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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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KAUM HABEN WIR das Oderbruch verlassen, gehen die Handys wieder. Meines meldet sich mit einem lauten Piep. Monika hat eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Sie sei mit den Kindern gut angekommen und alles in Ordnung. Lediglich der Rasen müsse dringend gemäht werden, damit fange man morgen an. Sie werde sich später noch mal melden, Küsschen und aus.
    Wir sind auf dem Weg zum ehemaligen Ostberliner Zentralflughafen Schönefeld, der im Landkreis Dahme-Spree an der südöstlichen Stadtgrenze Berlins liegt.
    »Gehen wir die Sache noch mal ganz in Ruhe durch.« Hünerbein trommelt nachdenklich aufs Lenkrad seiner E-Klasse. »Was wissen wir? Wir wissen, dass nachts heimlich Fässer aus einem alten Wehrmachtsbunker in Altgrieben geholt werden. Wir wissen weiterhin, dass diese Fässer von Transportmaschinen ohne Kennung mit unbekanntem Ziel ausgeflogen werden. Und wir wissen, dass an dieser Aktion russische Offiziere, ein ABC -Kommando der Bundeswehr sowie ein weiterer Militäroffizier, dessen Herkunftsland noch nicht geklärt ist, beteiligt sind.«
    »Nicht zu vergessen die Stasi«, merke ich an.
    »Das ist nur eine Vermutung von Schlünz«, widerspricht Hünerbein. »Wir wissen aber, dass dieser Bunker von der privaten Sicherheitsfirma mit dem schönen Namen International Security bewacht wird, und wir haben berechtigten Grund zu der Annahme, dass sich diese Gruppe das Chaos der Oderflut für ihre Aktion zunutze macht.« Er sieht mich an. »Aber was steckt nun dahinter?«
    »Und warum wird die Sache so vertuscht?«, überlege ich laut. »Warum machen die das so heimlich?«
    »Weil es nicht an die Öffentlichkeit soll«, antwortet Hünerbein. »Aus welchem Grund auch immer.«
    »Kann es sein, dass Altgrieben nur deshalb evakuiert wurde, damit sich die Einwohner später nicht an die nächtlichen Flüge erinnern?«
    »Schlünz und der Pfarrer sind noch da«, gibt Hünerbein zu bedenken. »Und die haben auch Ohren und Augen.«
    »Aber zwei Leute kann man zur Not einfacher ruhigstellen als ein ganzes Dorf.«
    »Dann müsste da aber was auf höchster Ebene laufen«, erwidert Hünerbein. »Ich meine, von wem werden die Evakuierungspläne erstellt? Doch wohl vom Krisenstab in Potsdam.«
    »Ja.« Das ist wirklich mysteriös. »Vielleicht Bestechung«, überlege ich laut. »Hört man doch immer wieder. Der ganze Lobbyismus ist so aufgebaut, so werden politische Entscheidungen beeinflusst. Man kauft sich einen Entscheidungsträger, der die Dinge genauso regelt, wie man das gerne hätte. Und vergiss nicht: Kawelka wurde umgebracht, weil er in dieser Sache recherchierte.«
    »Behauptet Enzo«, erwidert Hünerbein und lässt den Wagen vor dem Empfangs- und Abfluggebäude des Flughafens ausrollen. »Zweifelsfrei wissen tun wir das nicht.«
    Wir wissen überhaupt viel zu wenig zweifelsfrei, denke ich und steige aus dem Wagen.
    Schönefeld ist wie Tempelhof und Tegel einer der drei zivilen Flughäfen Berlins, liegt aber als einziger nicht in der Stadt, sondern gehört verwaltungstechnisch zum Bundesland Brandenburg. Während Tegel vor allem von der Lufthansa genutzt wird und Tempelhof Sitz vieler kleiner Geschäftsfliegerfirmen ist, bedient Schönefeld vor allem den rasch wachsenden Ferien- und Charterflugverkehr. Zudem befindet sich hier die Luftraumüberwachung Nordost, und deshalb sind wir hier.
    Es dauert eine Weile, bis wir uns zur Radarstelle durchgefragt haben. Immer wieder müssen wir abwechselnd unsere Personal- und unsere Dienstausweise vorzeigen, Formulare ausfüllen und gut sichtbare Besucherkarten an unsere Jacken heften, bis wir endlich vorgelassen werden. Nicht in den Tower, wo die Deutsche Flugsicherung sitzt, sondern in ein spartanisch schmuckloses Büro im militärischen Teil des Flughafens, wo uns ein stämmiger Luftwaffenoffizier im Range eines Majors begrüßt.
    »Ungewöhnlicher Besuch«, stellt er zackig fest und weist auf die beiden Stühle vor seinem blitzblank geputzten Schreibtisch, auf dem sich nur ein Laptop befindet. »Meine Herren, setzen Sie sich! Was kann ich für Sie tun?«
    »Tja«, ich überlasse Hünerbein das Wort, »uns interessieren die Flugbewegungen letzte Nacht im Oderbruch.«
    »Oderbruch.« Der Mann tippt auf seinem Laptop herum. »Sektor HVL oder FLG ?«
    »Bitte?« Hünerbein beugt sich schwerfällig etwas vor. »Verzeihen Sie, aber wir sind in dieser Hinsicht Laien.«
    »Oberer oder unterer Luftraum?«
    Wir sehen uns an, sind uns aber auch ohne Worte einig. »Wenn damit tief

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