Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Pharmafirmen, Rundfunksender und politische Parteien.
Frage:
Beschreib deinen Job bitte mal so, dass ein Laie es versteht.
Schaaf:
Ich entwickle sehr umfangreiche Computerprogramme. Mehrere Programmierer arbeiten monatelang daran. Es dauert nach der Entwicklung noch mal mehrere Jahre, in denen wir Verbesserungen oder Erweiterungen einbauen. Ein Teil der Ideen dafür kommt aus der Entwicklungsabteilung – die Kollegen dort wissen, welche Programme sich verkaufen lassen. Viele Wünsche kommen aber auch direkt von den Kunden beziehungsweise werden von uns zusammen mit Kunden erarbeitet.
Frage:
Warum macht es dir Spaß, solche Riesensoftware zu programmieren?
Schaaf:
Die Arbeit ist abwechslungsreich. Es gibt oft neue Aufgaben, und man kann in gewissen Grenzen eigene Ideen umsetzen. Das Interesse für Technisches spielt natürlich eine große Rolle – Dinge zu reparieren und zum Laufen zu bringen und so weiter. Das ist wie im Comic
Dilbert
: »I just can’t wait to plug you in, my little darling.«
Man kann also etwas Echtes und Praktisches tun – theoretisches Programmieren geht nicht, auch wenn manche das denken.
Mir gefällt auch, dass ich mir das notwendige Wissen selbst erschließen kann, weil die Dokumentationen und Werkzeuge frei im Netz verfügbar sind. Das Wissen wird nicht von oben doziert, sondern ich habe es mir – zusammen mit den Mitgliedern der Gemeinschaften im Internet – selbst angeeignet. Unter anderem wegen der freien Informationsverbreitung ist Programmieren anarchisch, subversiv und avantgardistisch – oder kann es zumindest sein.
Frage:
Was machst du, wenn du im Firmennetzwerk auf Daten oder E-Mails deiner Firma oder deiner Kollegen stößt, die dir nicht passen oder die halb legal sind? Du kannst ja nicht so tun, als hättest du sie nicht gesehen.
Schaaf:
In den meisten Fällen sind die Daten der einzelnen Computerbenutzer durch Lese-/Schreibrechte geschützt, man kommt also nicht ohne Weiteres an »fremde« Daten ran. Als Administrator, der zum Beispiel die E-Mails einrichtet, kann das aber schon mal vorkommen.
Wenn ich in diesem Zusammenhang von illegalen Aktivitäten erfahren würde, dann wäre beispielsweise der Betriebsrat der richtige Ansprechpartner. Ist mir aber noch nicht passiert.
Frage:
Im Berufsalltag geht es also offenbar weniger anarchisch zu. Findest du es trotzdem richtig, dass manche Hacker Daten illegal runterladen, dann veröffentlichen und so auf Sicherheitslücken hinweisen?
Schaaf:
Ich finde es im Prinzip richtig, Sicherheitslücken beispielhaft auszunutzen und öffentlich auf den Fehler hinzuweisen. Wenn es also etwa ein Problem beim Online-Banking gibt, dann ist das Aufklärungsbedürfnis der Öffentlichkeit wichtiger als der mögliche Imageschaden der Bank. Heutzutage ist das Sicherheitsbewusstsein aber ohnehin besser entwickelt als noch vor ein paar Jahren.Es weisen auch nicht mehr nur Hacker auf Sicherheitslücken hin.
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Klaus Fehling arbeitet unter anderem als Theaterautor. Er setzt dabei auch »Wikis« ein, mit denen er offene Webseiten gestaltet, die von jedem Betrachter unkompliziert geändert werden können. Dieses Verfahren nennt sich Basar-Methode. Am bekanntesten ist es durch die Wikipedia geworden, bei der von jedem Benutzer Wissen im World Wide Web bereitgestellt und diskutiert wird.
Fehling ist ein Pionier, der offenen Betriebs- und Denksystemen zum praktischen Durchbruch verhilft. Das läuft der klassischen Art des Programmierens (unbekannte Programmierer und von anderen nicht veränderbare Programme/Webseiten; »Kathedralen-Methode«) zuwider.
Frage:
Beschreib bitte mal deine Programmierarbeit.
Fehling:
Ich sorge dafür, dass Menschen, die zusammen an einer gemeinsamen Sache arbeiten – beispielsweise eine Theatergruppe mit Regisseur, Bühnenbildner, Schauspieler und so weiter –, möglichst immer dann (und nur dann) die (und nur die) richtigen Informationen zur Verfügung haben, wenn sie sie brauchen.
Außerdem helfe ich mit Rat und Technik dabei, dass jeder seine Ergebnisse und Informationen für andere einfach im Netz zur Verfügung stellen kann. Durch die offen angelegten Programme können beispielsweise auch Außenstehende mit Kommentaren und eigenen Beiträgen problemlos und sofort Einfluss auf den Inhalt der Seiten nehmen.
Frage:
Warum macht dir das Spaß?
Fehling:
Für meine künstlerische und journalistischeArbeit ist die Technik ein wunderbares Hilfsmittel. Reibungslose und trotzdem zielgerichtete
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