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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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kräftigsten und trug sie in den Garten.
    Sein Aufmarsch wurde mit Argwohn von einem Mann beobachtet, dem offenbar jeder Sinn für feierliche Momente fremd war.
    »Tach, Lewandowski!«, tönte Gerd Hasselbrink. »Wird ja auch Zeit!«
    Lewandowski unterbrach die Zeremonie. Trotz der ungebetenen Unterbrechung wollte er nicht unhöflich erscheinen. »Für mich beginnt damit immer der Sommer!«

    Das schien ihm genug der Erklärung. Er kniete sich neben die bereits gesetzten Rotkohlpflanzen und befreite vorsichtig die fast handgroßen Tomatensetzlinge in seinen Händen von ihren Töpfen.

    Liebevoll platzierte er die fingergroßen Stecklinge in die vorbereiteten Mulden, bemüht, das zarte Wurzelwerk nicht zu beschädigen. Er bohrte zwei fast meterhohe Bambusstöcke neben die Setzlinge und schaufelte mit den Händen den vorbereiteten Kompost in die Lücken. Mit kleinen Kiessteinen stützte er die Stöcke ab.
    Er stand auf, begutachtete sein Werk und sah, dass es gut war.

    »Daneben – sind das Kohlköpfe?«
    Erschrocken fuhr Lewandowski herum.
    Gerd Hasselbrink lehnte noch immer an der Gartenpforte. Lewandowski fühlte sich von den voyeuristischen Blicken Hasselbrinks nachhaltig belästigt. Genauer gesagt: Er fühlte sich durch Hasselbrink überhaupt belästigt.

    Der pensionierte Biologielehrer vom Clarenberg hatte die Nachfolge von Heinz Drahle angetreten, der unter mysteriösen Umständen unter die Erde gekommen war. Lange Zeit hatten die Schreber der Anlage Zum tollen Bomberg erfolgreich verhindert, dass irgendein Möchtegernschreber Unruhe in die Idylle brachte. Die Bewerbung des Biologielehrers hatten sie schließlich angenommen, weil sie sich von ihm manchen nützlichen Hinweis erhofften. Doch Hasselbrink wurde eine Plage. Er wusste alles besser. So empfand es Lewandowski und er wusste, dass er mit dieser Auffassung nicht allein war. Schließlich hatte er als Vereinsvorsitzender das Ohr an der Basis.

    »Ja, das ist Kohl«, sagte Lewandowski.
    »Schlecht!«
    Lewandowski legte die Stirn in Falten.
    »Wieso?«
    »Schon mal was von Kohlgallenrüssler und Erdschnaken gehört?«
    »Natürlich!«
    »Und Sie glauben, die würden Ihre Tomaten verschonen?«
    Lewandowski rammte gereizt einen weiteren Bambusstab in den Boden. »Ich pflanze seit zehn Jahren Tomaten neben Kohl. Und bislang haben die Erdschnaken meine Tomaten immer in Ruhe gelassen!«
    Gerd Hasselbrink war ein hochgewachsener Mann mit fahlem Gesicht und weißem Haar. Als er sich aufrichtete und seine braunen Augen gegen die Sonne blinzelten, fühlte sich Lewandowski an alte Dr.-Mabuse-Filme erinnert.
    »Es muss nicht zwangsläufig sein«, setzte Hasselbrink seine Attacke fort. »Aber der Kohlgallenrüssler liebt die Abwechslung. Außerdem werden Sie zugestehen, dass die Erdraupe beide Pflanzen gleichermaßen mag. Wenn sie erst einmal den Stiel der Kohlpflanze durchgenagt hat, sucht sie im Umfeld nach neuem Futter. Und dann gute Nacht, Tomaten!«

    Lewandowski kochte innerlich vor Wut. Dieser Scheißkerl versaute ihm mit seinem Vortrag den schönsten Tag im Jahr.
    »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Garten!«, sagte er leise.
    Hasselbrink schüttelte den Kopf. »So haben wir nicht gewettet. Eine Vermehrung von Erdraupen hat auch Konsequenzen für meine Aufzucht …«
    Lewandowski prustete los. »Sie glauben doch nicht, dass sich meine Erdraupen zu einer Formation aufstellen und losmarschieren, vorbei an Krolls und Farles Garten und dann bei Ihnen einfallen!«
    Hasselbrink schüttelte erneut sein weißes Haupt. »Die Spatzen! Vermehrtes Kriechgetier lockt die Vögel an. Und denen gefallen vielleicht meine Kirschen!«
    Lewandowski fiel die Kinnlade herunter. Er schwieg.
    Hasselbrink reckte sich. »Der Grund meines Kommens ist übrigens ein anderer. Am nächsten Samstag will ich in meinem Garten eine kleine Einweihungsparty geben. Dazu möchte ich natürlich alle Nachbarn einladen.« Hasselbrink hob die Hand zum Gruß. »Das Wetter wird sicher schön!«
    Lewandowski war sich nur in einem sicher: Am nächsten Samstag würde er lieber die Schwiegereltern in Huckingen besuchen, als diesem Arsch seine Aufwartung zu machen.

     
    2

    Die Tagesordnung der Vorstandssitzung am Sonntag war nicht sehr lang. Die Formblätter für den Dortmunder Wettbewerb Naturschöner Garten wurden ausgeteilt, die Modalitäten für die Pflege des gemeinsamen Weges und der Restaurierung der Pforte besprochen, die Urlaubsvertretungen andiskutiert.
    Lewandowski versorgte die

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