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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Und zweitens die kriminelle Energie: Es ist doch ein Unterschied, ob man eine einfache Balkontür aufhebelt oder ein Auto als Rammbock einsetzt.«
    »Okay. Und ihr untersucht jetzt alle Mitarbeiter der drei Tagesstätten?«
    »Genau«, grinste er.
    »Mich auch?«
    »Dich vor allem. Das Fell eines Unschuldslamms ist immer noch die beste Tarnung.«
    »Darf ich in diesem Zusammenhang eine kleine Bitte äußern?«, fragte sie, während sie bereits nach dem Saum ihres Pullovers griff.
    »Aber ja. Welche denn?«
    »Nun – ich möchte, dass mich der Leiter der Ermittlungsgruppe persönlich untersucht. Und zwar sofort …«
    Selten bereitete ihm eine Überstunde so viel Vergnügen wie diese. Und ebenso selten bescherte ihm ein Freitag eine solch tiefe Enttäuschung wie der folgende Tag: Gegen Mittag sickerte durch, dass drei weitere Tagesstätten eine umfangreiche anonyme Spielzeugspende erhalten hatten. Und diese Tagesstätten waren alle evangelisch.
    »Verdammte Hacke!«, fluchte Münster, als er die Meldungen nach und nach auf den Schreibtisch bekam. »Und wo stammen die Spielsachen her?«
    Keine Antwort – aus Dortmund war keine passende Einbruchsmeldung eingegangen. Also setzte Münster zwei Leute ans Telefon, um in den Nachbarstädten nachzufragen. In Kamen wurden sie fündig. Dort hatten Unbekannte einen Lkw entführt, der drei große Warenhäuser im Ruhrgebiet mit Spielzeugnachschub für das Weihnachtsgeschäft beliefern sollte. Der entführte Lkw wurde am Abend gefunden. Auf dem Parkplatz vor dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum. Keine hundert Meter vom dortigen Polizeipräsidium entfernt.

     
    9

    Der folgende Sonntag war der dritte Advent. Der Himmel über dem Ruhrgebiet war blau und klar und die Temperatur stieg mittags in den zweistelligen Bereich. Kaum hatte er alle seine Predigten gehalten und die Messdiener entlassen, legte Pfarrer Hagedorn seine Soutane ab, streifte den Jogginganzug und die Laufschuhe über und fuhr hinüber ins Olpketal, wo er seinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem Altersheim abstellte.
    Von seinen Kumpels war noch nichts zu sehen, also steckte er sich, in die Sonne blinzelnd, eine jener leichten Mentholzigaretten an, die er sich an besonders schönen Tagen gönnte. Und wann immer er deswegen ein schlechtes Gewissen bekam, dachte er an jenen Alt-Bundeskanzler, der mit dieser Sorte immerhin über achtzig geworden war und sich noch immer des Lebens erfreute.

    Noch bevor Hagedorn aufgeraucht hatte, wurde ein zweites Fahrzeug gleich neben seinem Wagen eingeparkt. Zwei Männer stiegen aus, Mitte vierzig wie er und ebenso muskulös und sportlich: »Na, du alter Sünder!«
    Hagedorn lächelte: Es war immer angenehm, seine beiden besten Freunde aus dem Priesterseminar zum Joggen oder zum Skatspielen zu treffen. Und jetzt waren sie sogar Leidensgefährten geworden: Die Kindergärten ihrer Gemeinden hatten die beiden anderen Spendenlieferungen bekommen.

    »Na, wie war eure Woche? Auch so ein Schlafdefizit?«

    Die beiden anderen Priester grinsten. Und einer sagte: »Keine Ahnung, wovon du redest. Lass uns lieber loslaufen. Wir müssen auch mal an unser eigenes Wohlergehen denken.«

Leo P. Ard: Zwerg mit Lunte

    Der Mörder ist immer der Gärtner − Teil 3

     
    1

    Für Horst Lewandowski war es ein großer Tag. Borussia Dortmund hatte Bochum mit 3:1 abgeschrubbt. Ein gutes Omen. Aber Lewandowskis Euphorie hing in erster Linie mit den klimatischen Bedingungen auf der Erde zusammen, genauer gesagt mit dem blauen Himmel über Dortmund-Hörde. Tagelang hatte der auf Rente gesetzte Stahlkocher vor dem Fernseher gefiebert – Tiefdruckgebiete verwünscht, Kaltfrontzonen verflucht. Die Maisonne ließ auf sich warten.

    Heute war es so weit. Die Sonne jagte das Thermometer an der Laube auf satte zwanzig Grad.
    Die Vorarbeiten hatte Lewandowski schon lange abgeschlossen; seit elf Uhr waren seine Gedanken auf den entscheidenden Moment ausgerichtet.
    Als das letzte lang gezogene »Hhhhoooo!« aus dem nahen Stadion verklungen war und seine Gartennachbarn Jupp Schröder und Philip Kroll am Zaun vorbeihetzten, um in der Sportschau den grandiosen Sieg noch einmal zu erleben, ging Lewandowskis Atem schneller.
    Um fünf vor halb sieben schlich er in die Laube zurück, nahm einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und gönnte sich ein Schnäpsken.
    Dann warf er einen letzten Blick auf seine Schützlinge, streichelte sie und flüsterte: »Die Freiheit ruft!«
    Mit zittrigen Händen nahm er die beiden

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