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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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schützend vors Gesicht halten. Es schaut so aus, als habe der Täter alles zertrümmert, was man in einem Gesicht nur zertrümmern kann … und ich meine natürlich den Schädelbereich. Die genaue Untersuchung wird über alle Details Klarheit bringen.« Die Rechtsmedizinerin werde sich verspäten, fügte der Kollege noch hinzu. »Sie hat angerufen, weil sie eine Reifenpanne hat … ist mir auch noch nie untergekommen. Aber warum eigentlichnicht? Kann passieren, oder? Der Pannendienst hat Probleme, bei dem Stau zu ihr durchzukommen.«
    Erich kämpfte gegen eine akute Atemnot. Er nickte mehrmals und dachte, dass mit so einer Brutalität doch nur vorging, wer von einem ungeheuren Hass angetrieben wurde. Aber wer sollte Vera, seine Vera dermaßen abgrundtief gehasst haben? Vor allem – warum? Warum denn nur?
    »Ihr Handy«, sagte der Kollege und hielt den Kunststoffbeutel mit Veras Mobiltelefon in die Höhe. »Der Täter muss es ihr weggenommen haben, oder es ist ihr aus den Händen gefallen. Jedenfalls ist jemand draufgetreten. So viel ist aber jetzt schon klar, Herr Dr. Laber – das Opfer hätte Ihnen gerade eine SMS geschickt.«
    »Mir?«
    »Ja. Ist aber nicht mehr weit gekommen. Beim Eintippen, meine ich …
Lb. Erich, bitte komm noch
. Dann … muss ihr Mörder gekommen sein.«
    Harlander dürfte die Kollegen während Erichs Abwesenheit vorhin über die Bekanntschaft des Chefinspektors mit dem Opfer informiert haben, denn sie wandten sich jetzt betreten von ihm ab.
    »Die Handy-Uhr ist weitergelaufen … sonst hätten wir wohl schon die Tatzeit …«
    Erich war sehr froh, als in der Tasche seines Blousons
I Shot The Sheriff
erklang, sodass er schnellen Schrittes mit seinem Telefon den Raum verlassen konnte.
    »Ja, Kollege.«
    »Chef, Zugriff ist soeben erfolgt«, meldete Mühlbauer. »Bernhard Lux hat sich im Stiegenhaus ohne jede Gegenwehr festnehmen lassen. Er war auf dem Weg in seine Wohnung.«
    »Gute Arbeit, Kollege Mühlbauer.«
    »Danke, Chef! Aber das war diesmal wirklich ein Kinderspiel. Und bei Ihnen?«
    »Ist alles im Laufen.«
    »Brauchen Sie mich im Mozarteum? Oder den Sigi?«
    »Nein, nein, Sie können sich ganz diesem Lux widmen. Bis später.«
    »Bis später, Chef.«
    Erich hielt das Telefon noch in der Hand, als Harlander aus dem Sekretariat für Tasteninstrumente von den beiden Frauen zurückkam, die Vera gefunden hatten. »Sie stehen noch unter Schock, Chef. Ich habe psychologische Betreuung organisiert.«
    Erich nickte. »Gut so.«
    Der Revierinspektor begann seinen Fehler mit der Verwechslung langsam zu verdauen. Eifrig sagte er: »Den Zimmerschlüssel muss der Täter nach dem Absperren mitgenommen haben. Mit der Befragung der Leute, die gestern Abend noch im Haus waren, warten wir noch, bis wir die ungefähre Tatzeit haben, Chef? Oder soll ich jetzt schon –«
    Erich schüttelte unkonzentriert den Kopf und sagte, dass es später reiche. Er überlegte, ob es nicht jemand aus dem Haus gewesen sein könnte, in beiden Fällen. Als der Chefinspektor wieder allein im Gang stand, ertappte er sich dabei, wie er in Gedanken mit Vera sprach … ihr eindringlich versicherte, dieses verfluchte Schwein baldmöglichst zu finden – und wenn er Tag und Nacht arbeiten müsste! An Schlaf wäre in nächster Zeit ohnehin nicht zu denken.
    Mit einem leisen Seufzen ließ er sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder und stützte den Kopf in beide Hände. Er wollte sich ablenken, kam aber auch dann nicht von Vera los, als er sich sagte, dass ihn sein Beruf zwar regelmäßigvor Leichen stehen ließ, ihn immer wieder zu Opfern von Gewalttaten führte, ihm die Übung im Umgang mit Todesfällen aus seinem privaten Umfeld allerdings weitgehend fehlte. Babsis Mutter, vor so langen Jahren … sein enger Freund und Kollege in Linz – kaum zu glauben, aber mehr waren es in den letzten Jahrzehnten nicht gewesen. Hin und wieder ein entfernter Verwandter – aber das war ihm nie so nahe gegangen, wie ihn jetzt Vera Stelzmanns Tod traf. Er dachte an seine betagten Eltern, die in Statzing ihr bescheidenes Leben führten und sich beharrlich gegen alle Geschenke ihres Sohnes wehrten, die ihnen den Alltag erleichtern sollten. »Aber das brauchen wir doch alles nicht, Erich.« Er musste sie bald wieder besuchen. Sobald die Arbeit hier getan war. Dabei überkam ihn eine heftige Verzweiflung, da er sich doch kürzlich erst ausgemalt hatte, mit Vera für ein Sommerwochenende nach Statzing zu fahren, mit ihr in Luftenberg die

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