Mordsschnellweg: Kriminalstorys
bis die Blonde den Kaffee eingeschenkt hatte. Sie tat das mit einer ungeheuren Grazie und ohne ihre lange, noch feuchte Mähne in die Tassen zu tunken.
Mein Gott, dachte Lohkamp, was findet so eine Frau an diesem Kerl? Und plötzlich stellte er sich vor, wie scharf solch ein Fußballprofi darauf sein musste, dass ihre feingliedrigen Hände ihm einen verhärteten Muskel weich kneteten.
Erschrocken rief sich der Polizist zur Ordnung und zwang sich, Klaus Kater genau zuzuhören.
»Also, auch der Präsident ist nicht der wichtigste Mann. Das sieht nur nach außen so aus. Viel wichtiger ist der Mann mit dem Scheckbuch. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats …«
Ausgiebig schilderte er seine Sicht der Vereinshierarchie. Als er fertig war, wunderte sich Lohkamp, dass Kater sich selbst gerade noch vor die Jungs und Mädels in den Kassenhäuschen platziert hatte.
Aalglattes Arschloch, dachte der Hauptkommissar und wechselte den Kurs: »Herr Kater, wenn Sie und der Trainer keinen Grund hatten, Ihren Präsidenten zu vergiften – wer war es dann?«
»Vergiften?«, wunderte sich der Manager. »Ist das nicht eine typisch weibliche Mordmethode?«
»Nicht unbedingt«, sagte Langer und Lohkamp präzisierte: »Na ja – drei von vier Giftmorden werden von Frauen verübt.«
»Aber einer eben nicht«, beharrte die Oberkommissarin.
Kater schüttelte den Kopf: »Dieses Mal war’s eine Frau, und ich kenne da auch eine mit einem vorzüglichen Motiv.«
Die Blonde gab einen Laut von sich, der wohl wie eine Warnung klingen sollte, aber Kater beachtete sie nicht. Stattdessen rückte er mit seinem Geheimtipp heraus: »Lydia Wolke.«
»Und weswegen?«
»Weil Wolke ein Verhältnis hatte. Mit Sabine Kirsch, seiner Sekretärin.«
4
»Cleveres Bürschchen«, sagte Lohkamp, als sie wieder ihren Wagen erreichten.
Die Sonne war weitergewandert und mit ihr der Schatten, in dem sie den Vectra geparkt hatten. Sie kurbelten die Fenster herunter, sobald sie eingestiegen waren, aber erst der Fahrtwind fächelte ihnen ein wenig Abkühlung zu.
»Ich glaube ihm gar nichts«, sagte die Langer, als sie wieder quer durch die Stadt fuhren – diesmal in Richtung Norden, nach Buer.
Obwohl Lohkamp ein alter Ruhrpötter war, hatte es ihn nur selten in diese Region verschlagen. Eigentlich wusste er von dieser Ortschaft nur eines: dass die Ureinwohner auch noch achtzig Jahre nach der Eingemeindung darunter litten, dass man sie ausgerechnet dem proletenhaften Gelsenkirchen in den Rachen geworfen hatte.
»Und warum glaubst du ihm nicht?«
»Intuition. Außerdem …«
»Ja?«
»Diese Vereins-Frickel sind alle so unglaublich cool und routiniert …«
Lohkamp starrte aus dem Fenster. Wieder nur Gebrauchtwagenhändler, Baumärkte und Fitnessstudios. Sie hätten genauso gut in Essen oder Wanne-Eickel sein können. Die alten Industriestädte sahen alle gleich aus. Doch dann leitete ihre Navigationsdame sie an Buer vorbei in besseres Gelände. Felder, Wiesen, ein kleiner Wald. Die Häuser wurden niedriger, während die Abstände zwischen ihnen größer und die Gartenzäune höher und teurer wurden. In einer stillen Straße stand der bescheidene Gebäudekomplex, in dem der Clan des Präsidenten residierte.
Seine Witwe saß im Bikini auf der Terrasse und lackierte sich die Fußnägel – und Lohkamp grübelte darüber, in welchem Chandler-Krimi er das schon gelesen hatte.
»Frau Wolke?«
»Ja?!«
Die Polizisten stellten sich vor und durften sich setzen. Ein Wink, und das Hausmädchen goss aus der fahrbaren Poolbar ein paar kühle Säfte ein.
»Frau Wolke – wir haben eine schlechte Nachricht für Sie.«
»Ist was mit meinem Mann?«
Lohkamp schluckte: »Frau Wolke, Sie müssen jetzt stark sein.«
»Hat ihn endlich jemand umgebracht?«
Bevor Lohkamp dieses ›endlich‹ verarbeitet hatte, hörte er sich sagen: »Wir versichern Ihnen, dass wir alles tun werden …«
Die Witwe lachte: »Bloß nicht!«
»Wie bitte?«
»Wer immer es war – ich bezahle ihm den Anwalt. Eine gute Tat muss belohnt werden. Nicht wahr?«
»Frau Wolke«, begann die Langer irritiert, aber die Dame im Bikini unterbrach sie: »Seine Angestellten hat er schikaniert, seine Kinder vernachlässigt und mich mit seiner einzigen Leidenschaft, dem Fußball, fast in den Wahnsinn getrieben. Als ihm klar wurde, dass ich ihm gar nicht mehr zuhörte, hat er angefangen, mit der Kirsch zu vögeln.«
»Woher wissen Sie das?«
»Das weiß jeder, der mit dem Verein zu tun
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