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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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Kornsaat unter die Lupe nehmen, das den Geschwistern Randolf und Reinhild K. gehört. Während Randolf sich im Innenausschuss des Bundestages als Kämpfer gegen das organisierte Verbrechen profiliert, verstößt Reinhild gegen alle Gesetze: Die meisten Fahrer werden unter Tarif bezahlt, bespitzelt und zur Überschreitung der Lenkzeiten genötigt, während in den manipulierten Benzintanks Heroin eingeschmuggelt wird. Als Steuerfahnder Gippert undercover bei Kornsaat als Fahrer beginnt, entwickelt sich der Job zu einem Himmelfahrtskommando, denn Reinhild setzt die Profikillerin Michelle Rodin auf Gippert an. Dieser glaubt zunächst, dass die attraktive Französin ihn wirklich liebt, aber dann …

     
    … zerreißt ein Orkan die Pforte meines Refugiums. Im Zentrum der Naturgewalten steht meine donnerschleudernde Gattin, eine Milchtüte in der einen und unser nass gestrulltes Töchterchen an der anderen Hand.

    »Wie kannst du das machen?«, faucht sie los.

    »Was?«

    »Das fragst du noch?«, schrillt es in meine Gehörgänge. »Milch von Lidl? Hat dich jemand gesehen?«

    Bei Lidl einzukaufen steht für Brunhilde auf der gleichen Stufe wie die Leugnung des Holocaust.

    Ich weiß, sie bespitzeln ihre Angestellten, sie knebeln ihre Zulieferer, sie transferieren ihre Gewinne in dubiose Stiftungen. Aber sie hatten heute die preiswerteste Milch im Umkreis von drei Kilometern. Ich weiß, dass ich keine Chance habe, wenn ich ihr sage, dass die Milch im Bioladen ausverkauft war. Aber ich versuche es.

    »Was hindert dich daran, dich auf das Fahrrad zu schwingen und nach Wiemelhausen zu fahren? Im Naturkostladen haben sie immer Milch. Aber du hast ja nur dein Geschmiere im Kopf!«

    Die Tür brettert ins Gebälk, und bevor mir so recht bewusst wird, dass Gattin vergessen hat, mir das durchnässte Kind in den Arm zu drücken, wird das geschundene Bauteil wieder aufgestoßen: »Und jetzt ist es Zeit, Söhnchen zum Training …«

    »Nein!«

    »Nein?«, schreit Gattin auf, einen nie da gewesenen Akt von Befehlsverweigerung witternd. »Kannst du mir …?«

    »Kann ich«, nicke ich, während Gattins Blick mir selbst auf diese Entfernung den Bart versengt. »Diese Woche«, verkünde ich stolz, »diese Woche fährt Holgers Mutter die beiden zum Sportplatz.«

     
    9

    Eine stürmische Stunde liegt hinter mir. Ich habe im Wohnzimmer den Teppich gesaugt und im Gästeklo die gelben Spuren weggewischt, die Spülmaschine ausgeräumt und die Aschenbecher auf dem Balkon geleert – und selbstverständlich habe ich auch Söhnchen und Freund Holger zum Fußball gefahren: denn dessen Mutter hat diese Woche ihre Tage achtundvierzig Stunden früher als sonst bekommen, und deswegen …

    Ist ja auch egal. Söhnchen ist auf jeden Fall noch eine Stunde im Einsatz und Töchterchen beglückt mich mit einem verspäteten Mittagsschlaf. Meine Gattin telefoniert. Sie hat es sich im Fernsehsessel bequem gemacht, ein Glas Rotwein und den Aschenbecher in Greifweite. Die Signale sind eindeutig, das Gespräch wird eine Weile dauern. So kehre ich, auf jegliche Tarnung verzichtend, zum Tatort zurück und hoffe, dass ich in den angefangenen Text zurückfinde. Vergeblich. Stumm sitze ich vor meinem PC, starre auf die toten Tasten und warte auf irgendetwas, das sich nicht ereignet. Ich habe alles erledigt, was ein Hausmann zu tun hat, und bin selbst erledigt.

    Je länger ich so dasitze, desto mehr schmerzt mich jene Stelle am Rücken, an der schon Siegfried, der Recke, verwundbar war.

    Dolchstoß von hinten – das ist der passende Vergleich. Schnüffler und Fixer – die könnten stets mit ihrem Mitleid rechnen. Selbst für Säufer hat Gattin noch Verständnis und auch Berufszocker sind für sie Mitglieder der großen Menschengemeinschaft – denn all diese Süchte, so sagt Gattin immer, seien soziologisch ableitbar, die von ihnen Befallenen in erster Linie Opfer der Gesellschaft …

    Nur uns, die Krimischreiber, die am meisten Süchtigen, die von der schlimmsten Droge Befallenen, die Hoffnungslosesten unter den Verlorenen – uns straft Gattin mit Verachtung. Denn wir sind noch nicht medizinisch anerkannt.

     
    Als sich endlich die Tür öffnet, habe ich keine einzige neue Zeile geschrieben und Brunhilde schenkt mir ein Lächeln. Ich glaube zu ahnen, was das zu bedeuten hat, doch es kommt noch viel schlimmer.

    »Ich habe gerade mit Jule telefoniert«, verrät sie mir und ich fühle mich, als hätte mir jemand von hinten einen Eisblock ins T-Shirt

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