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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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vorhin drei Tropfen nahm, sagte er, wenn er davon zu viel nähme, würde er betrunken …«

    »Dann haben Sie ihm aus Rache ein paar Tropfen mehr ins Bier geschüttet?«, fragte Beck leise.
    Sie nickte: »Als er sich umdrehte. Einen Spritzer. Ich konnte doch nicht ahnen …«
    Erneut begann sie zu schluchzen. Erwin Farle schüttelte fassungslos den Kopf, Horst Lewandowski pumpte Luft durch seine Nüstern, Eva Kroll lachte schrill auf.
    »Ihr Name?«, fragte Polizist Sauer und drückte mit lautem Klicken die Mine aus dem Kugelschreiber.
    Doch da sprang Metin Demir auf. »Alles Quatsch!«, rief er. »Alles Quatsch!«
    Er ging auf die Polizisten zu, die ihm misstrauisch entgegensahen. Die rechte Hand des dünnen Platzeck zuckte.
    »Ich war’s! Nehmt mich mit! Ich war’s!«
    Irritiert blickten sich die Beamten an.
    Metin Demir streckte die Arme vor und legte seine Gelenke zusammen, als wartete er darauf, dass die Polizisten ihre Handschellen zückten. Als nichts passierte, wandte er sich direkt an den Streifenführer.
    »Herr … Sauer. Ich war es!«, schrie Demir. »Ich habe Herrn Drahle einige Tropfen in den Schnaps gekippt …«
    Unter den Schrebergärtnern entstand Bewegung: die Jutta und der Demir?

    »Frau Röttger, Sie müssen mich nicht schützen. Ich hätte mich sowieso … gestellt.«
    »Ist das wahr, Metin?«, meldete sich Erwin Farle. »Oder ziehst du hier nur eine Show ab?«
    »Drahle war ein Schwein!«, sagte Metin Demir und warf einen verächtlichen Blick auf den Toten. »Hat mich immer aufgezogen: Kameltreiber, Kümmeltürke. ›Armes Deutschland‹, hat er gesagt und vor mir auf den Boden gespuckt, ›jetzt machen sich die Türken schon in unseren Schrebergärten breit!‹«
    Platzeck zog die Handschellen hinten aus dem Gürtel: »Kommen Sie!«
    Doch Metin Demir konnte nicht kommen – er begann zu röcheln. Klaus Drewniak war aufgesprungen und umklammerte den Hals des Türken.
    »Halt’s Maul!«, schrie er und schüttelte das Bündel Haut und Knochen zwischen seinen Händen. Sein Gesicht war knallrot, die Augenlider flatterten.
    »Hören Sie«, versuchte es der Streifenführer, doch der gefährlichste Motorradfahrer von Hörde-Süd schrie ihn nieder. »Er war es nicht!«, brüllte er. »Das bringt Metin gar nicht fertig. Das können alle hier bezeugen.«

    Allgemeines Kopfnicken.
    »Ich habe ihm damals den Garten hier verschafft. Alle waren einverstanden, nur Drahle nicht. Seitdem hatte er mich auf dem Kieker.«
    Streifenführer Sauer räusperte sich, um erbarmungslos seine Standardfrage abzuschießen: »Sie hei…«
    »Drewniak. Und schreib gleich auf: Drahle war ’ne Sau, das weiß doch jeder hier. Er hat die Leute gegeneinander aufgehetzt. Hat sich dran hochgezogen, wenn er Leute wie Metin und Jutta fertigmachen konnte.« Der Motorradfahrer senkte die Stimme. »Bei mir hat er das doch auch versucht. Gestern erst hat er mich angemacht. Er wollte den Bullen stecken, dass ich ab und zu – na ja, das meiste Zubehör an meinem Ofen habe ich nicht im Laden gekauft …«

    Allgemeines Gemurmel.
    »Und darum habe ich ihm sechs Tropfen ins Glas geschüttet. Er sollte sich seine schwarze Seele aus dem Leib kotzen.«
    Niemand sagte etwas. Die Kohle zischte im Grill, in einem verlassenen Fernseher laberte Meister Gottschalk einen Interviewpartner nieder, die zweite Generation von Mürrmanns Fröschen quakte dazwischen.
    Der Arzt wandte sich an Jutta Röttger: »Wollten Sie Herrn Demir in Schutz nehmen oder haben Sie Herrn Drahle wirklich die Tropfen ins Bier gemischt?«
    Die Ersttäterin war kreidebleich und schüttelte den Kopf: »Ich verstehe gar nichts mehr. Natürlich habe ich …«

    Polizeihauptmeister Sauer tat etwas für ihn sehr Ungewöhnliches: Er dachte nach. Das Ganze dauerte eine Weile, zumal sich nicht alle Tage ein Einwohner von Hörde auf solch spektakuläre Weise vom Acker machte. Aber dann reifte doch so etwas wie ein Gedanke in den Mann des Gesetzes heran. Sauer ließ ihn noch ein wenig wachsen, und als er ihm gut schien, stellte er die vernünftigste Frage des Abends.

    »Wer noch …«, sagte er und räusperte sich. »Wer noch hat diesem Herrn etwas von der Medizin ins Glas geschüttet?«

    Auch die Anwesenden brauchten noch etwas Bedenkzeit. Aber schließlich stand Ede Rodenstedt mühsam auf und kam hinkend auf den Polizisten zu.

    »Drahle hat mich ständig wegen meiner Kriegsverletzung aufgezogen. Sie müssen wissen, ich habe noch eine Kugel im Leib. Konnten sie damals nicht

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