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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Flurputzen nicht mehr darüber zu wundern, dass noch keiner von ihren bedauernswerten Ehemännern den Rest seines verpfuschten Lebens in den Sanatorien von Werl, Bautzen oder Stammheim absitzen muss.

    Vor allem aber kenne ich Brunhilde – und weiß, dass sie nicht nur an den drei genannten neuralgischen Punkten nachschauen wird, sondern noch an drei Dutzend anderen. Damit habe ich mindestens neununddreißig gute Gründe dafür, besonders gründlich zu sein.

    Erst eine knappe Stunde später kann ich das Exposé fortsetzen. Ich überfliege den Text. Mir kommen Zweifel. Ich denke. Das braucht Zeit. Warum soll eine Frau die Heldin sein? Stöckeln nicht schon genug Kommissarinnen in den Samstagskrimis des ZDF und im Tatort herum? Füllen nicht schon meterweise Frauenkrimis die Regale der Buchhandlungen? Warum soll ich mich in die komplizierte Psyche einer Frau hineindenken, wenn die Seelenlage meiner eigenen Gattung offen, ehrlich und nachvollziehbar ist?

     
    Exposé
Die Nacht des Jägers (Arbeitstitel)
Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht der Steuerfahnder Rainer Gippert. Er soll die Finanzen des Bochumer Unternehmers Paul Winkel unter die Lupe nehmen. Bald stellt er fest, dass Millionen verschwunden sind, transferiert nach Liechtenstein und in andere Steueroasen. Was als Routinejob beginnt, entwickelt sich bald zu einer tödlichen Gefahr für den Helden …

     
    »Willst du Töchterchen heute nicht aus dem Kindergarten abholen?«

    Meine Finger hacken noch einige Sekunden weiter auf die Tastatur, aber mein Gehirn ist längst von diesem Vorgang abgekoppelt, während mir ein Eisblock in den Kragen rutscht: Wieso kommt Gattin denn jetzt schon nach Hause?

    »Also, was ist?«, setzt Brunhilde nach und hämmert mit ihren Fingerknöcheln ungeduldig gegen den Türrahmen. »Und lass dir sagen: Ich finde dich unmöglich! Im Flur hast du geschlampt wie schon lange nicht mehr, und wenn ich nicht zufällig zwei Stunden früher Schluss hätte, würdest du auch noch die Kinder vergessen! Was hast du dir dabei gedacht?«

    Auf diese Frage habe ich – wie üblich – keine passende Antwort parat. Aber dafür weiß ich umso besser, was ich denke: Lieber Gott, lass die Frau nicht auf meinen Monitor gucken!

    »Was machst du da überhaupt?«, fragt sie, noch immer ohne speziellen Verdacht. »Den Brief an die Versicherung kannst du auch in der Mittagspause schreiben …«

    Ich nicke und das scheint die einzige wirklich überzeugende Handlung an diesem Vormittag zu sein: Gattin tritt nicht näher, sondern lässt Kinn, Nase und Haare diese anmutige Bewegung vollführen, die mir den Weg in Richtung Treppenhaus weist. Ich stehe ganz langsam auf, lächle und rase los.

     
    6

    Gegen zwei habe ich die wichtigsten Hürden des Tages genommen. Wie sonst auch, habe ich ein leicht bekömmliches, fettarmes Mittagessen mit vielen Ballaststoffen und Vitaminen zubereitet, habe den Esstisch ab- und die Küche aufgeräumt, den Mülleimer geleert, die leeren Flaschen zum Container getragen.

    Söhnchen sitzt, wie ich bei zwei Kontrollbesuchen feststellen konnte, tatsächlich an den Hausaufgaben und fürchtet sich bereits vor der dritten Visite, Töchterchen bearbeitet mit einer kindersicheren Papierschere die psychologisch getesteten Bastelbögen und ich habe endlich Zeit, Gattin den Verdauungskaffee zu servieren. Wie immer, wenn die Frühlingssonne scheint, nimmt sie das Getränk auf dem Balkon.

    »Hol dir doch auch ein Tässchen«, schlägt sie vor und weist auf den freien Plastiksessel. »Du hast dir eine kleine Pause redlich verdient, mein Bester!«

    Friede breitet sich aus. Gattin liest die taz, ich denke an mein Exposé, der Flieder im Garten und der Kaffee auf dem Balkon verströmen ihre Aromen und ich halte meine Zigarette so, dass der Rauch nicht zu Gattin hinüberweht – seit der letzten Schwangerschaft ist sie gegen meine Marke allergisch.

    Ein Bild des Friedens.

    Fast.

    »Übrigens«, sagt sie, trinkt noch ein Schlückchen und setzt die Tasse in das feuchte Biotop auf dem Tisch zurück. Aufmerksam schaue ich ihr zu.

    »Hast du den Brief an die Hausverwaltung schon fertig? Die Balkontür klemmt wirklich schauderhaft. Und was ist mit der Steuererklärung? Und dem Zahnarzttermin? Außerdem wolltest du schon vorige Woche den Keller aufräumen. Ich warte schon ein halbes Jahr darauf. Und hast du an die Kontoauszüge gedacht? Du wolltest doch zur Bank gehen, wenn du Töchterchen zur Musikschule bringst …«

    Das alles sagt sie

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