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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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und nippte an der Schale: »Quatsch. Dann hätte ich doch St. Petersburg Konkurrenz gemacht. Nein, ich wollte Neftprom in Deutschland bekannter machen. Und dann habe ich von dem tiefen Kummer der Gelsenkirchener gehört: fünfzig Jahre ohne Meisterschaft. Das wollte ich ändern. Und die paar Rubel, pardon: Euro, die ich hier reingesteckt habe, waren billiger als ein halbes Jahr Fernsehwerbung. So fügt sich alles harmonisch zusammen.«
    Eine elektronisch aufgepeppte Variante von Carmen zwitscherte durch den Raum.
    »Entschuldigung!« Lohkamp griff hastig nach seiner Jacke und suchte in den Taschen nach seinem Telefon. Endlich presste er es an seinen Gehörgang.
    Martina Langer war unwillkürlich näher gerückt und der Hauptkommissar flüsterte: »Das Labor!«
    Einen Augenblick lang hörte er zu, nickte dann zufrieden und drückte das Gespräch weg. »Tut mir leid, dass wir Sie gestört haben. War aber interessant, Sie kennenzulernen. Und bleiben Sie Schalke gewogen. Der Verein braucht Sie noch mindestens fünfzig weitere Jahre.«

    Kaum saß er hinter dem Steuer, stieß er Martina Langer an: »Ruf doch bitte die anderen, mit denen wir gesprochen haben, in die Geschäftsstelle des Vereins.«
    »Willst du mir nicht sagen, was die herausgefunden haben?«

    »Ach, lass mir doch das kleine Geheimnis …«

     
    6

    Ein halbe Stunde später saßen sie alle im Besprechungsraum des Vereinsvorstands: Sabine Kirsch, Bas van Twente, Klaus Kater und Witwe Wolke, deren bunte Bluse so gar nicht zu ihrem neuen Familienstand passen wollte. Fast alle verbargen ihre Spannung und gaben sich gelassen – nur die Sekretärin fingerte nervös an ihrer Perlenkette. Ihre Augen waren noch immer so nass, dass sich Lohkamp fragte, wie ein solcher Vorrat an Tränen medizinisch erklärbar war.
    Der Hauptkommissar ließ die Versammelten noch ein paar Sekunden schmoren, dann fragte er die Sekretärin: »Frau Kirsch, was kommt in einen guten westfälischen Heringssalat?«

    Überrascht sah die Frau ihn an: »Was schon? Hering. Rote Beete. Gurke. Ein paar Gewürze …«

    Beinahe empört mischte sich Klaus Kater ein: »Das Wichtigste haben Sie vergessen!«
    »So? Was denn?«
    »Das Kalbfleisch. Schön klein geschnitten, das gehört unbedingt hinein.«
    »Kalbfleisch in den Heringssalat? Das ist Verschwendung!«, tönte die Sekretärin.

    »Ja«, sagte Lohkamp. »Verschwendung auf Hanseaten-Art. Und genau damit haben Sie das große Rätsel gelöst, Herr Kater.«

    Staunen im Rund. Martina Langer stemmte für alle Fälle ihre Füße fester gegen den Granitboden. Die Stunde der Fluchtversuche nahte.

    »Wieso das denn?«, lächelte der Manager.
    »Weil Sie soeben ein Geständnis abgelegt haben. Genauer: Sie haben sich verraten.«
    »Ach ja – und womit?«
    Lohkamp grinste und vermaß mit den Augen den Weg, den der Manager zum Ausgang zurückzulegen hatte. »Ihr Präsident hat sonst immer Westfälischen Heringssalat bekommen. Aber wir haben ein gutes Labor und hervorragende Spezialisten. Und die haben herausgefunden, dass Herr Wolke diesmal Bremer Salat im Magen hatte. Mit Kalbfleisch – und ganz unhanseatisch mit einer Prise E 605.«
    Er ließ die Worte ein paar Augenblicke sacken, bevor er auf den Punkt kam.
    »Somit gibt es nur eine Schlussfolgerung: Jemand hat den Salat im Kühlschrank ausgetauscht. Jemand, der von dem Bremer Rezept wissen musste. Und von allen Leuten, die Zugang zu Wolkes Büro haben, hat nur einer lange genug in Bremen gelebt, um diesen Hering mit Kalbfleisch kennenzulernen: Sie.«
    Kater senkte den Kopf. Seine selbstsichere Fassade verfiel und Lohkamp setzte noch einen Hieb hinterher: »Herr Kater, die aufgebrachten Fans werden zufrieden sein. Wir schi cken Sie ein paar Jährchen zur Fortbildung. Im Gefängnis in Werl kriegen Sie jede zweite Woche Heringssalat. Aber westfälischen. Denn Kalbfleisch ist für eine Gefängnisküche viel zu teuer!«

Leo P. Ard: Protokoll eines geplanten Mordes

     
    3. April

    Olaf und ich sind wieder zu Hause. Vor zwanzig Jahren sind wir aus Witten in die neue Welt aufgebrochen, um unser Glück zu suchen. Wir haben es in Dresden gefunden. Unsere Firma macht einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro, Olaf ist Vorsitzender der örtlichen Rotarier, ich sitze im Vorstand der Handelskammer. Eigentlich haben wir keine Zeit für eine Revival-Tour an der Ruhr, aber Olaf bestand auf den Kurzurlaub. Es kriselt zwischen uns. Eine gemeinsame Fahrradtour soll unsere Freundschaft erneuern, meint Olaf. Wie

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