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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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rausschneiden, wegen der Nervenbahnen. Und watt hat Drahle gesagt? Das wäre bestimmt keine Russenkugel gewesen, sondern Selbstverstümmelung …«
    Der Kugelschreiber des Polizisten ratschte über das Papier. »Noch jemand?«, fragte er.

    Horst Lewandowski hob den Arm. Mit gesenktem Kopf bekannte er: »Ich. Er hat meine Tannen abgesägt.« Und, um die Schwere des Vergehens zu verdeutlichen: »Die habe ich aus Tirol mitgebracht.«
    Sein Name war schnell notiert, Sauer sah die Nächsten an: »Weiter?«
    Erwin Farle nickte und Eva Kroll schloss sich ihm an.
    Der Beamte ließ den Block sinken und schüttelte den Kopf: »Menschenskinder. Das glaubt mir auf dem Revier doch keine Sau: Seid ihr Schrebergärtner oder Giftmischer?«
    Er schwieg einen Moment und blickte dann die Versammelten an: »Ich seh schon die BILD-Zeitung vom Montag vor mir: Die Meute von Hörde. Aber einen halben Meter groß …«

    Sein Kollege Platzeck nickte eifrig.
    »Haben Sie sich abgesprochen?«
    Die Täter schüttelten wortlos die Köpfe. Der Notizblock verschwand in der Uniformjacke und Platzeck durfte endlich tun, was er schon lange wollte: »Los! Ruf die Mordkommission an!«
    »Was soll ich denen denn sagen?«
    »Was schon? Ein Toter und sieben Täter!«
    Lehrer Mürrmann reckte seinen Finger wie ein i-Männchen in den Abendhimmel: »Acht!«

    Der Streifenführer nickte resigniert und kramte seinen Schreibblock wieder hervor: »Sie heißen?«
    Mürrmann sagte es ihm.
    Als Sauer den Block verstaut hatte, kam ihm noch eine Idee: »Ich fordere Sie hiermit auf, den Garten nicht zu verlassen und alles so stehen und liegen zu lassen, wie es ist. Vor allem die Gläser.«
    »Der Kleine muss ins Bett!«, protestierte Friedchen Schnell. »Wie stellen Sie sich das vor?«

    »Ich muss was trinken!«, meinte Klaus Drewniak.
    »Kann ich mal pissen gehen?«, fragte Horst Lewandowski.

     
    6

    Noch während der Beamte versuchte, die verschiedenen Anträge mit seinen Dienstvorschriften zu vergleichen, knarrte Lewandowskis Gartenpforte erneut.
    »Guten Abend, Herr Doktor!«, wiederholten die Schreber ihren Kanon. Ein glatzköpfiger Mann stellte seine schwarze Ledertasche neben dem Campingtisch ab.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Hausbesuche …«
    Ächzend kniete er neben dem Toten nieder – die vierte Abtastaktion begann.
    »Wie ist das passiert, Achim?«
    »Herzstillstand«, sagte der Sohn. »Arzneimittelvergiftung. Erst war es nur eine Vermutung – aber die ehrenwerte Gesellschaft hier hat’s mir inzwischen bestätigt.«
    Er hielt seinem Vater die fast leere Medizinflasche unter die Nase.
    Der Alte warf einen kurzen Blick darauf: »Ein Teufelszeug. Er sollte es nur dann nehmen, wenn er wieder seine Krämpfe kriegt.«
    »Wie wirkt das Zeug denn nun genau?«, fragte Mürrmann.
    Beck stöhnte. Wie in der Sprechstunde: Diese Lehrer hielten mit ihren Fragen den ganzen Betrieb auf.
    »Drei bis vier Tropfen stabilisieren den Kreislauf. Wenn man zu viel davon nimmt, hat es euphorisierende Wirkung. Aber eine ganze Flasche … Bei Drahles Zustand tödlich …«
    Alle schwiegen.
    »Was hatte er denn?«, fragte Mutter Lewandowski.
    Der Senior sah sich unsicher um und zuckte mit den Schultern. »Ist ja jetzt auch egal. Er wurde vor vier Wochen in Düsseldorf operiert. Genauer gesagt: Sie haben ihn nur aufgemacht und sofort wieder zugenäht. War zwecklos. Vorige Woche kam der Bericht. Am Dienstag habe ich es ihm gesagt.«

    »Krebs!«, vermutete Hannelore Krämer.
    Der Arzt nickte traurig: »Er hatte höchstens noch ein paar Monate.«

    »Wie hat er es aufgenommen?«, fragte der Junior.
    »Zuerst sehr betroffen. Wir haben aber dann vereinbart, die Behandlung fortzusetzen …«
    Der Senior stockte.
    »Aber gestern hat er mich angerufen und alle Termine abgesagt. Er war merkwürdig aufgekratzt. Sprach von einem ›Abgang‹, von dem man in Hörde noch lange reden würde.«
    Niemand rührte sich. Polizist Sauer legte seine Stirn in Falten, aber er kam nicht drauf.
    Doch Klaus Drewniak kapierte.
    Er schrie vor Wut auf und trat gegen einen Gartenstuhl, dass er bis in Lewandowskis Johannisbeeren flog.
    »Uns alle so hereinzulegen! Diese hinterlistige Sau!«

Reinhard Junge: Endstation Kettwig

     
    1

    »Beeil dich, Liebling! Paul ist vorgefahren!«
    »Ja, Schatz …« Fritz Schott küsste seine Frau, griff nach Mantel und Aktentasche und warf einen letzten Blick in den Spiegel: der graue Dreiteiler, das blaue Hemd mit dem gelben Binder, das makellos glänzende

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