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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Saddam Husseins Baath-Partei verschafften sich so Zugang zu neuester westlicher Waffentechnologie für das durch das UN -Embargo gebeutelte Land zwischen Tigris und Euphrat.
    »Reporter von Oslobođenje haben den Drahtzieher des Coups, der sich Black Arab oder der Schwarze Araber nennt, in den Dinariden getroffen und interviewt.« Željko sah fragend auf: »Soll ich das auch noch übersetzen?«
    »Nur zu, mein Junge«, ermunterte ihn Palitzsch, »nur zu!«
    Der Schwarze Araber outete sich in dem Interview als Chef einer Eliteeinheit der irakischen Armee im Auslandseinsatz. Ihre Aufgabe sei es, Waffen und westliche Hochtechnologie zu erbeuten. Da seine Spezialtruppe autonom arbeite, gehe immer nur ein Teil der Beute, sozusagen als Prototypen, in den Irak, wo man die Dinge dann nachbaue und weiterentwickle. Der wesentlich größere Anteil der geraubten Waren und Waffen werde dem Schwarzmarkt zugeführt, um weitere Aktionen der Truppe finanzieren zu können.
    »Dann wissen wir das jetzt also.« Palitzsch kratzte sich ungeduldig am Kopf. »Interessanter Artikel. Aber hilft uns das weiter?«
    »Es untermauert zumindest unsere Erkenntnis, dass die Mordwaffe im Fall Borngraeber aus Bosnien kommt«, antwortete Beylich. »Neu ist, dass sie von Irakern geraubt wurde. Und das könnte ein wichtiger Hinweis sein.«
    »Dann müssen wir das zügig Goerdeler und Paulsen vom Bundeskriminalamt mitteilen.« Palitzsch bedankte sich bei der Mannschaft des »Adriatico-Grill« für die Unterstützung und spendierte großzügig einen Zehn-Mark-Schein »für die Kaffeekasse«.
    »Vielleicht sollten wir noch etwas warten«, gab Beylich zu bedenken, als sie wieder die Stufen zu ihrem Büro hochstiegen.
    »Womit?«
    »Mit der Weitergabe des Artikels an das BKA .«
    »Warum?«
    »Weil der Artikel für den Kollegen Knoop bestimmt ist.« Beylich blieb stehen. »Und der vielleicht etwas mehr damit anfangen kann als wir.«
    Palitzsch zog sich einen Kaffee aus dem Automaten, nippte daran und verbrannte sich die Lippen. »Verflucht noch mal! Warum ist das Zeug immer so heiß?«
    »Weil kalter Kaffee schlimmer wäre.«
    Der Kriminaloberrat betastete sich seinen Mund. »Na gut, Egon«, sagte er dann. »Wir warten, bis Knoop wieder aufgetaucht ist. Aber dann konsultieren wir sofort den Goerdeler. Der bearbeitet das jetzt. Es ist nicht mehr unser Fall! Ich weiß, es ist hart, aber wir dürfen hier einfach nicht weiterermitteln. Das macht jetzt das Bundeskriminalamt.«
    »Und wenn uns zufällig Erkenntnisse kommen? Wie durch diese beiden Italiener vorhin?«
    »Dann werden die auch ans BKA weitergeleitet. Also die Erkenntnisse, nicht die Italiener.« Palitzsch führte den Pappbecher Kaffee jetzt vorsichtiger zum Mund. »Wir sind dazu verpflichtet, Egon! Wir müssen alles weiterleiten.«
    Beylich nickte verständig.
    Man sah ihm aber an, dass er das Wort »weiterleiten« etwas anders interpretierte als sein Chef.

32    ERST WEIT NACH MITTERNACHT werden die Baulampen eingeschaltet. Zweimal einhundertfünfzig Stück zählen wir. Sie liegen im Abstand von circa zweieinhalb Metern zu beiden Seiten der asphaltierten Landstraße. Zwei gepunktete Linien in der Dunkelheit, jede fast einen halben Kilometer lang, die eine Landebahn markieren. Unglaublich!
    Wir hocken etwas oberhalb der Straße zwischen wilden Holunderbüschen in einem Waldrand am Hang, nicht weit vom Betonplattenweg entfernt, der zur unterirdischen Bunkeranlage führt. Der Platz ist eine Empfehlung des alten Schlünz. Ursprünglich wollte er uns begleiten. Doch der viele Korn hat ihn müde gemacht. Mittendrin in seinen Kriegserinnerungen ist er eingenickt.
    Seit drei Stunden sitzen wir jetzt hier, zwei von Mückenschwärmen und Ameisenkolonien geplagte Typen wie aus einem drittklassigen Abenteuerfilm. Die Gesichter martialisch geschwärzt, die schwitzenden Körper in unangenehm riechende dunkelgraue Schutzanzüge aus Gummi gehüllt.
    Hünerbein hat darauf bestanden. Wer weiß, was noch alles passiert heute Nacht, hat er gesagt. Da sei es besser, auf alles vorbereitet zu sein. Sogar die Gasmasken haben wir mitgenommen.
    Aber warum der Dreck im Gesicht?
    Weil Gesichter in der Dunkelheit als helle Flecken erkennbar seien. Um nicht entdeckt zu werden, müsse man sie schwärzen. Man merke, dass ich nie gedient habe.
    Hünerbein musste als gebürtiger Niedersachse zum Bund und hat gelernt, wie man in Ganzkörperkondomen überleben kann und sich zur Tarnung feuchten Sand ins Gesicht schmiert.
    Ich

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