Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
Vom Netzwerk:
wischte sich mit einem bunten Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Schrecklich ist das, ganz schrecklich«, stöhnte er ungefragt los und ließ zunächst offen, ob er den Mord an seinem Schachpartner oder den Kaffeediebstahl durch die Polizei meinte. Der misstrauische Blick, mit dem er Feldhoffs Aktionen verfolgte, ließ den Kriminalbeamten eher auf die zweite Möglichkeit tippen.

    »Sie auch?«, fragte dieser.
    Der Studiendirektor nickte und hatte zum Dank sofort einen wichtigen Hinweis parat: »Die Milch ist im Kühlschrank.«
    Feldhoff öffnete den altersschwachen Kasten und pfiff überrascht durch die Zähne: Die kleine Konservendose mit dem Pelztier auf dem Etikett stand verloren in einem stattlichen Arsenal von Flaschen, die alles andere als Milch enthielten. Nehl hatte mit seiner Bemerkung, in diesem Raum säßen Süchtige, kaum übertrieben.
    »Das Bild, das Ihre Kollegen von Ihrem toten Kollegen zeichnen, ist nicht eben freundlich …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach Brücken den Polizisten. »Aber ich kann Ihnen sagen, das ist alles Quatsch und kalter Kaffee. Oder blanker Neid. Es gibt hier ein paar Leute, die wollen Karriere machen, ohne etwas dafür zu tun. Und wenn dann einer kommt, der vor ihnen befördert wird, weil er etwas leistet … Aber das ist ja die Krux in diesem Land und dieser Wohlstandsgesellschaft. Alle wollen alles, aber keiner will mehr arbeiten. Ich will gar nicht erst irgendwelche Philosophen bemühen, denn dann sind wir gleich bei Platon, und der hat bereits den Sokrates sagen lassen, dass …«

    Irgendetwas in Steigerwalds Blick ließ den Lehrer für einen Moment verstummen. Doch dann fuhr er fort: »Was ich sagen will: Schon ein Mann wie Adenauer hat diese Entwicklung klar und deutlich vorausgesehen, als er, das war, wenn ich mich recht entsinne, während einer Rede im Bundestag im Frühjahr neunzehnhundertfünfund…«
    Als er sie nach einem halbstündigen Monolog abrupt verließ, weil er noch vor der Mittagspause ein Kilo Lammfilet aus Witten abholen musste, saßen die beiden Polizisten wie erschlagen. Sie hatten einen umfassenden Einblick in die Geschichte der deutschen Politik, der klassischen Philosophie und der französischen Literatur von den Anfängen bis ins Jahr 2009 erhalten, aber nicht eine einzige konkrete Antwort auf eine der gestellten Fragen, geschweige denn etwas, was einer verwertbaren Information ähnelte. Brücken war gegen alle Verhörtechniken, die Steigerwald je gelernt hatte, immun.
    »Pauker!«, stöhnte Feldhoff.
    »Schnaps!«, sagte Steigerwald.
    »Wie bitte?«
    Der Kommissar deutete auf den Kühlschrank: »Such mal was Passendes heraus …«

     
    9

    Steigerwald eilte, Feldhoffs Atem im Nacken, zwei Treppen tiefer und suchte zuerst das andere Vernehmungsteam auf, das im Dienstzimmer des Stellvertreters untergekommen war. Er fand den zweiten ›Mann‹ der Truppe, eine kräftig gebaute Kommissarin, die die dreißig noch nicht erreicht hatte, allein vor. Sie nippte an einem Glas Tee und starrte gedankenverloren auf den gigantischen Stundenplan, der fast die Hälfte einer Wand einnahm.
    »Schwerstarbeit?«
    Die Kollegin nickte so heftig, dass sich der dreieckige Hänger an ihrem linken Ohrläppchen erst nach etlichen Pendelschlägen wieder beruhigte.
    »Diese Lehrer – die haben alle einen Schuss«, sagte sie und seufzte. »Wir haben in diesen drei Stunden gerade mal sechs Leute geschafft. Bevor sie einem die Uhrzeit verraten, erklären sie die Geschichte der Zeitmessung seit den alten Babyloniern …«

    »Stimmt genau!«, meinte Feldhoff und verdrehte die Augen. »Ein paar Zwischenergebnisse?«
    »Wie man’s nimmt. Dieser Herr Sommer muss ein sehr netter Kollege gewesen sein. Traurig über seinen Abgang ist höchstens die Schulleitung. Aber bei den anderen hatte er gründlich verschissen. Scharf aufs Geld, auf die Karriere und auf …«
    »Frauen«, ergänzte Steigerwald. »So weit sind wir auch, Frau Kottkamp. Aber Konkretes haben Sie nicht?«
    »Nur, dass er bis …« Sie blickte auf ihre Notizen, ehe sie fortfuhr: »… zehn Uhr abends noch gelebt hat. Da hat er den Beginn der Aufräumaktion nach dem Schulfest kommandiert. Außer ihm waren noch fünf andere anwesend. Ausnahmslos männlich. Die Namen habe ich.«
    Sie schob dem Kommissar einen Zettel hinüber. Mit vier der Herren hatte Steigerwald bereits Freundschaft schließen können: Basten, Brücken, Maeder, Nehl. Der letzte auf der Liste war der Hausmeister.
    In einem

Weitere Kostenlose Bücher