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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Mündung seiner Pistole zeigte die ganze Zeit auf mich. Während ich schoss, ging ich einen Schritt zurück, um mich in Deckung zu bringen. Da bemerkte ich, dass ich meine Waffe leer geschossen hatte.«
    Hopper war aber noch nicht fertig. Er ließ das alte Magazinaus der Waffe fallen und schob ein neues ein. Erst jetzt bemerkte er, dass der Mann mit der Teufelsmaske auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Trotzdem setzte Hopper über Funkgerät und Handy je einen Notruf ab. Allerdings nahm diesen niemand entgegen – immer noch »zu viel zu tun« und zudem kein Empfang. Hopper wollte dem Schauspieler nun Handschellen anlegen, doch das erübrigte sich. Vier Projektile hatten ihn in Rücken, Bauch und Kopf getroffen, fünf weitere steckten in der Wand. Es war kein Puls mehr zu fühlen, die Hörner der Teufelsmaske waren beim Sturz abgebrochen. Daneben lag die Pistole. Sie war aus Gummi.
    Wenigstens hatten die Polizisten nun einen der Partyveranstalter aufgetrieben. Er stand neben der Leiche und war der eigentliche Bewohner des Schlafzimmers. Bevor die Rettungssanitäter eintrafen, die per Festnetz verständigt worden waren,wurde er aus seinem Zimmer gescheucht. Was genau geschehen war, hatte er nicht mitbekommen, obwohl er sich im selben Raum wie der nun tote Schauspieler befunden hatte. Das lag an den vier Cocktails, die er sich nach eigener Aussage in der Stunde zuvor genehmigt hatte.
    Abb. 58: Die Schüsse durchschlugen den Körper des Partygastes und sind in der Wand, markiert durch Buchstaben-Kärtchen, noch gut zu erkennen. Der Polizist schoss tatsächlich fast schneller als sein Schatten, wie auch Tests mit ihm später ergaben. (Foto: District Attorney, County of Los Angeles, Justice System Integrity Division)
    Über eines waren sich alle Augenzeugen des Ereignisses allerdings einig: Lee hatte seine Gummipistole gezogen – und sie sah einer echten Waffe (einer israelischen »Desert Eagle«-Magnum) verdammt ähnlich. Der Schauspieler hatte sie wohl von einem Filmset ausgeliehen. Auch Hoppers Kollegin und ein Mann, der aus dem Gang ins Zimmer geschaut hatte, bestätigten diesen Ablauf: Lee hatte entgegen jeder Vernunft eine Waffe gegen einen Polizisten gerichtet – und das in einem Land, in dem die Polizei zurückschießen
muss
, da sehr viele Menschen tatsächlich eine Schusswaffe besitzen.
    Abb. 59: Die aus Gummi täuschend nachgebildete Pistole des Schauspielers Anthony Lee (links oben) und das Vorbild, eine echte »Desert Eagle«-Magnum (links unten). Rechts: die Schusslöcher, erzeugt von den Projektilen, welche die Halloween-Party und das Leben von Lee beendeten. (Foto: District Attorney, County of Los Angeles, Justice System Integrity Division)
Erste Zweifel
    »Ich verstehe das nicht«, gab der Theaterautor Mitch Hale – noch deutlich unter Schock – zu Protokoll. Er hatte Anthony Lee bei einer gemeinsamen Produktion kennengelernt. »Anthony war Buddhist, er hasste Gewalt. Wie konnte er da bei einer Schießerei sterben? Er war ein wirklich begabter Schauspieler und ein guter Mensch noch dazu. Es ist niederschmetternd. Wie kann man jemanden auf einer Halloween-Party erschießen?«
    Genauer gesagt hätte die Frage lauten müssen: Wie konnte jemand auf einer Halloween-Party drei Schüsse
in den Rücken und einen in den Hinterkopf
erhalten, der dem Schießenden dabei in die Augen gesehen hatte? Doch diese Details wurden von der Polizei noch einige Tage zurückgehalten. Kein Wunder, denn sofort wurde die Frage nach ethnischen Ungleichbehandlungen laut. Anthony Lee war dunkelhäutig, und schnell meldete sich eine Bekannte des Schauspielers mit dem im Nachhinein prophetischen Hinweis, das »Anthonys größte Angst im Leben war, eines Tages von Polizisten erschossen zu werden, nur weil er ein großer, schwarzer Mann ist«.
    Andere Freunde von Lee gingen sogar noch weiter. Sein Nachbar, mit dem der Schauspieler seit dreizehn Jahren befreundet war, sagte, dass Lee »mit absoluter Sicherheit« niemals auf irgendjemanden gezielt hätte. Auch der Besitzer des »Schlosses« war verwirrt: »Verstehe ich alles nicht. Wenn Anthony wirklich auf den Polizisten gezielt hat, wieso hat der sich nicht einfach geduckt?«
    Ganz so einfach war es wohl nicht. Aber hatte sich Hopper vielleicht trotzdem von Vorurteilen leiten lassen, fühlte er sich vielleicht in dem schmalen Gang in die Ecke gedrängt? Für die Freunde von Anthony Lee war die Sache klar. Sie ließen sich von Gefühlen leiten und erklärten der Presse:

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