Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
zur Kastration (»lieber tot« – es bleibt meine Ansicht, über die ich nicht mit mir reden lasse. Ich bin zu allem bereit, ausgenommen dies. Für mich ist es psychologisch RACHE, auch wenn dieser Gedanke falsch ist. Er ist mit Sicherheit falsch. Meine Gründe: 1. Nazizeit, 2. Angst vor körperlichem Chaos, 3. Wenn man mir die Hoden nimmt, tut man IN FAKTUM genau das, was ich tat). Verstehen Sie mich bitte ganz realistisch: abschneiden = abschneiden. Ein Messer – dasselbe Werkzeug), können Sie nicht ermessen. Ich bliebe bei bestem Willen auf unabsehbare Zeit auf dieser Station, einer Selbstmordverhinderungsstation. Ich bliebe in der Lage, unglaublich scheinendes Vertrauen geben zu sollen und nicht das Geringste davon selbst zu behalten . Ich erwarte, ist die Op. durch die Chirurgen unmöglich geworden, nichts als Kaltherzigkeit. Das ist keine Schwarzmalerei. Für jeden Patienten existiert ein Behandlungsplan. Für mich existiert keiner.
    Was ist für mich Kaltherzigkeit? 1. Sinnloses Festhalten in solcher Station bei Besserung des Krankheitsbildes, 2. zu sagen, »auch wenn keine möglich ist, werden wir Sie ohne Op. nie verlegen«, 3. Meine Bitte um eine Spritzenkur (Hormonmittel,alle zwei Wochen, Einnahme jederzeit, auch nach Entlassung, nachprüfbar ), die besser als die Tabletten ist, ohne Begründung abschlägt. 4. Nichts weiter als einen Show-Versuch zur Förderung zu machen.
    Nach der Aufbauabteilung sollte ich. Alle Leute wurden befragt. Keiner wollte mich, kein Pfleger. Nie wieder geschah etwas nach diesem halbherzigen Versuch. Es wird auch nichts mehr geschehen. Es soll nicht weinerlich klingen, es ist tatsächlich, keine Abtlg. will sich mit mir »belasten«.
    Da es keine Hochzeitsnacht gab, wurde uns fest versprochen, es möglich zu machen, sie unauffällig nachzuholen. Versprochen, wie gesagt. Aber auch dies Versprechen wurde gebrochen (übrigens – Dämpfung bedeutet nicht Unmöglichkeit eines normalen Verkehrs. Es »kommt« nur eben nichts). Dass es bei Verliebten echte sexuelle Not gibt, bestreitet heute niemand mehr. Aber tut man was? Natürlich nicht. – Es tut mir weh zu sehen, wie meine Frau darunter leidet.
    Die Toten sind nicht vergessen. Mancher Laie glaubt das ja. Ich stehe mit einem Pfarrer in Essen in Verbindung. Er ist ein selten humaner Mensch. Er hat Verbindung mit den Eltern der Kinder aufgenommen. Er warb um Vergebung für mich. Das konnten die Eltern nicht, es ist auch noch zu früh. Er sagte ihnen, dass er die Namen der Kinder in Weiß in den Kirchenboden einzeichnen lasse. Er tat es, und sandte mir ein Bild davon. Vater Kahlweiß [der Vater eines der getöteten Kinder; M. B.] schrieb, dass es selten sei, von so was zu hören, die Opfer seien stets schnell vergessen. Ist er nicht zu verbittert?
    Nichts ist vergessen, bei meinen schockierten Eltern nicht, bei Richter Fischer nicht, bei meiner geliebten Tante Maria nicht (erste Äußerung von ihr: »Oh, JÜRGEN – NEIN, NEIN, NEIN!!!«) und, nicht zuletzt, bei mir nicht. Ich kann nicht vergessen, ich muss unter großer Last leben. Darum empfinde ich es auch als gedankenlos, wenn gewisse Leute stets Angst zu haben scheinen, ich könne vergessen. Ich kann niemals vergessen, was ich getan habe. Erinnerung, bittere, kommt jeden Tag.
    Soll ich im Bewusstsein meiner Schuld auf Hoffnung für mich verzichten, in Sack und Asche gehüllt? Nein, finde ich. Es entspricht der menschlichen Natur, wieder gutzumachen (das hoffe ich später beruflich zu tun) und um ein menschenwürdiges Leben zu kämpfen. Darum halte ich meine Kritik am quasi Nichtstun auch für berechtigt.
    Schließlich dürfen Sie nicht vergessen, dass die Ärzte mir Anordnungen gegeben haben (Arbeit, gute Führung, Wohlverhalten, Medizin, auch hormonelle), denen ich mich füge. In dem Moment ist meine Kritik berechtigt.
    Um Ihre Fragen zu beantworten: Einmal in der Woche ist Fußball. Da gehe ich nicht mit, ich kann kein Fußball spielen. Einmal in der Woche ist Tischtennis im Keller. Da gehe ich mit. Alle paar Wochen ist Gymnastikstunde. Auch da gehe ich mit. Eine Chance, sich (mit behördlicher Hilfe, staatlich anerkannt, sonst hat es ja keinen Sinn, da ich meinen Beruf wechseln muss) weiterzubilden, mithilfe der Anstalt, gibt es in diesem Strafbau überhaupt nicht .
    Ein Bild von mir will ich Ihnen senden. Wahrscheinlich wird auch das verboten, weil Sie, so der übertriebene Pressehorror hier, damit sofort zur Presse laufen könnten. Man traut das Ihnen wie jedem zu.

Weitere Kostenlose Bücher