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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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passiert war, konnte sich jeder selbst vorstellen.
    »Kommen Sie!«, sagte Steigerwald. »Die Einzelheiten klären wir auf dem Präsidium.«
    Nehl nickte und drehte sein Gesicht zur Wand.
    »Da sieht man es mal wieder!«, meldete sich, wie immer ungefragt, der Philosoph Brücken zu Wort. Er nahm die Fernsehbrille ab und zeigte mit einem abgespreizten Bügel auf Nehl.
    »Da sieht man es wieder«, wiederholte er, »wer für die Verderbnis, den Unflat, die Unmoral verantwortlich ist, an denen unser schönes Land zugrunde geht: die dogmatischen Weltverbesserer von der Gewerkschaft!«
    »Arschloch!«, meinte Nehl und lachte bitter auf. Er pflückte dem verdutzten Steigerwald mit gefesselten Armen die Fernbedienung aus der Hand. Ein paar unscharfe Bilder huschten über die Wand, dann drückte Nehl auf Stopp: Eine unbekleidete dunkelhaarige Schönheit saß jetzt auf seinem Bauch und präsentierte der Kamera lächelnd ihre üppigen sekundären Geschlechtsmerkmale.
    Abermals waren die Faltenröcke schneller als die anderen.
    »Aber, Herr Brücken!«, empörte sich eine ältere, etwas be leibte Kollegin, die nie zuvor in einer Konferenz das Wort ergriffen hatte. »Dass Ihre Tochter bei solch einem Schwein kram mitmacht – das hätte ich wirklich nicht gedacht!«

Leo P. Ard: Der Amokfahrer von Steele

     
    Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Frau Staatsanwältin!
    Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft hat mich erschüttert. Lebenslänglich! Zweimal lebenslänglich! Die Frau Staatsanwältin hat fast alles aufgelistet, was das Strafgesetzbuch hergibt, mit Ausnahme des Völkermordes.
    Ich gebe zu, dass die Beweisführung exzellent war, die Indizien belastend, die Schlussfolgerungen fast zwingend.
    Dennoch täuscht sich die Staatsanwaltschaft.
    Es fing alles an einem Samstag an. Nachts in unserer Stammkneipe Zum flinken Heinrich. Im Radio dudelte Friday On My Mind.

    Kennen Sie den Song? Uralt, aber irgendwie klasse, oder? Und schon ging das Rätseln am Stammtisch los: Von wem war das noch? Small Faces? Creation? Troggs?

    Wir konnten uns nicht einigen.
    Zwei Tage später – ich war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause – kam ich an der Steeler Straße an einem dunkelblauen Opel Corsa vorbei. Einen ähnlichen habe ich früher einmal besessen, vielleicht fiel mein Blick deshalb auf ihn. Auf dem Beifahrersitz lagen ein paar CDs. Ich sah ein Cover: Golden Hits of the 70’s.

    Schlagartig fiel mir wieder der Ohrwurm vom Samstag ein. Ich presste meine Nase an die Scheibe, versuchte, die aufgeführten Titel und ihre Interpreten zu lesen. Und wirklich – da stand in fetten Buchstaben: Friday On My Mind.
    Leider lag eine andere CD so unglücklich auf dem Cover, dass der Bandname abgedeckt war. Sie können sich vorstellen, wie ich geflucht habe.
    Ich wollte schon weitergehen, da bemerkte ich, dass die Fahrertür nicht verriegelt war. Das Knöpfchen war hochgestellt. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Ich folgerte daraus, dass der Fahrzeughalter den Wagen nur für einen kurzen Moment verlassen hatte, vielleicht in die Bäckerei gegenüber gelaufen war und jeden Augenblick zurückkommen würde. Ich beschloss, auf ihn zu warten. Ich war wie besessen. Ich wollte von den Qualen der Unwissenheit erlöst werden.

    Ich habe mindestens zehn Minuten in der Nähe des Wagens herumgelungert. Im strömenden Regen. Irgendwann war ich es einfach satt. Des Rätsels Lösung lag so dicht vor mir. Ich wollte es endlich wissen.

    Dann nahm das Unheil seinen Lauf.
    Mit einem scheuen Blick in alle Richtungen ging ich auf den Wagen zu, öffnete kurzerhand die Tür und beugte mich über den Beifahrersitz.
    Ich muss dazu sagen, dass für mich nicht ersichtlich war, dass es sich bei den CDs um Raubpressungen handelte. Ich bin auch gar nicht dazu gekommen, mir Gewissheit über die Interpreten von Friday On My Mind zu verschaffen, weil in diesem Augenblick direkt neben mir ein Möbelwagen der Spedition Pfennigfuchser hielt.
    Der Fahrer, der hier aufgetretene Zeuge Wittkamp, rief mir vom Fahrerhaus zu, ich solle den Wagen ein paar Meter vorfahren, damit er besser entladen könne.
    Ich war fest entschlossen, ihm zu sagen, dass der Wagen weder mir gehörte noch dass ich im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis war. Aber mir wurde gleichzeitig klar, dass ich mit einer derartigen Aussage in Erklärungsnöte kommen würde. Was hatte ich in einem fremden Wagen zu suchen?
    Ich rang mich dazu durch, seiner Aufforderung − auf sein stärker werdendes Drängen hin −

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