Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
vermögenslose Wilke dafürunter Einbeziehung der verschiedenen Verschärfungsgründe zu zwölfjähriger Strafarbeit. In zweiter Instanz wurde dieses Urteil vom Kammergericht bestätigt.
Den polizeilichen Antrag, die Betrügerin auch wegen der beleidigten Majestät zur Untersuchung zu ziehen und zu bestrafen, hatte das Gericht nicht berücksichtigt.
So weit der Bericht von Alexis und Hitzig.
Im Alltag treffen wir ja immer wieder auf Menschen, die mehr scheinen wollen, als sie sind. Im Fall von Henriette Wilke war es neben der Geltungssucht aber auch ein solider Shopping-Rausch, dem sie erlag. Doch damit sind wir schon bei Neigungen, die fast jeder kennt. Manche Menschen geben ein Vermögen für Schmuck, Schuhe oder Handtaschen aus, andere für Autos – wobei Letztere fast immer über Kredite finanziert sind. Und sind Kredite nicht im Grunde auch schon Hochstapelei? Man leistet sich dabei schließlich etwas, das man sich eigentlich nicht leisten kann.
Einer der bekanntesten Hochstapler der letzten Jahre war der Briefträger Gert Postel. Ihm gelang es, durch Täuschung, Charisma und handfeste Fälschungen sowie die Gutgläubigkeit und mangelnde Sorgfalt seiner Umgebung unter anderem, psychiatrische Gutachten zu schreiben, die vor Gericht verwendet wurden, als Arzt fest angestellt zu werden und eine Privataudienz beim Papst zu ergattern. Wer sich über diese Betrügereien ärgert, dem hält Postel vor, doch nur Schwächen im System ausgenutzt zu haben. So gesehen könnte man Henriette Wilke und Gert Postel für Menschen halten, die zwar Schlechtes tun, damit aber verhindern, dass es so oder schlimmer noch einmal passiert.
Man denke an den Kreditkarten-Skandal im Juni 2005. Hacker hatten sich in das Netzwerk der Firma Card Systems Solutions eingeklinkt und die Daten von dort kopiert. Während die Banken selbst – schon aus Imagegründen und durch frühere Angriffe gewarnt – sehr sicherheitsbewusst gewesenwaren, hatte die genannte Firma aus Tucson im US-Bundesstaat Arizona nicht aufgepasst. So konnten die Hacker schätzungsweise vierzig Millionen Kartennummern ermitteln. Dies ist eine typische Schwachstelle: Eine Zulieferfirma beziehungsweise hier eine Firma, die eigentlich nur Daten zwischen Kunden, Händlern und den Kreditkarten-Firmen hin und her schiebt, fühlt sich weniger bedroht als das Unternehmen, in dessen Auftrag sie arbeitet. Aber das ist natürlich Unsinn. Die Bedrohung ist genau die gleiche, denn die Kreditkarten-Nummern ändern sich nicht – egal, ob man sie der Bank oder dem Zulieferer klaut.
Guido Rudolphi, ein Schweizer Fachmann für Computersicherheit, beschreibt gut, wie leicht man sich die Finger an derartigen Spielchen verbrennen kann. »Manche Hacker«, berichtete er, »wollen einfach nur beweisen, was sie können. Andere wollen mit den Daten Geld verdienen. Und dann gibt es noch Hackergruppen, die sich einfach gegenseitig übertrumpfen wollen: Wer hat mehr Netzwerke geknackt, wer hat mehr Kreditkarten-Daten verkauft, wer hat die wichtigste Behörde ausgetrickst und so weiter.
Aber das ist nicht alles. Mit den geklauten Kreditkarten-Daten werden im Zweifel ganze Armeen von Leuten ausgerüstet, die damit ›shoppen‹ gehen – beispielsweise für die russische Mafia.«
Dass man nicht viel von solchen Diebstählen hört, liegt wie bei der Niemann daran, dass die betroffenen Firmen um ihr Renommee fürchten. Sie zeigen die Taten in der Regel gar nicht an. Genau hier kommen die Hacker ins Spiel: Sie zwingen die Firmen, die Sicherheitslücke nicht nur zuzugeben, sondern auch sie zu stopfen, da die Hacker selbst das Sicherheitsloch bekannt machen. Wer sich allerdings als hackender Mahner oder hochstapelnder Betrüger mit Mächten anlegt, die stärker sind als er, muss vorsichtig sein. Besonders wenn man auf die Seite der Datenverkäufer wechselt, kann es gefährlich werden, wie der folgende Fall zeigt.
Tod eines Nerds
Nerd: Oft abwertend gebrauchte Bezeichnung für Personen, die sich hauptsächlich mit Computern oder anderen Bereichen aus Wissenschaft und Technik beschäftigen und deren zwischenmenschliche Fähigkeiten entweder schwach ausgeprägt sind oder zumindest diesen Eindruck erwecken.
Der folgende Fall ist eine harte Nuss. Jahrelang haben sich die Journalisten Susanne Opalka und Olaf Jahn mit ihm beschäftigt und nebenbei die Staatsanwaltschaft dazu gebracht, ein Verfahren wieder aufzurollen, das bis heute wie ein gestandener Wahntraum daherkommt. Denn entweder weiß wirklich
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