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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Straßenseite tauchte ein ehemaliges Zechengelände auf, das von einem wuchtigen Backsteinbau beherrscht wurde: zwei steinerne Fördertürme, die durch ein gemeinsames Maschinenhaus verbunden waren. Ein Baugerüst und eine riesige Informationstafel verrieten, dass sich hinter der alten Industriearchitektur die neue Schickeria der sterbenden Stadt verschanzen wollte.
    »Donnerwetter!«, staunte Lohkamp und in seiner Stimme schwang deutlicher Neid mit. »Hier müssten wir sechs bis sieben Jahresgehälter für eine Eigentumswohnung opfern …«

    Sie brauchten ganze zehn Minuten, bis sie herausgefunden hatten, dass Katers Geliebte im südlichen der beiden Malakofftürme residierte. Ihr Türschild verriet, dass sie ihr Geld nicht als Krankenschwester, sondern als Physiotherapeutin und Heilpraktikerin verdiente.
    »Mann«, sagte Langer. »Jetzt fällt der Groschen. Die Wunder heilerin von Ückendorf …«
    Lohkamp glaubte, sich verhört zu haben, doch seine Kollegin nickte: »Du musst mal wieder zum Arzt gehen und im Wartezimmer all die Zeitschriften lesen, die du niemals kaufen würdest.«

     
    Van Twente musste den Manager vorgewarnt haben: Als Kater die Tür öffnete, trug er zumindest wieder Hemd und Hose. Aber sein glattes Gesicht war so rot wie nach einem Dauerlauf.
    »Kriminalpolizei.«
    »Weiß ich. Aber ich war’s nicht. Und wir stecken jetzt dick in der Scheiße: Morgen haben wir eine Vertragsunterzeichnung, aber ohne die Unterschrift des Präsidenten läuft da gar nichts.«
    »Lassen Sie mich raten: ein neuer Trainer?«
    »Unsinn. Bas steht nicht zur Debatte. Ich habe einen neuen Stürm er verpflichtet. Einen superklasse Brasilianer.«
    »Der erst nach der Sommerpause kommt. Und zurzeit verletzt ist …«
    Kater zog gleichgültig seine Schultern hoch und machte noch immer keine Anstalten, sie in die Wohnung zu bitten: Offenbar brauchte die Dame des Hauses ein wenig länger als er, um sich wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen.

    »Hören Sie!«, sagte Lohkamp. »Schalke hat das Ziel nicht erreicht, das Sie vor Saisonbeginn verkündet haben. Was macht ein Verein da in der Regel?«
    »Den Trainer feuern. Aber nicht wir.«
    Langer stöhnte auf und wiederholte den Vereinsklatsch, der am Montag in der BLUT-Zeitung gestanden hatte: »Ihr Präsident hat van Twente am Samstag was anderes gesagt, Herr Kater.«
    »Stimmt schon. Aber ich war dagegen.«
    »Ja?«
    »Ja. Weil ich an Bas glaube. Außerdem habe ich ihm eine Menge zu verdanken. Er hat mich vor zwanzig Jahren als Jugendlichen nach Bremen vermittelt. Und da hatte ich meine besten Jahre.«
    »Ich weiß«, nickte die Oberkommissarin. »Zwölf Länderspiele.«
    »Dreizehn.«
    »Na ja – das letzte zählt doch kaum. Gegen Albanien waren Sie nur noch für fünf Minuten auf dem Platz. Als es schon 6:1 stand.«
    Kater starrte sie an: »Kompliment! Das hatte ich schon verdrängt.«
    Eine schlanke Blonde schwebte herbei, ein Jahrzehnt jünger als der Manager, frisch geschminkt und angetan mit einem hauchzarten Sommerkleidchen, für das sie mindestens bis Düsseldorf gefahren war. Sie nickte den Polizisten zu und schenkte ihrem Verehrer einen vorwurfsvollen Blick: »Warum bittest du die Leute nicht herein?«
    Kater starrte seine Geliebte einen Moment lang ausdruckslos an, griff aber endlich den Vorschlag auf: »Hast völlig recht. Ich bin mal wieder etwas zu unhöflich.«

    Sie betraten eine Wohnung, in der nichts mehr daran erinnerte, dass sie sich in einem ehemaligen Förderturm mit meterdicken Ziegelwänden befanden. Große, hell ge strichene Räume, deren sparsame Einrichtung sorgsam ausgesucht war. Im Wohnzimmer versanken die Ermittler in einem teuren Ensemble aus samtweichem Leder.
    Kater startete ohne jeglichen Übergang die zweite Strophe seiner Hymne auf die Unvergänglichkeit einer wahren Männerfreundschaft: »Im Übrigen habe ich Bas van Twente vor einem Jahr hierher geholt, Herr Lohkamp. Aber nicht aus Dankbarkeit, sondern weil er ein Könner ist.«
    »Was man von Ihnen als Manager schon lange nicht mehr sagt …«
    »Wie bitte?«
    »Die Sprechchöre im Fanblock sind nicht zu überhören. Sie haben fünf Millionen Euro in den Sand gesetzt. Für drei Spieler, die zusammen keine fünfhunderttausend wert waren. Die Bayern zahlen solch einen Verlust aus der Portokasse, aber Schalke?«

    »Wir haben einen potenten Sponsor.«
    »Ach«, machte Lohkamp.
    »Hören Sie – ein Manager hat eigentlich gar nichts zu sagen …« Kater wartete brav ab,

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