Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Bezug:Ermittlungsverfahren gegen AUBIS-Gruppe«, schreibt der Pensionär. Da Wienhold in seiner aktiven Dienstzeit auch bei der Mordkommission war, »dürfte es mit entsprechendem Fachwissen in Mordangelegenheiten nicht schwierig sein, gegebenenfalls in eigener Sache zu handeln. Nach meinem Erachten erscheint eine Nachprüfung angebracht. Hochachtungsvoll und mit freundlichen Grüßen«!
Doch es hilft alles nichts. Die Ermittlungen werden eingestellt, die Akten zugeklappt und alle Seilstücke, Sporttaschen und Streamerbänder vernichtet. Von Lars-Oliver Petroll bleiben nur Erinnerungen bei seinen Freunden (und Feinden) sowie ein kriminalistisch nicht mehr lösbarer Fall. Es ist natürlich möglich, dass der Programmierer sich wegen des selbstverschuldeten Drucks, Schulden oder aus irgendeinem anderen Grund umgebracht hat. Doch das ist weder logisch noch wahrscheinlich.
Andererseits: Wer hat behauptet, dass menschliches Dasein logisch und wahrscheinlich ist?
Nachtrag
Kurz vor Weihnachten 2001 bitten die Mordermittler noch einmal den türkischen Berliner zu sich. Er war ja nach eigenen Angaben ungefähr zur möglichen Todeszeit in der Nähe des Fundorts, allerdings angeblich nur auf der nahe gelegenen Avus. Die Polizisten fragen ihn also noch einmal eindringlich, wie sein Schreiben für das Fitnessstudio an den Fundort gelangen konnte. Ist es wirklich von der Avus Hunderte von Metern in den Wald verweht worden? Und warum wehte es überhaupt aus seinem Auto?
Nun erzählt der Befragte eine neue Geschichte. Er sei mit einem Mädchen im Wald gewesen. »Wie soll ich Ihnen das erklären?«, beginnt er. »Ich habe keine eigene Wohnung und wohne bei meinen Eltern. Nach meinem Türkei-Aufenthalt,also nach meinem Urlaub, habe ich dort, an dieser Nebenstraße da, Sex mit einem Mädchen in meinem Auto gehabt.«
Das war es also. Der Wagen der zwei Turtelnden hatte am Anfang des Waldwegs gestanden, der auch zur tödlichen Eiche führte. Plötzlich war aber ein Polizeiwagen gekommen, und jemand hatte mit einer Taschenlampe ins Innere des Autos geleuchtet. Das Mädchen und der Romeo kriegten einen Schreck und zogen sich schnell wieder an. Im entstehenden Gewühl war wohl der Zettel verloren gegangen.
Als der Vernehmungsbeamte fragt, wer denn das Mädchen sei, folgt die nächste Überraschung: Der Zeuge weiß es selbst nicht. »Sie heißt Nadine«, sagt er, »aber der Nachname ist mir nicht bekannt.« Immerhin hat er ihre Handy-Nummer.
Doch über die Nummer kann die Adresse des Mädchens nicht ermittelt werden: Nadine hat einen Prepaid-Anschluss, und irgendwelche anderen Daten von ihr hat der Zeuge weder im Kopf noch sonst wo gespeichert. Als ihr Aufenthalt dann endlich ermittelt ist, kommt auch sie pflichtbewusst aufs Revier. Dort bestätigt sie das Alibi des Schlossers vom Autosex im Grunewald.
Da der Berliner Türke als einziger Mensch im gesamten Fall jemals der Tötung Petrolls verdächtigt wurde, sind die Ermittlungen nach Nadines Aussage nun an ihrem Ende angelangt. Die Staatsanwaltschaft teilt mit, dass der ohnehin nur halbherzig Verdächtigte weder jemals Kontakt zu Petroll noch zur AUBIS-Gruppe gehabt habe. Er hat weder ein Motiv noch eine Verbindung zum Fall. Das Verfahren wird mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Wenn er nicht gestorben ist, dann flirtet er noch heute.
Im September 2006 wurde die Bankgesellschaft zwar nicht aufgelöst, aber immerhin umbenannt. Als das große Logo – eine Triade – vor dem Fernsehturm am Alexanderplatz herabschwebte, war das vielen Berliner Zeitungen ein großes Foto wert. Die Frage, ob Lars-Oliver Petroll getötet wurde oder nicht, wird allerdings weiter im Dunkeln bleiben.
Abb. 52: Im September 2006 trennte sich die Bankgesellschaft von ihrem alten Namen und Logo, einer Triade. Hier bei der Demontage des Logos vom Konzerngebäude in Berlin vor dem Fernsehturm. Jetzt heißt die Bankgesellschaft »Landesbank Berlin Holding«. Die Skandale reißen aber nicht ab: AUBIS-Manager Neuling, im Mai 2006 noch verhandlungsunfähig erkrankt, nahm am 24. September 2006 erfolgreich am Berlin-Marathon teil. (Foto: Clemens Bilan/ddp)
Interviews mit Programmierern
Joachim Schaaf ist fest angestellter Programmierer für Software, mit der unter anderem Waren in Katalogen abgebildet oder bestellt und ausgeliefert werden können. Dazu verwendet er das Betriebssystem Linux und die Programmiersprache Java. Die Kunden sind große Firmen oder Verbände, beispielsweise Versandhäuser,
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