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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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ich, »das ist sehr wichtig. Es geht schließlich um die professionelle Vorschulerziehung unserer Zwillinge.«
    »Du spinnst!«
    »Und wir wollen unauffällig bleiben«, setze ich hinzu.
    Ganz so, wie es Siggi immer mit seinen Geheimdienstregeln erklärt: Der erste Grundsatz in der Agententätigkeit ist: Sei belanglos. Langweile deine Beobachter mit Nichtigkeiten, bis sie das Interesse verlieren.
    Ich reiche Monika die Hand und ziehe sie vom Sofa.
    »Und nun komm! Wir sind spät dran.«

43    DIESMAL FINDET der Elternabend bei den »Stoppelhopsern« in der Merseburger Straße statt. Auf dem Weg dorthin sieht sich Monika immer wieder nach möglichen Verfolgern um, was weder besonders unauffällig noch zielführend ist.
    »Lass sie uns doch folgen«, zische ich. »Die sollen ruhig sehen, dass wir nur zu einem popeligen Elternabend gehen.«
    »Ich will wissen, wer hinter uns her ist«, flüstert sie zurück. »Aber ich sehe niemanden.«
    »Dann gibt es zwei Möglichkeiten«. Ich zerre Monika an der Hand die Straße hoch. »Entweder die Verfolger sind unsichtbar. Oder es sind keine da.«
    Im Kinderladen sind schon alle da. Wie immer thront Hugo, der Richter, auf dem Sitzkissen aus der Kuschelecke, und die übrigen Eltern hocken auf kleinen, kindgerechten, aber für Erwachsene sehr unbequemen Stühlen um ihn herum. Damit mir nicht die Beine einschlafen, setze ich mich lieber gleich auf den Boden. Monika dagegen nimmt sich das hölzerne Schaukelpferd und wippt unruhig darauf herum.
    »Da wir jetzt vollzählig sind«, Hugo blättert geschäftig in seinen Papieren, als müsse er seinen Text ablesen, »können wir ja anfangen: Einziger Tagesordnungspunkt heute ist das Verhältnis unserer beiden Erzieher Uta und Karl zueinander. Karl hat seine Kündigung angedroht, weil er die Zusammenarbeit mit Uta bedauerlicherweise unzumutbar findet, und wir müssen uns nun entscheiden, wie wir weiter verfahren und welche Maßnahmen wir ergreifen können, um die Kuh, wie man so schön sagt, vom Eis zu holen.« Er blickt in die Runde, wie bei einer Hauptverhandlung vor Gericht, und fährt fort: »Bei unserem letzten Treffen hatten wir vereinbart, Uta und Karl Gelegenheit zu geben, zu diesem Sachverhalt Stellung zu nehmen, und deshalb sind wir heute hier. Hat jemand Fragen?«
    Niemand. Alle schütteln die Köpfe.
    »Gut.« Hugo schiebt seine Papiere zur Seite. »Dann können wir die Uta jetzt hereinrufen …« Er blickt zu Sabine Goltermann, die der Tür am nächsten sitzt. »Sabine, wärst du so gut?«
    »Moment noch!« Ich melde mich. »Wo ist Karl?«
    »Karl kommt später«, ruft Maren, noch bevor Hugo reagieren kann.
    »Karl scheut natürlich die direkte Auseinandersetzung«, lästert Jana Heidenreich, »war doch klar.«
    »Nun, wir wollten in der Tat vermeiden«, räuspert sich Hugo, »dass es hier zu einem offenen Schlagabtausch zwischen den beiden kommt.«
    »Ja, aber gerade das wäre doch interessant gewesen«, rege ich mich auf, »dass die beiden mal ihre Standpunkte klarmachen!«
    »Das tun sie ja auch«, erklärt Hugo nachsichtig. »Nacheinander.«
    »Aber sie gucken sich dabei nicht in die Augen.« Ich bin wirklich enttäuscht. »Darum ging es mir: dass Karl Uta mal direkt und vor allen Leuten sagt, was er für ein Problem mit ihr hat.«
    »Tut mir leid, wenn wir hier deinen Voyeurismus nicht bedienen können, Dieter.« Klaus Thurn macht eine abfällige Bewegung, und seine Frau Bea fügt erklärend hinzu: »Es geht darum, allen Beteiligten die Sache so erträglich wie möglich machen.«
    »Ihr wollt lediglich Karl die Sache leichter machen«, keift Jana Heidenreich, »weil ihr euch innerlich doch schon für ihn entschieden habt …«
    »Einspruch«, ruft Carlos Lederer. »Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich die Angelegenheit bislang ergebnisoffen betrachte.«
    »Ich denke, das trifft auf uns alle zu«, nickt Hugo mit beschwichtigender Miene, »das ist doch selbstverständlich.« Er gibt Sabine ein Zeichen. »Also, wenn es weiter keine Fragen gibt, können wir Uta jetzt reinrufen, bitte.«
    Sabine öffnet die Tür und verschwindet im Flur, um kurz darauf mit Uta zurückzukommen.
    Die Erzieherin trägt ein schlichtes Kostüm über einem T-Shirt und hat sich die schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Guten Abend«, sagt sie etwas unsicher und setzt sich, da kein Stuhl mehr vorhanden ist, auf einen kleinen quietschegelben Hüpfball. »Ich hoffe, ich erfahre jetzt endlich mal, worum es geht.

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