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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Stephanus in Coesfeld, fand bei der Abstimmung keine Mehrheit.

    Im Gegenzug hatten die Schreberfrauen einen fünftägigen Beauty- und Wellness-Trip vorgeschlagen. »Einmal so richtig entspannen, den Alltag vergessen und die Seele baumeln lassen!« Auf dem anvisierten Programm standen Fußmassagen, Hamam, Seifenschaum- und Peelingbehandlungen, Hot-Stone-Körpermassagen, Algen-Körperpackung und andere Sauereien. Zum Abschluss winkte eine Heimpflegeberatung inklusive Beautypass.

    Dass der Vorschlag bei einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Mehrheit angenommen wurde, lag am schwerhörigen Ede Rodenstedt. Er hatte statt ›Wellness‹ ›Loch Ness‹ verstanden − und nach Schottland hatte er schon immer gewollt.

     
    So versammelten sich an diesem Morgen außer den Ehepaaren Farle und Schnell auch Monika und Werner Mürrmann, Philip und Eva Kroll, Horst und Else Lewandowski, Ede Rodenstedt, Klaus Drewniak und seine Lebensgefährtin Edeltraut Dröse am Frühstückstisch. Außer diesen Paaren gehörten zwei Singles zum Team: Jutta Röttger, deren Ehepartner aus den oben genannten Gründen verhindert war, und Metin Demir, dessen Frau auf die vier Kinder aufpassen musste.
    Drehte sich beim Frühstück sonst jedes Gespräch um die Milbenpest an Lewandowskis Stachelbeeren oder um den Maulwurf unter Krolls Rasen, so sorgte Trude Farle an diesem Morgen für ein neues Thema.
    »Wisst ihr schon«, fragte sie, nachdem sie nach einem wachsamen Blick in alle Ecken festgestellt hatte, dass die Witwe noch fehlte, »wisst ihr schon das Neuste?«
    Die üblichen Frühstücksgeräusche dämpften sich nur unwesentlich.

    »Die Jutta …«
    Schlagartig wurde es still. Immerhin war Jutta unbemannt und solch eine Anomalie ließ die Frauen des Vereins schon die Gefahr eines Dauerpflegefalls wittern. Und dass die Männer auf das Stichwort sensibel reagierten, war auch kein Wunder: Mancher von ihnen hätte die junge Witwe gern über ihren Verlust hinweggetröstet. Bei den entsprechenden Annäherungsversuchen waren sie zwar samt und sonders gescheitert, hatten aber ihre Hoffnungen nie ganz aufgegeben.

    »Was ist denn mit die Jutta?«, fragte Philip Kroll schließlich.

    »Nun«, sagte Trude Farle, trank noch ein Schlückchen Kaffee, lächelte geheimnisvoll und konnte sich dann doch nicht länger beherrschen: Ohne Atempause ratterte sie ihren Bericht von der Witwenfront herunter.
    »Na?«, fragte sie schließlich triumphierend.
    Schweigen.
    »Dem Struck geht es doch nur um das eine«, platzte Klaus Drewniak heraus. »Der sucht sich bestimmt jede Woche eine andere.«
    »Wärst wohl auch gerne Masseur geworden«, vermutete Friedchen Schnell.
    »Es guckt keiner hinter den Busch«, orakelte Eva Kroll, »der nicht schon selbst dahinter gelegen hat.«
    Edeltraut Dröse wurde rot und Klaus Drewniak plusterte die Backen auf. Aber die anderen Männer ergriffen sofort für ihn Partei: »So sind die doch alle.«
    »Nein«, sagte Else Lewandowski, die für ihr Leben gern Liebesromane las, »so einer ist der Struck nicht.«
    Trude Farle nickte: »Gönnt den beiden doch das bisschen Glück! Ihr seid ja bloß neidisch.«
    »Aber er passt nicht zu uns«, meldete sich ausgerechnet Monika Mürrmann. »Ich habe gestern schon sein Horoskop gestellt und …«
    Die Blicke der anderen wurden eisig.
    »Wer hier nicht passt«, meinte Lewandowski und schaute Mürrmanns anzüglich an, »das ist noch gar nicht raus.«
    Die Lehrer wurden rot. Außer ihnen hatten alle anderen mit der Hütte zu tun gehabt: Sie hatten dort malocht oder waren, wie Jutta Röttger, mit Stahlkochern verheiratet gewesen. Selbst Meister Farle hatte seine Wurst im Schatten der Hochöfen gepökelt und gehörte fast schon dazu. Aber Mürrmanns? Die hatten doch einst zusammen mit Cohn-Bendit Steine geschmissen und sammelten sie jetzt beim Subbotnik aus dem Rasen vor dem Vereinshaus. In ihrer Gartenlaube diskutierten sie über eine »ausbeutungsfreie, anarchistische Gesellschaft«, hatten aber zugleich ein eisernes Regiment inne, um die Hörder Schreber zum Sieg im Wettbewerb um die schönste Gartenanlage Dortmunds zu führen. Kurz: Sie gehörten zu einer Sorte von Leuten, für die Greenpeace bereits Artenschutz beantragt hatte.

    »Ihr solltet«, sagte Werner Mürrmann, »langsam eure Vorurteile gegen Akademiker ablegen.«
    Das gemeinsame Frühstück endete schließlich doch versöhnlich. Man wollte dem jungen Glück eine Chance geben.

     
    2

    »Unser Schiff ist 1985 gebaut worden und wiegt

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