Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
einfältiger Mensch gegen ihn gehabt haben mochte, sondern der Halloween-Suff, sein Dummejungenstreich mit einer entliehenen Gummiwaffe – und der schnellste Schütze des LAPD, der an diesem Abend für alle Beteiligten unglücklicherweise am friedlichen Yoakum Drive in West Los Angeles Streifendienst schob.
Ein unmöglicher Verkehrsunfall
Der folgende Fall, den Erich Fritz im Jahr 1939 schilderte, zeigt, dass auch scheinbar »perfekte« Morde nicht nur durch Zufall, sondern auch durch Hartnäckigkeit, Sachbeweise und eine Portion Fingerspitzengefühl aufgeklärt werden können. Wie schon angedeutet, scheint dieses Thema viele Menschen zufaszinieren, zumindest werde ich sehr oft danach gefragt. Daher also noch einmal meine Mahnung: Perfekte Morde werden von Fachleuten durchgeführt, nämlich von Auftragskillern. Laien sollten sich nicht auf ihr Glück verlassen und stattdessen lieber eine unblutige Lösung ihres Anliegens angehen. Erstens ist das besser für die karmischen Schwingungen, und zweitens weiß man nie, ob die Tat nicht doch auffliegt. Damit zum Fall, wie er von Erich Fritz in der
Zeitschrift für die gesamte Gerichtliche Medizin
(Bd. 31, 1939, S. 162–173) dargestellt wurde:
»Beabsichtigte Verschleierungen eines Verbrechens durch mehr oder weniger geschickte Vortäuschung eines Unfalls oder Selbstmordes gehören nach gerichtsmedizinischer Erfahrung keineswegs zu den größten Seltenheiten. Nahezu jedem Gerichtsarzt mit größerer Leichentätigkeit dürften solche, allerdings etwas ausgefallenen Fälle untergekommen sein. Vor allem finden wir Vortäuschungen bei erhängten oder im Wasser aufgefundenen Leichen und bei Eisenbahnüberfahrungen, insbesondere wiederum am häufigsten bei Schwangeren, wenn sich der Schwängerer der Alimentenzahlung entziehen will und dabei mit dem Kind auch gleichzeitig die Mutter opfert.
Bei Auffindung von Leichen mit geringen oder groben Verletzungen ist daher stets die Leichenöffnung zu fordern, da durch die äußere Besichtigung allein nur in den allerseltensten Fällen beziehungsweise niemals – wie jeder Erfahrene weiß – die Todesursache festgestellt werden kann. Abgesehen von plötzlichen Todesfällen aus natürlicher Ursache erleben wir es nur allzu häufig, besonders bei Jugendlichen, dass trotz Einwirkung schwerster Gewalten die äußeren Hautbedeckungen nahezu unbeschädigt sind, während die inneren Organe umfängliche Zerreißungen aufweisen.
So konnte zum Beispiel in einem Falle ein wegen der Haltung und Lage der Leiche vermutetes Verbrechen erst durch die Leichenöffnung als reiner Verkehrsunfall geklärt werden: Eine weibliche Leiche wurde mitten auf der Straße aufgefunden,mit gespreizten, in den Knien gebeugten Beinen, die Kleider weit nach oben gerutscht, die Geschlechtsteile vollkommen entblößt. Die Stellung musste zuerst auf ein Sexualdelikt hinweisen, doch deutete eine Reihe von Abschürfungen und die nachher festgestellten schweren inneren Verletzungen auf einen reinen Verkehrsunfall hin.
Noch viel schwieriger zu beurteilen sind Verschleierungen von Verbrechen mit nachfolgendem Herabstürzen der Opfer aus der Höhe, insbesondere im Gebirge, oder durch Zugüberfahrung. Da die durch die Verletzungs- oder Tötungsabsicht gesetzten Verletzungen in den nachträglichen umfänglichen Zertrümmerungen und Gewebszerreißungen sehr häufig mit einbezogen sind, werden sie gelegentlich nicht weiter beachtet, da sie durch die meist mehrfachen und groben Gewalteinwirkungen ihre Erklärung finden oder aber letzten Endes überhaupt übersehen werden.
Im Gegensatz zu diesen Mordverschleierungen sind vorsätzliche und mit Überlegung ausgeführte Tötungen unter nachträglicher Vortäuschung eines Verkehrsunfalls auf der Straße doch etwas ganz außerordentlich Seltenes.
Einem Zeitungsbericht konnte ich entnehmen, dass im Allgäu ein Fahrradunglück als Mordversuch an der Geliebten aufgeklärt wurde, doch war es mir bis jetzt noch nicht möglich, die diesbezüglichen staatsanwaltschaftlichen Akten zur Einsichtnahme zu erhalten. Nach dem Bericht wurde die Frau am Rand einer wenig befahrenen Landstraße neben ihrem Fahrrad schwer verletzt, in bewusstlosem Zustand aufgefunden. Den Umständen nach musste zuerst mit einem Sturz vom Fahrrad gerechnet werden, doch ergab die weitere Untersuchung, dass die schwangere Frau vom Vater [des Kindes; M. B.] unter dem Vorwand, sie dem Arzt zuzuführen, an die einsame Stelle gelockt wurde, wo er ihr mit der Fahrradpumpe
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