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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Kriminalhauptkommissar Knoop geöffnet werden.«
    »Wir werden das an ihn weiterleiten.« Beylich lächelte die Italiener aufmunternd an. »Sie können sich darauf verlassen.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ganz bestimmt«, versprach Beylich. »Ich verspreche es.«
    »Und was ist mit dem?« Sie bedachten Palitzsch mit skeptischen Blicken. »Verspricht der es auch?«
    »Sie können uns ruhig vertrauen«, erwiderte Palitzsch pikiert. »Das ist hier nicht Italien.« Er musste sich sehr überwinden. »Na gut, ich verspreche es«, sagte er schließlich und ging beleidigt an seinen Schreibtisch zurück. »Nun geben Sie es schon dem Kollegen!«
    »Für Herrn Kriminalhauptkommissar Knoop«, wiederholten die Italiener und reichten den Umschlag Beylich.
    »Ich kümmere mich drum. Er wird das Schreiben bekommen. Ganz bestimmt.«
    »Guten Tag!« Die Italiener wandten sich zum Gehen.
    »Vielen Dank. Und Ihnen auch einen guten Tag noch.« Beylich sah den Italienern nach und schloss dann langsam die Tür. »Was hältst du davon?«
    »Was soll ich davon halten?« Palitzsch war sauer. »Warum geben Sie’s dir und nicht mir?«
    »Weil du sie wieder wegschicken wolltest.« Beylich drehte nachdenklich den Umschlag in der Hand. »Was mag hier wohl drin sein?«
    »Mach’s auf!«
    »Wollen wir nicht warten, bis Knoop …?«
    »Papperlapapp! Mach’s auf! Wir ziehen hier schließlich alle an einem Strang.«
    »Ich weiß nicht …« Beylich zögerte.
    »Herrgottnochmal!« Palitzsch sprang auf und nahm Beylich den Umschlag ab. »Bin ich hier nur von …« Er sprach nicht weiter und riss stattdessen den Umschlag auf. »Was ist das denn?«
    Verblüfft zog er eine fremdsprachige Zeitung mit dem Titel »Oslobođenje« aus dem Umschlag.
    »Soll das ein Witz sein?« Er betrachtete das Blatt kopfschüttelnd. »Scheint eine Tageszeitung zu sein.« Fragend sah er auf. »Aus Sarajevo. Vom 10. März dieses Jahres. Was soll das bedeuten?«
    »Darf ich mal sehen?« Beylich blätterte die Zeitung durch. Auf Seite drei war ein Artikel mit einem Marker eingekreist worden, dazu ein Foto von Kämpfern, die triumphierend mehrere moderne Gewehre hochhielten. »Tja. Das ist wohl eher ein Fall für unseren Jugoslawen.«
    Keine drei Minuten später waren Beylich und Palitzsch mit dem »Oslobođenje«-Artikel im »Adriatico-Grill« auf der anderen Straßenseite, wo die Kellner zunächst lautstark diskutierten, wer den Dolmetscher machen durfte. Denn auch hier gab es keine gebürtigen Bosnier, sondern nur Kroaten und Mazedonier sowie einen slowenischen Koch.
    »Das gibt’s doch nicht«, regte sich Beylich auf, »ihr wollt doch nicht etwa behaupten, dass keiner von euch diesen Text übersetzen kann?«
    »Tut einfach so«, sagte Palitzsch feierlich, »als wärt ihr immer noch alle friedliche Jugoslawen. Das ist doch früher bei euch auch gegangen.«
    »Wir waren damals schon ein Vielvölkerstaat«, erwiderte einer der Kellner und bestimmte schließlich seinen Kollegen Željko zum Dolmetscher. Der war zwar Kroate, hatte aber bis zum Krieg in Sarajevo studiert. Zudem sei das Bosnische mit dem Kroatischen eng verwandt, »also mach du es, Željko: Übersetze!«
    Der Zeitungsartikel beschrieb die schwierige Situation im Nachkriegsbosnien. Während der militärischen Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit seien viele ausländische Söldner und Abenteurer in das Land gekommen, um die verschiedenen Gegner und Gruppierungen zu unterstützen. Ultraorthodoxe christliche Milizen, die heiligen Krieger der Muslime, kommunistische Freischärler und militante Rassisten kämpften in einem Krieg, der nicht der ihre war. Und noch heute tummelten sich versprengte Teile dieser Truppen in dem zerstörten Land, nun freilich mit anderen Zielen. Nirgendwo sonst auf der Welt könne man sich derzeit so günstig mit Waffen und Munition versorgen wie in Bosnien-Herzegowina. Das wecke Begehrlichkeiten, wie ein Raubzug auf Versorgungstransporte der NATO -Schutztruppe SFOR zeige. Geradezu generalstabsmäßig sei die Attacke ausländischer Gangster auf einen britischen Frachter in der bosnischen Hafenstadt Neum durchgeführt worden, der Treibstoff und Ausrüstung für die Stabilisation Force geladen hatte. Dabei seien achtundfünfzig hochmoderne Sturmgewehre der Marke Arctic Warfare Magnum gestohlen worden, die für deutsche, zur Sicherheit im Lande stationierte Bundeswehrsoldaten bestimmt waren. Die Hintermänner dieses Coups kämen aus dem Irak, so die Zeitung weiter. Geheime Kommandos von

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