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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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hat.«
    Lohkamp beugte sich vor: »Frau Wolke, was haben Sie vor zwei Stunden im Büro Ihres Mannes gemacht?«
    »Ich habe ihm gezeigt, was eine Harke ist.«
    »Das Resultat sieht man.«
    Die Wolke sah die Oberkommissarin an und schüttelte ihre braunen Strähnen: »So doch nicht. Nein, heute Mittag hat mich ein Freund angerufen. Ein Makler. Ob ich von dem Penthouse wüsste, das mein Mann in dem Hochhaus an der Oper gemietet hat.«

    »Wussten Sie?«
    »Natürlich nicht. Damit war klar, für wen die Wohnung war. Und darum habe ich Klaus klargemacht, dass er so nicht mit unserem Geld umgehen kann.«

    »Hat er es begriffen?«, fragte Lohkamp.
    »Sicher. Ich habe unser Konto geräumt und unser Guthaben in Sicherheit gebracht. Er sollte sich sein Taschengeld bei mir abholen und Kassenbuch führen.«
    »Und wie hat ihm das gefallen?«
    »Gar nicht. Aber das Penthouse kann er nicht mehr unterhalten. Und damit hat er für dieses Mäuschen jeden Reiz verloren.«
    Eine Weile schwiegen alle.
    Die Sonne setzte Lohkamp zu. Neidisch dachte er daran, dass während ihres ganzen Gesprächs noch kein Auto an dem Grundstück vorbeigefahren war. Eine himmlische Ruhe.
    »Wenn Sie’s nicht waren«, sagte Langer schließlich. »Wer dann? Ihr Sponsor?«
    »Alexander?«, fragte sie erstaunt. »Wegen der paar Euro, die er in diesen Verein gesteckt hat? Unsinn – daran geht Neftprom nicht kaputt. Aber fragen Sie ihn selbst. Er ist extra für die letzten drei Spiele nach Deutschland gekommen und müsste jetzt zu Hause sein …«
    Die Polizisten verabschiedeten sich und verließen das Anwesen.
    Beim Einsteigen fragte Lohkamp: »Was meinst du dazu, Martina?«
    »Na ja – die war’s nicht.«
    »Und wieso?«
    »Mensch, Horst! Überleg mal! Ein toter Ehemann ist nur ein kurzer Genuss. Aber was ist mit einem Gatten, den man in die Pleite getrieben hat und den man richtig leiden lassen kann? Das ist die wahre Rache für Genießerinnen. Und ich schwör’s dir – die hätte diesen Triumph gerne noch ein wenig ausgekostet!«

     
    5

    Alexander Rubljow residierte nur eine Straße weiter in einem dieser Niedrigenergiehäuser, die an drei Seiten so schmucklos und unscheinbar aussahen wie ein altrömisches Landhaus. Aber nach Süden bestand der Bau fast nur aus Glas und bot an schönen Tagen einen Weitblick bis nach Westerholt hinüber.
    Sie wurden in die Wohnhalle des Hauses geführt – auf einen derart weichen Teppich, dass jeder Dackel sich auf Nimmerwiedersehen in den Schlingen verirrt hätte.

    »Bitte, setzen Sie sich doch, Frau Langer. Und Sie auch, Herr Lohkamp. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Kognak? Oder einen sehr trockenen …«
    Der schlanke Mittvierziger sprach ein vorzügliches Deutsch und konnte es nicht fassen, dass seine Gäste einträchtig die Köpfe schüttelten: »Herr Lohkamp, ich bitte Sie! Eine Tasse Kaffee liegt doch klar unter der Bestechungsgrenze. Ein Glas Wein auch. Nur bei meinem Kognak bin ich mir nicht mehr so sicher …«

    »Es geht um Mord.«
    »Ich weiß.«
    »Woher, Herr Rubljow?«
    »Nun, ich hätte im Leben weniger Erfolg gehabt …«
    »Von wem?«, fragte Lohkamp kalt.
    Rubljow lächelte: »Wolkes Sekretärin hat mich angerufen.«

    »Frau Kirsch?«
    »Genau. Traurig, traurig, sage ich nur.«
    »So sehen Sie aber nicht aus.«
    »Nun, dicke Freunde waren wir nicht. Wolkes Art, den Verein zu leiten, war etwas antiquiert. Aber er war trotzdem ein guter Präsident. Das sehen Sie an den Abstimmungsergebnissen bei den Vorstandswahlen.«
    »Haben die Sie nicht gestört?«
    »Unsinn. In Deutschland herrscht Demokratie. Da muss man so etwas wegstecken können. Erst recht in einem Sport verein. Sie kennen doch unsere Fairnesskampagne …«
    Staunend beobachtete Lohkamp den smarten Mann, der in Jeans und T-Shirt lässig vor ihnen stand. Kaum zu glauben, dass Rubljow vor dreißig Jahren ein eifriger Pionier mit rotem Halstuch gewesen war, der jede Kopeke seines Taschengeldes für einen Sticker mit dem Bildnis des jungen Lenin geopfert hatte. Und noch unwirklicher war die Vorstellung, dass er ein Dutzend einst staatlicher Erdölfelder auf demokratischem Wege erworben und mit legalen Mitteln zu dem Milliardenunternehmen Neftjannaja Promyschlen-nostj zusammengeschweißt hatte – was auf Deutsch schlicht und bescheiden Erdölindustrie hieß.

    »Man sagt, Sie wären unzufrieden, weil Sie Schalke gerne zu einem deutschen FC Chelsea hochgepuscht hätten …«
    Rubljow schenkte sich ein Gläschen Champagner ein

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