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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Pensionsansprüche, hat sich aber, wenn es wirklich hart auf hart kam, immer vor seine Leute gestellt. Wenn wir Mist gebaut haben, hat er den Kopf für uns hingehalten. Grundsätzlich, dann war ihm sogar die Karriere egal.
    Beylich und Matuschka kenne ich zwar noch nicht so lange, aber sie gehören zum Team. Alte Volkspolizisten, standen lange auf der anderen Seite. Können sie mir deshalb gefährlich werden?
    Ich weiß es nicht. Eigentlich traue ich ihnen das nicht zu.
    Dann eher die Typen vom Bundeskriminalamt, diese Lederblousonträger Goerdeler und Paulsen. Wenn sich das BKA einschaltet, gibt es immer ein übergeordnetes Interesse. Und das würde auch zu den Andeutungen des Calabrese passen. Wenn der Iraker Tulfah wirklich beste Beziehungen nach ganz oben hat und es darum geht, einen Skandal zu vertuschen und allzu forsche Ermittler auszubremsen, wen schickt man dann vor?
    Das BKA vermutlich. Diese Behörde ist direkt dem Innenministerium unterstellt, sie unterliegt also, um es mit Enzos Worten zu sagen, den alti papaveri in der Regierung.
    Schon als Goerdeler und Paulsen in unserem Büro auftauchten, hatte ich so ein komisches Gefühl. Allein ihr Auftreten: Ihr seid draußen. Ab sofort übernehmen wir den Fall. Als wären wir Vollidioten. Das kam mir gleich nicht koscher vor.
    Und jetzt der seltsame Einbruch in unsere Wohnung.
    Wir müssen vorsichtig sein, denke ich. Verdammt vorsichtig. Wir sind ins Visier geraten. Vielleicht sind die Tierhaare auch als Warnung gemeint. Ein Einschüchterungsversuch. Sehr subtil, zugegeben.
    Aber warum sonst sollte diese Tante Tilly einen Hund mit in unsere Wohnung genommen haben?
    Monika schlägt in Büchern über indianische Mythologie nach, weil sie glaubt, dort mal etwas über die mystische Bedeutung von Hundefellen gelesen zu haben. Aber sie findet nichts. Auch die Publikationen über keltische und nordische Bräuche, die wir im Regal stehen haben, geben keine Erklärung.
    Einzig ein uralter Ratgeber »Tipps und Tricks für den Automobilisten« aus den dreißiger Jahren für zukünftige KdF-, sprich Volkswagenbesitzer empfiehlt, Pelzreste von kleineren Raubtieren wie Hunden und Katzen im Motorenraum des Wagens zu verteilen. Die Aromen dieser Pelzreste würden Marder und Iltisse abschrecken.
    So habe man nach einer romantischen Rast in deutscher Natur nicht das unangenehme Erlebnis eines Nagerschadens am Wagen. Die possierlichen Tiere würden nämlich, so heißt es in dem Buch, gern mal die Leitungen der elektrischen Anlage eines Automobils verkosten. Mit zuweilen verheerenden Ergebnissen. Oft sei dann eine Weiterfahrt erst nach einer umfassenden Reparatur des Wagens möglich, die Zeit und Geld koste. Doch einmal mit der Bürste durch das Fell eines deutschen Schäferhundes gegangen und dessen Haar im Motorraum des Volkswagens verteilt, und die Gefahr sei auf Dauer gebannt.
    Na prima! Mal wieder was gelernt. Aber bringt es uns weiter? Da Marder und Iltisse in Berliner Wohnungen eher selten sind, wohl nicht.
    Sie werden dir die Haut abziehen, amico.
    »Wir müssen Siggi retten«, sagt Monika sehr ruhig. »Solange er jemandem gefährlich werden kann, ist er selbst in Gefahr.«
    »Wir müssen nicht nur Siggi retten, sondern auch uns. Und dazu müssen wir wissen, was auf diesem Mikrofilm drauf ist.«
    »Wenn das Material wirklich so brisant ist und einen Skandal hieb- und stichfest offenlegt«, erwidert Monika, »dann muss das an die Presse. Und zwar so schnell wie möglich.«
    Recht hat sie. Der beste Schutz ist Öffentlichkeit. Ist die Wahrheit erst mal in aller Munde, kann sie niemand mehr vertuschen. Dann macht es keinen Sinn mehr, uns die Haut abzuziehen. Dann wären wir und Siggi aus dem Schneider.
    »Wir müssen unauffällig bleiben«, warne ich, »wahrscheinlich werden wir beobachtet.«
    »Deshalb fährst du auch morgen ganz normal zum Dienst«, antwortet Monika. »Wenn ich in den Verlag gehe, wird das niemanden beunruhigen, schließlich arbeite ich da. Dann sichte ich das Material und bereite die Veröffentlichung vor. Gleichzeitig geht eine Pressemitteilung an die Agenturen. Das muss durch alle Medien gehen, verstehst du?«
    Ja, denke ich. Nur dann haben wir eine Chance. Ich sehe auf die Uhr.
    »So. Und jetzt gehen wir zum Elternabend.«
    »Zum Elternabend?« Monika sieht mich perplex an.
    »Es gibt Ärger mit Karl«, erkläre ich ihr. »Er will kündigen. Wegen Uta.«
    »Aber das ist doch jetzt nicht wichtig.« Monika schüttelt den Kopf.
    »Oh doch«, widerspreche

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