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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Mord an dem Mädel sind die dankbar für alles, Sigi. Die blasen so eine Geschichte richtig auf. Blamabelste Verwechslungen bei Festnahmen, Ermittlungen, die nicht vorankommen, weil sie offenbar völlig falsch laufen und so weiter. Eindeutiger Befund, absolute Unfähigkeit des neuen Chefinspektors.« Jetzt brauche man dringend einen Mitarbeiter als Zeugen. Für die Leute draußen. »Sigi, jemand muss sich hinstellen, verstehst du … so eine Art Märtyrer, der das alles nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren kann, die vielen Fehler, die Unfähigkeit des Chefs, der übers Parteibuch der Landeshauptfrau zu seinem Job gekommen ist. So ein kleiner aufrechter Beamter halt, Sigi. Damit wirst du über Nacht zum Star. Die Leute lieben so was! Und du kriegst von uns kräftige Schützenhilfe, das ist klar.« Man sei gerade dabei, parallel dazu die Schwulen-Geschichte zu lancieren … das gehe bei den Leuten auch immer gut hinein: Ein fast Fünfzigjähriger, der ledig sei … und in Linz mit einem Kollegen einen unnatürlich engen Kontakt gepflegt habe … das spiele man aber nur kurz hoch und lasse es danach mitköcheln. »Dann tritt nämlich jemand von uns diesen Gerüchten entgegen, verstehst du. Aber so, dass er sie gleichzeitig bestätigt. Die sexuelle Orientierung habe mit der Sache nichts zu tun, es dürfe ausschließlich um die fachlichen Mängel des Chefinspektors gehen und so weiter. Damit kaufen wir uns so nebenher die Schwuchtelszene, die sowieso immer größer wird.« Der Mann am Telefon lachte einmal auf: »Genial, was? Wir sind schließlich nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen!« Weil Koller nicht reagierte, fragte der Mann: »He, Sigi, bist du noch dran? Hallo?«
    »Bin da«, murmelte Koller schwach.
    »Dieses verdammte Gewitter. Also kurz, Sigi, unser Ex- Minister baut voll auf dich! Der hat getobt, sage ich dir, als er gehört hat, dass dieser Laber allen Ernstes befördert worden ist.« Und Koller wisse doch, dass der Minister zurückkommen werde. »Was soll der denn sonst auch machen?«, sagte der Mann mit einem dreckigen Lachen. »Und er hat ein Elefantengedächtnis. Der verzeiht nichts. ›Verzeihen und Gnade sind in meiner Jobdescription nicht vorgesehen!‹ Du erinnerst dich, Sigi.«
    Koller hörte kaum zu. Er war benachrichtigt worden, dass sich der Zustand seiner Mutter leider rapide verschlechtert habe, da unvorhergesehene Komplikationen aufgetreten seien. Nur daran dachte er, seit er sein Büro verlassen hatte.
    Die Autoschlange begann sich jetzt langsam auf die nächste Ampel zuzubewegen, und als sein Wagen wieder zum Stehen kam, brüllte Sigismund Koller plötzlich über die Freisprechanlage ins Handy, dass sie ihn alle, aber wirklich alle, auch dieser Scheiß-Ex-Minister, endlich in Ruhe lassen sollten! »Ihr könnt mich nämlich alle am Arsch lecken!«
    Er bebte am ganzen Körper und keuchte vor Aufregung, in die sich sogleich das Erschrecken über das mischte, wozu er sich gerade hinreißen hatte lassen. Er schaltete das Telefon aus und fing zu weinen an. Wenn die Mama jetzt … und ich dann auch noch meinen Job verliere … was soll denn dann werden? Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und übersah, dass das Auto vor ihm schon weitergefahren war. Sofort setzte hinter ihm hysterisches Gehupe ein.
    Erich verständigte sich mit seinem Stellvertreter ohne Worte darüber, dass alle Formalien für die Einvernahme von Bernhard Lux erledigt waren, nur das Eintreffen des Chefinspektors Dr. Laber auf Band festgehalten werden musste, als würde er mit Mühlbauer schon lange zusammenarbeiten. Nach knapper Vorstellung eröffnete er die Befragung des für einen Radiomoderator seltsam verschlossen und abweisend wirkenden jungen Mannes ganz anders, als er es sich in seinem Büro zurechtgelegt hatte. Er ging nicht noch einmal auf den Grund für die Festnahme ein, sondern fragte unvermittelt: »Sie sind also der Google-Mann?«
    Der Beschuldigte sah ihn mit einem Anflug von Verblüffung an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wegen der Kutte.«
    »Deswegen muss man noch lange keiner sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil einem die auch jemand geschenkt haben kann.«
    »Wer hat sie Ihnen denn geschenkt?«
    »Ein Freund der Mama. Für später, hat er damals gesagt.«
    »Warum kannte der Ihre Mutter?«
    Obwohl sein Gesicht kaum eine Gefühlsregung spiegelte – etwas, worauf man nie gekommen wäre, wenn man den Mann im Radio hörte –, fuhr Lux gereizt auf: »Warum wohl? Weil sie im Musical gespielt

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