Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
Unterlagen noch genauer.«
    »Wenn sich die Verdachtsmomente in dieser Hinsicht erhärten, sollten wir den Staatsschutz einschalten.« Palitzsch wandte sich wieder an den Spurensicherer. »Was haben wir zur Tatwaffe?«
    »Nicht viel«, bedauerte Damaschke. »Bis auf ein gefundenes Projektil Kaliber .300 Winchester Magnum und die begründete Annahme, dass es sich um eine Präzisionswaffe mit Zielfernrohr gehandelt haben muss.«
    »Können Sie das Projektil nicht genauer zuordnen?«
    »Nicht wirklich.« Damaschke kratzte sich am Kopf. »Die Win Mag ist eine der weltweit am häufigsten verwendeten Patronen. Ein sehr gängiges Kaliber, lässt sich aus vielen Waffen verschießen. Das kann auch ein Jagdgewehr gewesen sein. Wir prüfen das noch.«
    »Tun Sie das.« Der Kriminaloberrat wandte sich wieder den übrigen Ermittlern zu. »Ihr habt’s gehört, Männer! Wir suchen einen Scharfschützen, einen sogenannten Profi. Und wir suchen nach Waffen, die solche Profis normalerweise benutzen. Präzisionswaffen mit Zielfernrohr. Was gibt es dazu auf dem schwarzen Markt? Wer bietet so was an, wer hat so was verkauft? Da muss es illegale Händler geben, Hehler und so weiter. Sicher haben wir dazu was in der Kartei – und dann nehmt euch die uns bekannten Kandidaten vor und mischt die Szene ordentlich auf. Verbreitet Unruhe, die müssen nervös werden. Und durchleuchtet das Leben dieses linksextremen Fahrradkuriers. Freunde, Verwandte, wir müssen alles über ihn wissen. – An die Arbeit, das war’s!«
    Die Ermittler erhoben sich geräuschvoll von den Stühlen und packten ihre Sachen zusammen. Nur Hünerbein nicht. Er ging zur Tür und versperrte dem Kriminaloberrat, der gerade im Begriff war, mit seiner Sekretärin den Raum zu verlassen, bräsig den Weg.
    »Moment noch, Chef! Würden Sie mir bitte erklären, was das eben sollte?«
    Palitzsch legte den kunstvoll ergrauten Kopf schief. »Was was sollte? Drücken Sie sich präziser aus, Hünerbein!«
    »Wie Sie wünschen, Chef.« Es war ihm anzusehen, wie sehr er mit seinen Emotionen kämpfte. »Sie haben mich eben nach Strich und Faden vor der versammelten Mannschaft diskreditiert. Sie haben meine Autorität ganz bewusst untergraben.« Hünerbein atmete gepresst aus. »Und ich wüsste gern, warum.«
    »Hünerbein, falls ich Ihre Gefühle als Ersten Hauptkommissar dieser Mordkommission tatsächlich ungebührlich verletzt habe«, blieb Palitzsch gelassen, »bitte ich das zu entschuldigen. Doch ich lasse mich nicht für blöd verkaufen. Die Sache mit der Tochter unseres leider heute nicht anwesenden Kollegen Knoop ist doch vorgeschoben.«
    »Aber nein«, rief Hünerbein aufgebracht. »Warum sollte ich was vorschieben?«
    »Keine Ahnung. Aber ich schlage mich mit Ihnen beiden nun schon seit über fünfzehn Jahren herum. Mir machen Sie nichts vor. Und seien Sie froh, dass mich inzwischen auch gar nicht mehr interessiert, was wirklich vorgefallen ist.«
    »Dr. Palitzsch, Sie tun mir und dem Kollegen Knoop unrecht!«
    »Tue ich das?« Palitzsch lächelte. »Dann täte es mir leid. Und sollte es Ihnen gelingen, die gewagte These vom Mordversuch an der Knoop-Tochter doch noch mit beweisfesten Fakten zu untermauern, dann lege ich vor Ihnen und Ihren Leuten einen Kotau hin, dass Sie sich um Ihre Autorität keine Sorgen mehr machen müssen. Versprochen. – So, und jetzt machen Sie den Weg frei« Er schob den verdutzten Hünerbein zur Seite: »Ich habe – genau wie Sie – noch zu tun.«

8    DIE ABSCHIEDSRITUALE bei den »Stoppelhopsern« gehen mächtig auf die Knie. Obgleich sich die Kinder ja am nächsten Morgen schon wiedersehen, wird jedes Mal ein Bohei gemacht, als sage man sich auf ewig Lebewohl. Immer, wenn ein Kind abgeholt wird, stellen sich alle im Kreis auf und singen »Laurentia« .
    Wer nicht selbst Vater ist, wird es noch aus seiner eigenen Kindheit kennen, das ist dieses bescheuerte Lied, wo man bei jedem »Laurentia« und bei jedem Wochentag in die Hocke gehen muss. »Lau-ren-tia, liebe Lau-ren-tia mein, wann werden wir wieder bei-sam-men sein: Am So-honn-tag.« Nur dass statt »Laurentia« der Name des zu verabschiedenden Kindes gesungen wird. In meinem Falle also Liam und Zoé, Namen, die das Versmaß etwas durcheinanderbringen, aber das tut der Sache keinen Abbruch. »Zo-é-hé, liebe Zo-é-hé mein, wann werden wir wieder bei-sam-men sein: Am Mi-hitt-woch.« Denn das ist morgen. Dann werden kniebeugend die Wochentage bis Mittwoch aufgezählt. »Ach, wenn es

Weitere Kostenlose Bücher