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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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nichts zu melden hatte. Wenn es Probleme gab, kamen die Leute doch immer zuerst zum Boss.
    Doch dann überraschte der dicke Schorsch Lewandowski mittags mit der Mitteilung, dass die WELAG AG Konkurs angemeldet habe. Das sei soeben in den Nachrichten berichtet worden.
    Jedermann wusste, dass Lewandowski die Vereinsrücklagen in WELAG-Aktien angelegt hatte. Eine stabile, todsichere Kapitalanlage, so hatte er auf der Hauptversammlung argumentiert. Warum sollen ein paar tausend Euro auf dem Girokonto nur Kosten verursachen, wenn sich das Geld für das Vereinsfest durch kluge Anlage schnell verdienen ließe!

    Alle im Verein hatten zugestimmt. Aber was hieß das schon? Nun würde man ihn zum Sündenbock machen.
    Schorsch hatte aufgeschnappt, dass der Vorstand, der heute in Lewandowskis Garten zusammentreffen würde, ein Misstrauensvotum vorbereitete. Man wollte ihn nicht wieder als Kandidaten für die Wahlen zum Vereinsvorsitzenden nominieren. Der Aufstand würde – so Rentner Schorsch – von niemand anderem angeführt als von Jutta Röttger.
    Ein Putsch – nach zwanzig Jahren, während derer sich Lewandowski für den Verein krumm gemacht hatte. Wie viele kostbare Stunden hatte er für Sitzungen geopfert? Wie viele tausend Seiten Protokolle getippt?
    Er hatte Wege geharkt, die die anderen nicht pflegten, Schnee geschaufelt, wenn andere noch schlafen wollten.
    Seine Schreber waren undankbar.
    Lewandowski wünschte ihnen die Krätze an den Hals und Läuse an die Rosen.

     
    Rache hat einen Namen: Horst Lewandowski.
    Er nahm die Tüte mit der Tabletten- und Kräutermixtur von Elsbeths Todestrank und rührte die Zutaten in seinen allseits beliebten Holunderbeersaft. Er hatte die Dosis seiner Schwägerin vervierfacht, schließlich musste sie für den gesamten Vorstand reichen.
    Lewandowski blickte starr in seinen Garten. Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen. Dreimal hatte er den Wettbewerb Dortmunds schönster Schrebergarten gewonnen, zweimal war er Zweiter geworden.
    Sie kamen den Kiesweg entlang: Jutta Röttger, Lutz Krämer und Erwin Farle, gut gelaunt, plaudernd.
    Lewandowski musterte die Ankömmlinge kalt. Was hatten sie schon zu verlieren? Jutta Röttger (HIV-positiv), der humpelnde Lutz Krämer (Prostata), der keuchende Erwin Farle (Zigaretten)?
    Die Welt würde sie entbehren können!

     
    »Glück auf!« Die Dame und Herren Vorstandsmitglieder waren durstig und bedienten sich am schmackhaften Holunderbeersaft. Man sparte nicht mit Komplimenten.
    Eine tiefe Ruhe überkam Lewandowski. Er wusste, was er tat, als er das Glas an seine Lippen setzte.
    Mit jedem Schluck nahm er Abschied. Er dachte an die Jahre im Stahlwerk, an die glücklichen und auch die langweiligen an der Seite seiner Frau, an die Urlaube. Vor allem dachte er an die vielen wunderbaren Jahre im Schrebergarten. Eine Erinnerung, die ihm dieses Trio kaputt machen wollte.
    Als die Gläser leer waren, hob Horst Lewandowski die Stimme an: »Liebe Freunde. Wir beginnen mit unserer Vorstandssitzung. Gibt es weitere Vorschläge zur bekannten Tagesordnung?«
    Er musterte die Gesichter der anderen. Noch schienen sie nichts vom Gift in ihren Körpern zu spüren.
    Punkt eins war die Vorbereitung des Frühjahrsfestes. In diesem Augenblick traf sich sein Blick mit dem von Jutta Röttger. Bemerkte er in ihren Augen ein spöttisches Funkeln? Machte sie sich über ihn lustig?
    Lutz Krämer bemängelte, dass bei der letzten Party nach drei Stunden das Bier ausgegangen war, sodass man abwechselnd zur nahe gelegenen Trinkhalle eilen musste, um Nachschub zu holen.
    Der Versorgungsengpass spreche nicht unbedingt für den Weitblick und das Organisationstalent des Vorsitzenden, kritisierte Lutz Krämer.
    Die anderen nickten.
    Das ist ihre Strategie, dachte Lewandowski. Kleinkrieg. Scheibchenweise seine Kompetenzen beschneiden und dann zum Todesstoß unter ›Verschiedenes‹ ausholen.
    Nach dem vorletzten Gartenfest hatte man ihn beschimpft, weil er zu viel Bier eingekauft hatte und man nicht wusste, wie man die Lagerbestände frisch halten sollte. Damals hatte er lamentiert, argumentiert, diskutiert.
    Heute hatte er keinen Bock auf eine Auseinandersetzung. Es war ihm zu billig, sich in den letzten Minuten seines Lebens für ein fehlendes Fass Bier zu rechtfertigen. Er würde sich nicht zum Objekt ihres miesen Spiels machen. Er spielte sein eigenes.

    Dass die Attacke auf den Vorsitzenden ohne Erwiderung blieb, irritierte die Anwesenden. Fragende Blicke gingen hin und

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