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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Kantonist dazustehen, den man bei Beförderungen besser überging.
    Plötzlich hörte Peter das leise Weinen seiner Frau. Er kam sich so schäbig vor. Und feige. Weil er noch immer nicht angesprochen hatte, was ihn die ganze Zeit schon so sehr quälte.
    Schnell drückte er ein weiteres Mal die Kurzwahltaste. Birgits Handy war noch immer ausgeschaltet. Es wirkte auf ihn wie tot.
    Dieser blödsinnige Streit … eine der vielen Lappalien, mit denen er sich und anderen das Leben schon so oft zur Hölle gemacht hatte! Sosehr er sein Verhalten im Nachhineinjedes Mal bereute, so wenig gelang es ihm, es bei der nächsten Gelegenheit zu vermeiden.
    Kleinlaut murmelte er jetzt mit niedergeschlagenem Blick in Annas Richtung, ob sie Birgit vielleicht nicht doch … das Geld gegeben … für eine neue Wertkarte … auch wenn er in der Früh so lautstark gewettert hatte, dass das Mädchen endlich lernen müsse, sparsamer mit dem Guthaben umzugehen.
    Anna blieb stumm. Sie saß da, als habe sie ihn nicht gehört. Er suchte den Blick seiner Frau, als er nochmals verzagt fragte: »Hat sie sich … ich meine, hast du ihr das Geld doch gegeben, für eine neue Karte?«
    Anna sah ihn verstört an.
    »Du hast ihr … hast es ihr trotzdem gegeben?«
    Anna nickte nur zerstreut.
    »Sie hat sich eine kaufen können?«
    »Ja, ja.«
    Peter atmete erleichtert auf. Der Druck, den das Schuldgefühl in ihm erzeugt hatte, ließ nach. Doch gleich darauf wurde ihm bewusst, was das womöglich hieß, wenn Birgit trotz der neuen Wertkarte nicht erreichbar war. Bei diesem Gedanken brach ihm neuerlich der Schweiß aus. – Der Akku war leer … mein Gott … hoffentlich liegt es nur am Akku. Oder nein, natürlich! Was war er nur für ein Schwachkopf, natürlich hatte sie es
ausgeschaltet
… welchen Sinn würde es denn machen, von daheim fortzubleiben, um es ihrem Vater heimzuzahlen, und dann seine Anrufe entgegenzunehmen? Sein Kind war doch nicht dumm.
    Peter ging die paar Schritte zur Balkontür und sah ins Freie. Er starrte hinaus, ohne wahrzunehmen, was draußen vor sich ging. Obwohl er doch nach Birgit hatte Ausschau halten wollen, weil er plötzlich das Gefühl gehabt hatte, sie komme gerade heim. Am liebsten hätte er losgeheult. Einfachlosgeheult, denn wie konnte man auf einmal so alleingelassen sein, sich so entsetzlich hilflos vorkommen?
    Als er sich endlich wieder zu seiner Frau umwandte, musste er mehrmals schlucken, damit er mit belegter, weinerlicher Stimme halblaut die paar Worte herausbrachte: »Wir müssen … Anna, ich glaube, wir müssen … müssen es melden … eine Abgängigkeitsanzeige machen, wenn sie nicht bald …« Wie mit letzter Kraft fügte er noch hinzu: »Wir brauchen Hilfe, Anna, Hilfe!«
    Sie nickte ganz langsam.
    So, wie er es jeden Tag tat, wenn er aus dem Büro kam, ließ Hans Weger in der Garderobe neben dem Schuhschrank seinen Aktenkoffer zu Boden fallen, um ihn bis zum nächsten Morgen nicht mehr anzurühren. Sein Inhalt, allerlei privater Krimskrams, erforderte dies ohnehin nicht. Hatte er doch längst damit aufgehört, zumindest pro forma irgendwelche Papiere aus dem Büro mit nach Hause zu nehmen, nachdem er sich anfangs für alle Mitarbeiter unübersehbar Aktenordner unter die Achsel geklemmt hatte, sobald er mit seinem von Verantwortung gezeichneten Gesichtsausdruck das Büro verließ – ein letztlich gescheiterter Versuch, dem Ruf etwas entgegenzusetzen, nichts weiter zu sein als einer dieser unfähigen wie untätigen Parteigünstlinge, aus denen sich ein Gutteil der bestbezahlten Führungsebene der ENAG zusammensetzte. Eines jener von Parteisekretariaten mit Personal beschickten öffentlichen Unternehmen, in denen das Prinzip herrschte, dass jene, die wenig verdienten, viel zu tun hatten – und umgekehrt. Missstände, die Wegers als Feschistenpartei bezeichnete Gesinnungsfreunde jahrelang lautstark angeprangert hatten – um es danach, nachdem sie dafür gewählt worden waren, den Kritisiertennicht nur gleichzutun, sondern sie auch noch schamlos zu übertreffen. Hans Weger wunderte sich noch immer darüber, dass er das so frühzeitig gerochen und die in Salzburg übermächtigen Konservativen verlassen hatte, bei denen er nur einer unter sehr, sehr vielen gewesen war und nie im Leben von heute auf morgen zum Vorstandsdirektor eines Energieriesen aufgestiegen wäre, obwohl er von diesem Fach nicht die geringste Ahnung hatte, als erfolgreicher Autoverkäufer.
    Er legte Schlüssel und Mobiltelefon auf die

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