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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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dem Purpuruntergrund erschien in weißen Buchstaben der Titel des Films, den es jetzt zu sehen gab: Höllennächte in Bredeney.
    In den ersten Reihen erhob sich ein Raunen, flüsternd wurde der Text nach hinten weitergegeben. Verhaltenes Kichern kam auf, einer der fast fünfzig Anwesenden stöhnte gequält auf und alle anderen lachten los.

    Dann starrte wieder alles nach vorn: Sonnenuntergang. Ein roter Ball senkte sich langsam ein paar Tannenwipfeln entgegen. Die elektronische Musik verschwendete ihren esoterischen Schmelz.

    Jetzt wechselte das Bild.
    Als die ersten Zuschauer auf der flimmernden Wand einen braun gebrannten, muskulösen Männerrücken erkannten, kamen begeisterte Juchzer von den Rängen. Der unbekannte Athlet stählte sich für die nächste Turnerolympiade: Liegestütze im flotten Dutzend, bis auf dem nackten Rücken der Schweiß glänzte.
    Die Musik verstummte und machte dem Originalton Platz. Und jetzt hörten es alle: Der wilde Turner war kurz vor dem Herzinfarkt. Er hechelte wie die unverwüstliche Lassie auf der Flucht vor einem alles vernichtenden Waldbrand.

    Die ehrwürdigen Damen in den Faltenröcken merkten es zuerst. Sie beherrschten ein in Wortwahl und Aussprache überaus gepflegtes Deutsch, achteten in ihrem Verhalten unter sich und gegenüber anderen stets auf Etikette und hatten, vor allem, ein diszipliniertes Dasein ohne Fehl und Tadel hinter sich. Aber zugleich besaßen sie ein untrügliches Gespür für die Laster und Sünden dieser Welt – und einen Blick, dem in dieser Beziehung so schnell nichts entging.
    »Pfui!«, gellte es plötzlich aus dem Block der Matronen. Frau Brockhaus stand kerzengerade an ihrem Platz, die anderen Damen folgten ihrem Beispiel.
    Hin- und hergerissen zwischen dem Aufruhr im Saal und dem Geschehen auf dem Bildschirm, erkannten nun auch die anderen Mitglieder des Kollegiums, um was es ging: Der unbekannte Sportler war nicht allein, er befand sich nicht einmal in einem Stadion oder in einer Turnhalle, und für das, was er da auf seiner Couch trieb, hatte es noch niemals in der Geschichte olympisches Gold gegeben.
    Steigerwalds Daumen stoppte den Aufstand. Er senkte sich genau in jener Sekunde auf die Standbild-Taste, als der Sportler verzückt seinen Kopf herumwarf und voll in die Kamera blickte: blaue Augen, kräftiger Schnäuzer …
    »Nehl!«, schrie Basten in den jäh aufflammenden Tumult hinein und klatschte sich begeistert auf die Schenkel. »Kollege Nehl dreht Pornos!«

    Alle sahen sich um – der Sitzplatz des Hobbyfilmers war leer. Doch fast jeder konnte erkennen, dass die blaue Tür des Biologiesaals, gerade noch einen Spalt breit geöffnet, von der automatischen Schließanlage langsam wieder ins Schloss gedrückt wurde.

    Nehl war getürmt.
    »Wieso lassen Sie ihn entkommen?«, schrie Maeder, der Mann mit der Eric-Clapton-Brille. »Typisch Polizei, wenn’s drauf ankommt …«
    Das Ächzen einer schlecht geölten Angel ließ ihn verstummen. Alle wandten sich um, starrten zum Eingang.
    Jemand zog die blaue Tür von außen auf. Nehls Gesicht erschien, tief gebückt, verzerrt und verschwitzt. In Demutshaltung stolperte er über die Schwelle. Und er tat es nicht freiwillig: Kommissarin Kottkamp führte ihn im Polizeigriff vor.

    »Gut gemacht, Agnes!« Steigerwald nickte zufrieden und zündete sich, während Feldhoff ein Paar Handschellen zückte, das Pfeifchen an. Diesmal protestierte niemand.
    »Wir wollten Ihnen selbstverständlich keinen Porno vorführen«, sagte er schließlich. »Sollte das Schamgefühl der anwesenden Damen verletzt sein, so bitte ich Sie aufrichtig um Verzeihung. Was Sie soeben gesehen haben, war wichtiges Beweismaterial im Mordfall Sommer.«
    Die Versammlung hielt den Atem an – und alle Blicke suchten wieder den Kollegen Nehl.
    »Schwein!«, sagte jemand.
    »Von wegen Schwein!«, begehrte Nehl auf. »Wer hier das Schwein war, wisst ihr alle! Egon Sommer! Durch einen blöden Zufall hat er die DVD gefunden und mich erpresst! Zehntausend Euro in bar – oder er würde den Film in Arnsberg zeigen.«
    »Sie geben den Mord also zu?«, fragte Feldhoff überflüssigerweise.
    »Mord?«, schrie Nehl. »Mord? Sie spinnen doch! Das war Affekt …«
    Er holte ein paarmal tief Luft und zwang sich offenkundig, leiser und beherrschter zu reden: »Ich sollte nach dem Schulfest zahlen. Als ich ihn um Aufschub bat, hat er nur gelacht. Und dann stand da plötzlich dieser Skistock herum …«

    Er verschluckte den Rest – aber was dann

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