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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Hintermänner?«, fragte Münster erstaunt.
    Der PP blies die Backen auf, als müsste er dem Hauptkommissar das kleine Einmaleins erklären: »Für sich selbst klauen – das machen Leute noch aus eigenem Antrieb. Aber in Robin-Hood-Manier für andere klauen, dahinter stecken doch ganz bestimmt irgendwelche politischen Aktivisten.«
    »An welche denken Sie dabei?«, fragte Münsters Chef.
    »Na, würde das nicht zu den Kommunisten passen?«
    Schweigen. Dann meldete sich der Chef der für Wirtschafts- und Computerkriminalität zuständigen Inspektion 3. »Wie Sie sicher aus meiner Personalakte wissen, habe ich in meinem ersten Leben Wirtschaft und Philosophie studiert. Und dabei auch ein- oder zweitausend Seiten Marx gelesen …«

    Der PP sah unwillig auf.
    »Da stand eine Menge über die Enteignung von Banken und Produktionsmitteln. Also Opel, ThyssenKrupp oder Bayer . Aber dass Spielzeug in Gemeineigentum überführt werden soll …«
    »Wir wollen doch hier keine Haarspalterei betreiben«, knurrte der Präses.
    »Außerdem«, fuhr der Chef der Dritten unbeeindruckt fort: »Nehmen wir mal an, das wären am Montagmorgen wirklich die Kommunisten gewesen. Hätten sie die Buntstifte wirklich der Kirche geschenkt? Ich nehme an, die hätten zuerst die Arbeiterwohlfahrt beliefert.«

    Das Gesicht des PP verfärbte sich ein wenig: Solch massiven Widerstand war er nicht gewohnt. Aber der Chef der Dritten lächelte nur höflich zurück: Der Boss würde bald im Ruhestand verschwinden – und er selbst wäre noch da.
    »Nebenbei bemerkt«, meldete sich nun ausgerechnet der Chef der 5. Kriminalinspektion. Dieser unterstanden nicht nur das Kommissariat Vorbeugung und das Puppentheater mit dem Polizeikasper, sondern auch der gesamte übrige Staats schutz: »Nach unseren Erkenntnissen beläuft sich das Durchschnittsalter der Dortmunder Kommunisten auf 71,3 Jahre. Halten Sie die Leute für fit genug, solch einen Überfall zu starten?«
    Ein leichtes Kichern – von wem auch immer – sirrte durch den Raum. Abrupt stand der PP auf: »In Ordnung. Wenn Sie meinen, der Fall sei beim KK 13 in den besten Händen … Das wäre es dann, meine Herren!«

    Als die Herren ein paar Schritte hinter ihrem obersten Chef den Raum verließen, schob sich der Marx-Experte an Münsters Seite und berührte ihn leicht an der Schulter: »Sehen Sie, jetzt wissen Sie, warum unsere Jungs bei NPD-Kundgebungen immer die Gegendemonstranten verprügeln müssen. Der Mann steckt mit seinem Feindbild noch mitten im Kalten Krieg.«

     
    8

    Unten wartete auf Münster die nächste Überraschung: Nach Lektüre der Morgenzeitung hatte sich eine Kindergartenmutter aus Dortmund-Brackel bei der Polizei gemeldet. Auch die Tagesstätte, in die ihr Sohn ging, hatte am Dienstagmorgen eine anonyme Spielzeugspende erhalten.
    »Und wem gehört der Kindergarten?«, fragte Münster.
    »Raten Sie mal, Chef!«
    »Auch katholisch?«
    Der Kollege nickte.
    »Gut. Ruf unsere Leute zu einer Dienstbesprechung zusammen.«

     
    Die Ergebnisse des Meetings waren entmutigend. Noch immer gab es keine Zeugen, die weitere Auswertung der Tatortspuren hatte nichts gebracht – und auch das Tatfahrzeug blieb verschwunden. Niemand hatte eine brauchbare Theorie über den möglichen Täterkreis.
    »Aber vielleicht gibt es doch noch eine Chance«, sagte Münster. »Immerhin sind drei katholische Kindergärten die Begünstigten …«
    »Aber vielleicht sind es ja wirklich Spenden. Großenau hat doch gesagt, das wären nicht seine Sachen.«
    »Falsch. Unterschrieben hat er die Aussage, dass er diese Spenden nicht als sein Eigentum erkannt hat. Für uns heißt das gar nichts. Und wir haben derzeit keinen anderen Anhaltspunkt. Deshalb werden wir alle Mitarbeiter der drei Kirchengemeinden und ihr persönliches Umfeld untersuchen müssen …«
    »Glaubst du etwa, die drei Pfarrer hätten sich zusammengetan und den Überfall durchgeführt?«
    »Für Glaubensfragen bin ich nicht zuständig. Aber ich weiß: Auch Pfarrer sind Menschen. Und sogar welche ohne Alibi.«
    »Wie das denn?«, fragte Verena.
    »Weil sie immer alleine schlafen – müssen!«
    Seufzend machten sich alle an die Arbeit.

     
    »Warum lasst ihr die Sache nicht einfach auf sich beruhen?«, fragte Sarah Münster ihren Mann beim Abendessen. »Es gibt doch so viele Diebstähle, die ihr nicht aufklären könnt …«
    »Erstens die Schadenssumme. Weitaus höher, als wenn jemand nur in eine Wohnung einbricht und den Videorekorder mitnimmt.

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