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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Schlafphase stammt oder vom ersten Stress des Tages, weiß ich nicht – und es ist mir auch völlig egal. Zwei Minuten eines beinahe himmlischen Friedens, begleitet vom tröstlichen Ticken der Küchenuhr, das mich in den Schlaf zu schicken droht wie ein warmer Sommerregen auf dem Zeltdach.

    Bevor es zur Katastrophe kommt, schrecke ich hoch und stürze zur Pinnwand. Meine Augen durchforsten den Zettelwald und grasen die Überschriften ab, die vor allem aus Modal- und Zeitadverbien bestehen: wichtig, dringend, eilig, sofort!

    Söhnchens Stundenplan hängt ganz außen, mein Finger fräst sich bis zum Dienstag durch – aber der Große muss erst zur zweiten Stunde los. Vor acht brauche ich ihn nicht zu wecken.

    Noch während ich auf den Stuhl zurücksinke, durchzuckt mich die Erleuchtung: Bis acht – das ist die Spanne von zwei Sesamstraßen, viel mehr als nur eine Atempause, sondern Zeit genug für einen Hauch von Selbstverwirklichung.

    Noch ehe der Gedanke gar ist, bin ich unterwegs zu meinem Schreibtisch.

    Mit einem Knopfdruck hauche ich meinem Computer Leben ein. Der Bildschirmschoner präsentiert mir eine Insel in der Südsee. Ich rufe die Datei auf, die ich um 03.17 Uhr geschlossen habe.

     
    Exposé
Die Nacht der Jägerin (Arbeitstitel)
Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht die Steuerfahnderin Sandra Gippert. Sie soll die Finanzen des Bochumer Unternehmers Paul Winkel unter die Lupe nehmen. Bald stellt sie fest, dass Millionen verschwunden sind, transferiert nach Liechtenstein und in andere Steueroasen. Was als Routinejob beginnt, entwickelt sich bald zu einer tödlichen Gefahr für die Heldin. Denn Winkel ist kein Steuerbetrüger, sondern der Kopf des organisierten Verbrechens im Ruhrgebiet …

     
    Doch, das gefällt mir.

    Ein letztes Händereiben, und dann tanzen meine Finger über die Tasten:

     
    Winkels Blutspur reicht von Sylt bis zum Bodensee, er hat seine Finger im Drogen- und Waffenhandel und beste Kontakte zur Politik und Wirtschaft. Als Sandra Gippert das Ausmaß seiner Verbrechen erahnt, bittet sie ihren Exmann Boris Döring um Hilfe. Döring war Leiter der Kripo in Bochum, bis er …

     
    »Pa-paaaaaaaaaaaaaaaaa!«

    Papa fällt aus seiner weißen Wolke und landet im grauen Alltag. »Ach, du bist es, Söhnchen. Was gibt es denn?«

    »Wo ist mein Müsli, Papa? Ich habe Hunger!«

    »Gleich, Söhnchen, Papa muss nur noch …«

    Doch Söhnchen kennt den Trick. Er richtet sein Auge erst auf den Monitor, dann auf mich und sagt: »Das Müsli! Oder ich muss Mama davon in Kenntnis setzen, dass …«

    Papa weiß, wann er verloren hat. Ein stummer Fluch steigt zum Olymp, der Schreibtischstuhl rollt zurück, ich stehe auf: »Okay. Wasch dir schon mal die Hände …«

     
    3

    Um acht Uhr bin ich erlöst. Ich habe Söhnchen das Frühstück hingestellt, seine Schultasche gepackt, die Jeans ausgebürstet und die verschlammten Schuhe gewienert, zwei Kapitel Kalle Blomquist vorgelesen – dann fiel meinem Stammhalter ein, dass er vor der Schule noch mit Freund Holger Fußballbilder tauschen wollte. Ein gnädiges Kopfnicken, und ich durfte mich vorerst aus seinem Leben entfernen.

    Sekunden später sitze ich wieder in meiner Dichterstube. Ein flüchtiger Blick auf den Text, dann fliegen die Finger über die Tastatur.

     
    Döring war Leiter der Kripo in Bochum, bis er am Morgen eines heißen Augusttages seinen Opel Corsa auf dem Parkplatz des Präsidiums abstellte und nicht daran dachte, dass der Pudel im Fußraum vor dem Rücksitz schlummerte. Von dem Schock, den der Tod seines einzigen Freundes auslöste, erholte sich Döring nie mehr. Er fing an zu trinken …

     
    »Paa-piiiiiiiii!«

    Ich schrecke auf und blicke, noch völlig entrückt, zuerst zum Fenster. Doch das störende Objekt steht auf der Schwelle zu meinen Gefilden.

    »Was ist denn, Schätzchen?«

    Töchterchen verlässt sich gar nicht erst auf das Verbale, sondern dreht sich halb um die eigene Längsachse und präsentiert mir das Heck ihres Schlafanzugs. Gleichzeitig weht eine Giftwolke heran, die keine Illusionen darüber aufkommen lässt, um was es sich bei der braunen Farbe handeln könnte.

    »Mein Bett ist auch ganz voll …«

    Auf eine detaillierte Wiedergabe der nächsten Minuten wollen wir verzichten. Stumm tue ich, was jede andere Mutter auch täte, und so dauert es nur eine knappe halbe Stunde, bis Bett, Bad und Korridor sich wieder in einem Zustand befinden, den auch meine Schwiegermutter akzeptieren würde. Aus

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