Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
bis dahin niemandem von dieser Sache, sei es auch den nächsten Blutsverwandten, etwas wissen zu lassen. Unsere kleine Gesandte wird Ihnen wiederum eine dringende Bitte von Uns ans Herz legen, die Wir nicht gern zu Papier bringen möchten. Leben Sie wohl und noch lange zum Wohl meiner Untertanen.
Ich versichere Ihr
in Freundschaft Ihr
Friedrich Wilhelm«
Die mündliche Bitte betraf natürlich ein Darlehen. Unterwürfig übergab die sich hochgeehrt fühlende Frau Niemann erneut einen Teil ihrer Staatsschuldscheine an die »kleine Gesandte«, die sie dem König übergeben sollte.
Aber der König brauchte immer mehr Geld. Nachdem die Niemann ihre Staatsschuldscheine fortgegeben hatte, kamen ihre Pfandbriefe an die Reihe, und als auch diese zu Ende waren, wurde sie bewogen, auf ihr Haus in Charlottenburg zuerst viertausend, dann noch dreitausend Taler Hypothek aufzunehmen. Das war mehr, als das Haus wert war – sie tat es trotzdem, für ihren König.
Insgesamt gingen etwa zwölf Briefe des Königs oder Kabinettsschreiben ein, die alle eigenhändig geschrieben waren, damit am Hof niemand etwas von diesem Geheimnis erfahren konnte.»Unserer lieben treuen Niemann
Unser herzliches Willkommen!
Zuerst Unserer guten Niemann Unseren herzlichen Dank für die dreitausend Taler, die richtig in Unsere Hände gekommen sind; nicht imstande sind Wir, Euch diese Gefälligkeit zu lohnen, wie sich’s gehöret. Euch aber nach Euer Verdienst zu lohnen, schwöre ich, beteuern Wir Euch hiermit.
Im Vertrauen auf Eure unbegrenzte Liebe und Gefälligkeit wagen Wir noch eine Bitte: Wäre es Euch wohl möglich, Uns Euer Kapital noch bis zum 1. Januar in Händen zu lassen, worauf Wir Euch bei der Wiederkehr von Fräulein Henriette Wilke in vier Wochen tausend Taler auszahlen werden. Die Schulden der Elberfelder Feuerkasse haben die Gebrüder Rothschild unternommen zu decken. Der Kassenschaden darf nicht publiziert werden, das heißt, Wir müssen Gelder aufnehmen, auch von der Fürstin Radziwill.
Willigen Sie ein, Unsere gute Niemann, so lassen Sie es Uns bald durch wenige Zeilen wissen. Wir bitten Euch aber, hierin wie schon in den anderen Angelegenheiten, die größte Verschwiegenheit zu beobachten, besonders gegen Eure Verwandten. Lebt wohl, gute Getreue, zürnt uns nicht, bei Unserer Rückkehr sprechen Wir Euch persönlich Unseren schuldigen Dank aus.
Noch einmal lebt wohl, behaltet in gutem Andenken Euren Euch wohlgewogenen
König
Friedrich Wilhelm
Bewahrt diesen Brief als Sicherheit für die sechzehntausend Taler (die in Unsern Händen sind), so auch für die dreitausend, die Ihr auf Euer Grundstück aufgenommen habt.«
∗ ∗ ∗
»Unserer treuen, viel geliebten Niemann
Unseren herzlichen Gruß!
Wir freuen Uns herzlich zu hören, dass es Euch, Unsere gute Niemann, besser geht, und daher sind Wir gesonnen, Euch am Freitag oder Sonnabend auszuzahlen, und zwar auf Unserem Palais zu Berlin. Wir würden es eher getan haben, wäre Uns nicht ein treuer Freund abberufen worden, was Uns in tiefste Trauer versetzt hat.
Gute Niemann, die Zinsen von Eurem Kapital wollen Wir Euch gern in Staatsschuldscheinen auszahlen, es fehlen Uns deren, haben Sie doch die Güte, Ihren Bruder darum durch ein Paar Zeilen ersuchen zu lassen, weil er selbst Uns gesagt, dass er welche hat, wenn Not am Mann sein sollte.
Henriette wird Ihnen sagen, wie Sie es anfangen sollen, da Wir sie gestern schon durch die Fürstin Radziwill davon in Kenntnis haben setzen lassen.
Lebt wohl, ich erwarte Euch Freitag!
Euer wohlgeneigter König
Friedrich Wilhelm«
∗ ∗ ∗
»Gott grüß Euch, liebe gute getreue Niemann!
Unzählige Male haben Wir schon gewünscht, Euch kennenzulernen und Euch bei uns zu sehen! Was werdet Ihr von Uns denken, gute Niemann. Sie halten Uns für keinen gerechten Monarchen, doch Gott sei bei Uns, am Montag sollt Ihr es erfahren, dass Wir dennoch Einer sind.
Montagnachmittag, gute liebe Niemann, fahret hin zu unserer Cousine, der Frau Fürstin de Radziwill, trinkt dort Kaffee und kommt von da zu Uns mit Henriette. Die Fürstin ist auf Euren Besuch eingerichtet.
Am Dienstag kommen Sie noch einmal zu mir… Eine zweite Niemann gibt es nicht, bringen Sie morgen Ihre Hausjungfermit. Bitte aber, sich übermorgen gegen 5 Uhr bei Uns einzufinden, nicht später.
Übermorgen werde ich Euch einen Brief, einen sogenannten Abbittebrief, Eures Herrn Bruders überreichen. Ihr werdet bestimmt alles von ihm wissen, wie er sich gegen Uns
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