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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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durchforstete er die Gemeinde nach bekannten Gesichtern und murmelte: »Polizeihauptmeister Sauer. Und das da«, sein Kinn deutete auf den Jüngeren, »ist mein Kollege Platzeck. Was gibt es denn?«

    Lewandowski stand auf: »Ich habe euch angerufen! Herr Drahle ist tot. Ein Gartennachbar. Da sitzt er!«
    Wortlos näherten sich die Beamten dem Verblichenen und beugten sich über ihn. Sie betrachteten und befingerten ihn wie einen VW, der zum Ausschlachten freigegeben war.
    »Warum ist der denn so vollgesaut?«, wollte Platzeck wissen. Sein Streifenführer knurrte unwirsch – die Fragen hatte er zu stellen.
    »Er ist in den Kartoffelsalat gefallen!«, rief Mutter Lewandowski vom Nebentisch.
    »Und in die Tomaten«, nuschelte Erwin Farle kauend.
    »Quatsch! Das war der Maissalat!«, korrigierte Hannelore Krämer.
    »Tja! Is wohl nicht mehr viel zu machen«, stellte Polizeihauptmeister Sauer schließlich fest und richtete sich wieder auf. »Haben Sie einen Arzt verständigt?«
    »Ich habe bei Dr. Beck angerufen«, berichtete Lewandowski. »Das ist mein Hausarzt. Seiner auch. Der alte Beck war unterwegs, aber der Junior wollte sofort los!«
    Erwin Farle schleppte zwei Schemel heran: »Setzen Sie sich doch!«
    »Nee, danke!« Der jüngere Polizist blickte seinen Streifenführer erwartungsvoll an. Als sein Boss sich nicht rührte, fragte er: »Soll ich eine Meldung durchgeben?«
    Sauer schüttelte den Kopf. Er zerrte einen Block aus der Jacke und winkte Lewandowski heran. »Geben Sie mir doch mal die Daten des Verstorbenen …«
    Die Gartentür quietschte und ein schlanker Enddreißiger in hellem Jackett und dunkelblauen Jeans stand auf dem Rasen.

    »Guten Abend, Herr Doktor!«, kam es wie ein Kanon aus einem Dutzend Kehlen. Fast alle Schrebergärtner waren schon in Becks Sprechstunde gewesen.
    »Guten Abend!«, sagte der Doktor, nickte in die AOK-Runde und wandte sich dem Toten zu.

    Drahle musste sich zum dritten Mal betasten lassen, aber diesmal sah das wesentlich routinierter und sachkundiger aus.

    »Hier!«, sagte Trude Farle. »Diese Tropfen hat er den ganzen Abend mit sich herumgeschleppt …«
    Alle starrten sie an.
    Der junge Beck nahm das Fläschchen entgegen und hielt es gegen das dünne Licht der Lampions, um das Etikett lesen zu können. Dann schüttelte er den Kopf.

    »Gibt es etwas, was ich der Wache noch mitteilen müsste?«, fragte Streifenführer Sauer ungeduldig.

    »Herzstillstand«, sagte der Arzt. Und fügte nach einem unsicheren Blick auf die Flasche mit den Tropfen hinzu: »Vielleicht als Folge einer Arzneimittelvergiftung. Aber das kann man erst bei der Obduktion herausfinden …«
    Die Schrebergärtner schwiegen.
    Beck hob den dunkelbraunen Glasbehälter: »Diese Herztropfen – ein absoluter Hammer. Und die Flasche ist fast leer.«

    Lewandowski seufzte. »Er hat die Pulle die ganze Zeit neben seinem Glas stehen gehabt«, sagte er dann. »Um acht, glaube ich, musste er ein paar Tropfen einnehmen …«
    Er brach ab. Auf dem glatten Asphalt der nahen Goymark rauschte ein Dutzend Fahrzeuge vorbei. Irgendwo in der Nachbar schaft gurrten im Halbschlaf ein paar Tauben. Erwin Farle zog an seinen Fingern, bis die Gelenke knackten. Beck junior bückte sich erneut und drückte Drahle endlich die Augen zu.
    In diesem Augenblick heulte eine der Frauen hysterisch auf. »Ich bin schuld!«, schluchzte sie. »Ich habe ihn … umgebracht!«
    Es war die hübsche Jutta, Stefan Röttgers Witwe.

     
    5

    Mutter Lewandowski griff zur Flasche und flößte der jungen Frau einen Klaren ein. Sie würgte und hustete, aber dann klappte es. Der Weinkrampf legte sich.
    »Ihr habt ja mitbekommen, dass er mich vorhin mitgenommen hat. In seinen Garten. Wollte mir seine neuen Rosen zeigen …«
    Erwin Farle grunzte laut, verbiss sich aber unter den strafenden Blicken der anderen jeden weiteren Kommentar.
    »In Wirklichkeit«, erzählte Jutta Röttger schließlich, »hat er versucht, mich anzufassen und …«
    Friedchen Schnell setzte sich zu ihr an den Tisch und griff tröstend nach ihrer Hand.
    »Ganz gemeine Sachen hat er über Stefan gesagt. Dass der kein Kostverächter war und in unserer Laube … Damenbesuch … hatte, wenn ich … bei meiner Mutter war. Dazu hat er mich ständig weiter bedrängt … Es war so ekelhaft.«
    Ihre Schultern zuckten – ein Nachbeben des Weinkrampfs. Als es vorüber war, blickte sie den Arzt an: »Ich wollte ihn nicht umbringen, ich wollte ihm nur eine Lektion erteilen. Als er

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