lieferwagen gestanden, dass sie es zuerst kaum gesehen hatte. Und dann war es schon passiert. Sie hatte sich noch gewundert, dass die Heckklappe offen war, Anjas Vater war aber nicht zu sehen … und da … war sie schon gepackt worden … und durch die offen stehende Heckklappe in das Fahrzeug gestoßen. Gleich darauf hatte ihr die Augenbinde jede Sicht genommen. Und als sie aufschreien wollte, war ihr Mund schon verklebt gewesen. Auf dem Bauch liegend, warenihr die Hände hinter dem Rücken gefesselt und die Beine angewinkelt daran gebunden worden. So war sie seitlich in dem Laderaum des Lieferwagens gelegen, von dem sie wusste, dass er keine Fenster hatte. Nur die zweite Sitzreihe hatte noch Seitenfenster. Sie und Anja hatten schon ein paar Mal hinten sein dürfen während der Fahrt, im Laderaum, wo es keine Sitze gab. Das Auto hatte offenkundig das Stadtgebiet verlassen und war nach einiger Zeit über irgendeinen nicht asphaltierten Weg geholpert und stehen geblieben. Dann hatte ihr der Fremde die Beinfessel abgenommen und sie über ein kleines Stück Weg und danach in diesen Raum geschleift, dessen Hall Birgit sofort verriet, dass er leer oder kaum möbliert war.
    Schon kurz nachdem sie aus dem Auto geholt worden war, in dem es nach Öl gerochen hatte wie im Ford Transit von Anjas Eltern, hatte dieses unangenehme Jucken eingesetzt, das sie jetzt zum Heulen brachte, weil sie sich mit ihren hinter dem Rücken gefesselten Händen natürlich nicht kratzen konnte. Und schon bald beschäftigte sie dieser Juckreiz mindestens so sehr wie die Angst vor dem, was mit ihr nun geschehen würde. Obwohl ihr von dem Mann untersagt worden war, sich überhaupt zu bewegen auf dem Bett, auf das er sie gelegt hatte, zuckte Birgit in einem fort mit den Schultern, um sich zumindest ein klein wenig an der Kleidung zu reiben.
    Während der Autofahrt hatte ihr die Stimme nur befohlen, sie solle ruhig liegen, dann passiere ihr nichts. Birgit war diese Stimme sofort von irgendwoher bekannt vorgekommen. Und so, wie sie die Stimme schon einmal gehört zu haben glaubte, kam ihr auch der Geruch des Rasierwassers bekannt vor. Aber ihre Angst war viel zu groß, um den Versuch zu unternehmen, sich konzentriert zu erinnern.
    Und jetzt behauptete der Mann, er wolle ihre Finger weltberühmt machen. Das Mädchen kannte sich nicht mehr aus. Wenn nur dieses Jucken nicht gewesen wäre und der Drang, einfach loszuschluchzen. Denn der Unbekannte hatte gedroht, ihr den Mund wieder zuzukleben, wenn sie mit der Heulerei nicht aufhören würde.
    Nach einer längeren Pause, während der Birgit schon gehofft hatte, der Mann sei vielleicht so leise hinausgegangen, dass sie es nicht bemerkt hatte, sagte die Stimme plötzlich mit einem wehleidigen Unterton: »Deine Finger … mit denen erhebst du dich doch über die, die … nicht … mitkommen … die … zu langsam sind.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Natürlich tust du das!« Der Mann hatte das Mädchen so scharf angefahren, dass es wieder zu weinen anfing. »Solche wie du, die tun das alle. Ihr alle … alle tut ihr das! Alle! Nur wenn’s mal juckt, dann vielleicht … seid ihr auch nicht mehr so schnell. Aber sonst tut ihr es immer!«
    Birgit versuchte in sich hineinzuschluchzen, um den Unbekannten nicht noch

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