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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Vorstand!«
    Mürrmann kramte in seinem Erfahrungsschatz von stundenlangen Lehrerkonferenzen. »Die beiden sind vom Vorstand zu einem besonderen Tagesordnungspunkt eingeladen worden – als Experten!«
    »Experten für Körperverletzung?«, höhnte Hasselbrink.
    Klaus Drewniak schoss aus seinem Stuhl.
    Lewandowski hielt ihn am Arm fest. »Was wollen Sie?«
    »Ihre Sitzung ist satzungswidrig!«
    Lewandowski machte ein Gesicht, als habe er eine Erdraupe beim Stabhochsprung beobachtet. »Bitte?«
    Hasselbrink nestelte ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Jackentasche und warf einen Blick darauf. »Laut Paragraf 8 müssen der Termin einer Vorstandssitzung und ihre Tagesordnung mindestens vierzehn Tage vorher schriftlich angekündigt worden sein, damit die Vereinsmitglieder Anträge stellen können.«

    Hasselbrink musterte die Gesichter der Vereinsmitglieder. »Ich habe keinen Aushang im Kasten bemerkt!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stakste er von dannen.
    Erwin Farle war der Erste, der seine Sprache wiederfand. »Friedchen? War das vorhin ein Antrag?«

     
    3

    Am Dienstag war die recht heruntergekommene Laube von Klaus Drewniak Ziel eines Massenauflaufs.
    Nach und nach betraten einzeln oder zu zweit Schreber des Tollen Bombergs den Bretterverschlag, der mitunter – Drewniak hatte es nie bestritten – auch zum Hehlerlager für geklaute Ersatzteile diverser Motorräder umfunktioniert wurde.
    Drewniak hatte eine Batterie Bierflaschen vor sich aufgebaut und sich auf einen langen Abend vorbereitet. Er genoss es, mal im Mittelpunkt zu stehen.
    In der Mitte seines Getränkevorrats stand ein Bowlenglas, dickbauchig und aus geschliffenem Kristall. Friedchen Schnell hatte es als Ehrensache angesehen, ihr Hochzeitsgeschenk zur Verfügung zu stellen. Nun diente es dem Verein als Wahlurne. Acht weiße Zettel lagen bereits auf dem Boden des Gefäßes.

    Knarrend öffnete sich die Tür und das Ehepaar Farle machte seine Aufwartung. »Sind wir die Letzten?«
    »Iwo!«
    Ehrfurchtsvoll hielt das Metzgerehepaar seine zusammengefalteten Zettel in den Händen.
    »Hier rein!« Mit großer Geste nahm Drewniak den Bowlendeckel ab.
    Zwei Zettel segelten auf den Boden des Kübels.
    Erwin Farle räusperte sich verlegen. »Gibt’s schon ’ne Hochrechnung?«
    Drewniak schloss behutsam die Urne und schüttelte den Kopf. »Ist ’ne geheime Wahl!«
    »Wie erfahren wir das Ergebnis?«
    Trude Farle fuhr sich aufgeregt durchs Haar. »Man muss sich doch innerlich vorbereiten!«
    »Wenn eine Zweidrittelmehrheit erreicht ist, hisse ich die Borussia-Fahne, sonst das Dortmund-Wappen.«
    »Und wann?«
    »Wenn alle Stimmen abgegeben worden sind.«
    »Tja, dann gehen wir wieder«, knurrte Farle, der am liebsten bis zur Auszählung ausgeharrt hätte.
    »Noch eins«, meinte Drewniak. »Sollte eine Mehrheit zustande kommen, dann wird’s ein bisschen teurer. Jeder muss dann noch ’nen Fuffi in die Vereinskasse legen!«
    »So viel?«
    »Ist aber Qualitätsarbeit.«
    »Dafür ist mir jeder Betrag recht!«
    Erwin Farle schob seine Frau aus der Tür. »Glück auf!«

     
    Um zwanzig nach zehn – es war stockdunkel – wankte Drewniak nach draußen.
    Horst Lewandowski erwartete ihn schweigend am Zaun.
    Drewniak pinkelte an die Johannisbeersträucher und suchte dann mit einer Taschenlampe den Weg zum Fahnenmast.

    »Waren alle da?«, fragte Lewandowski.
    »Achtundzwanzig abgegebene Stimmen. Alle gültig!«
    Gemächlich entfaltete Drewniak eine Fahne und befestigte sie würdevoll an der Schnur.

    Zug um Zug schwebte die Fahne nach oben.
    Am Gartenzaun wurde es plötzlich lebhaft.
    Vier Taschenlampen begleiteten den Stofflappen auf dem Weg zur Spitze des Mastes.
    Eine Brise blähte das Tuch auf.
    Die Vereinsfarben der Borussia flatterten im Wind.
    »Einstimmig!«, verkündete Drewniak.

     
    4

    Der kommende Samstag bescherte der Borussia eine Auswärtsniederlage, den Hörder Schrebern aber einen strahlend schönen Tag. Am Vormittag wurde gegraben und gejätet, geharkt und gepflanzt, was das Zeug hielt.
    Über den Gartenzaun kommentierten die Kleingärtner fachkundig die Wachstumserfolge ihrer frisch ausgesäten Blumen, die Stabilität der Endiviensalate und schätzten bereits den Ertrag der diesjährigen Kirschernte.
    Ein Thema wurde vermieden: die bevorstehende Feier bei Hasselbrink.
    Erst als Schatzmeister Farle durch die Parzellen zog und den Tribut einforderte, machten sich Nervosität und Anspannung breit.
    Parallel zum Beginn der

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