Mordspech (German Edition)
Ihr tut so geheimnisvoll.«
Ich kann es kaum glauben. Ist sie wirklich ahnungslos? Und wenn ja, warum hat ihr dann keiner gesagt, worum es geht?
»Von wegen Chancengleichheit«, raunt mir Jana Heidenreich zu, »Karl konnte sich vorbereiten, aber Uta muss jetzt improvisieren.«
»Nun, liebe Uta«, Hugo klingt plötzlich etwas heiser, »du kannst dir ja sicherlich vorstellen, warum wir heute alle hier sind.«
»Nein«, antwortet Uta prompt und lacht herzlich auf. »Ehrlich, Leute, ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Dann hat dir Karl nichts gesagt?«
»Nein.« Uta sieht fragend in die Runde. »Was soll er mir denn gesagt haben?«
»Habt ihr«, ergreift Klaus Thurn das Wort, »überhaupt noch miteinander geredet in der letzten Zeit?«
»Wieso sollten wir nicht miteinander reden?«
»Weil Karl uns gesagt hat, dass euer Verhältnis mehr als zerrüttet ist«, antwortet Klaus mit anklagendem Duktus in der Stimme. »So sehr, dass er unmöglich mit dir weiterarbeiten kann.«
Uta schweigt einen Moment lang verblüfft.
Sie hat wirklich keine Ahnung, denke ich. Das gibt’s doch nicht.
»Also erst mal«, sagt sie schließlich, »war mir nicht bewusst, dass ich mit Karl ein Verhältnis habe.«
»Ein Arbeitsverhältnis ist auch ein Verhältnis, liebe Uta«, kommentiert Bea spitz.
»Okay!« Uta sieht sie angriffslustig an. »Und weiter?«
»N-nichts weiter.« Bea senkt errötend den Kopf.
Dafür ergreift ihr Mann Klaus wieder das Wort: »Uta, es ist nun einmal so, dass du mit Karl so nicht weitermachen kannst …«
»Wie ›so‹«, unterbricht ihn Uta, »wie kann ich mit Karl nicht weitermachen?«
»Vielleicht sollten wir Karl doch dazubitten«, mische ich mich wieder ein, »damit er seiner Kollegin selbst sagen kann, was es ihm unmöglich macht, mit ihr zu arbeiten.«
»Was wird mir eigentlich vorgeworfen?«, fragt Uta und sieht mich an.
»Gute Frage«, finde ich und gebe sie an die Runde weiter: »Weiß das jemand?«
»Karl kommt mit dir nicht mehr zurecht«, sagt Maren knapp. »Er will deshalb kündigen.«
Uta schnappt überrascht nach Luft.
»Aha«, sagt sie nur.
»Ich stelle erneut fest, dass Karl hier fehlt.«
»Mann, der kommt doch noch«, faucht mich Maren an. »Nachher!«
»Dieter, du wiederholst dich«, meint Klaus, und seine Bea nickt dazu beflissen.
»Uta hat völlig zu Recht gefragt, was ihr eigentlich vorgeworfen wird. Aber keiner kann ihr eine Antwort geben!« Allmählich komme auch ich in Fahrt. »Karl komme nicht zurecht mit ihr, wird dauernd behauptet, und dass das Verhältnis aus seiner Sicht zerrüttet sei. Mir kommt das alles ziemlich luftleer vor.«
»Wenn es so luftleer wäre, wie du sagst«, belehrt mich Klaus Thurn, »würden wir heute hier nicht sitzen.«
»Davon gehe ich aus, Klaus. Alles andere wäre ja auch albern. Aber weiß irgendwer von euch genau, was Karl für ein Problem mit Uta hat?« Ich sehe sie an. »Uta: Was ist da los bei euch?«
»Ich«, sie zuckt völlig perplex die Schultern, »ich weiß es nicht. Wirklich, ich höre zum ersten Mal, dass Karl überhaupt ein Problem mit mir hat.«
Das nehme ich ihr sogar ab. »Da hört ihr’s«, wende ich mich wieder den Übrigen zu. »Sie fällt aus allen Wolken.«
»Das ist doch nicht unser Problem …«
»Doch, Maren«, widerspreche ich, »das ist genau unser Problem. Denn wenn wir nicht wissen, was los ist, wie sollen wir dann die Lage einschätzen? Und wie soll sich Uta verteidigen, wenn nicht klar ist, was Karl ihr vorwirft?«
»Karl will nicht mehr mit ihr!« Maren ist aufgesprungen. »Nur darum geht’s.« Sie lächelt. »Ganz einfach, Dieter.«
»Ja«, nicken auch Klaus und Bea zustimmend. »Es ist ganz einfach. Karl hat ein Problem mit Uta, und wir würden jetzt gerne hören, was sie dazu zu sagen hat!«
»Ich habe kein Problem mit Karl.« Uta weiß gar nicht, wie ihr geschieht.
»Aber es muss doch irgendetwas zwischen euch vorgefallen sein«, mischt sich jetzt auch Sabine Goltermann ein. »Du musst doch was bemerkt haben!«
»Genau!« Jetzt dreschen sie alle auf Uta ein: Klaus und Bea, Maren und Sabine. »Du kannst doch nicht behaupten, alles sei wie immer gewesen! Wie unsensibel bist du denn? Da arbeitet ihr zusammen, und du kriegst nicht einmal mit, wie sehr Karl unter dir leidet?«
Hilfesuchend sehe ich mich nach Monika um, doch die zuckt nur mit den Schultern. Jana Heidenreich tippt sich gegen die Stirn, und Carlos Lederer und Hugo Powileit lauschen mit aufmerksamen Mienen. Nur Claudine Stamm,
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