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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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gefunden?“, wollte unser Chef sensationslüstern wissen.
    „Nein, die Polizei tappt im Dunkeln. Aufgrund des Einschnitts vermuten sie ein derbes Taschenmesser als Tatwaffe. Der Tote war nur mit Unterhemd und Unterhose bekleidet.“
    „Ein sexueller Hintergrund?“ Gundula schnippte Papierkügelchen über den Tisch.
    „Quatsch! Der Täter wollte sämtliche Spuren vernichten. Also ließ er Kleidung und Schuhe verschwinden. Es gibt keine Fingerabdrücke. Das Blut aus der Wunde war total verschmiert. Der Beweis, dass Pranges Mörder ihm hinterher die Kleidung darüber auszog. Vermutlich hat er zusätzlich versucht, die Spuren auf der Leiche abzuwischen.“
    „Wie bitte?“ Herbie pustete Gundulas Papierkügelchen in den Mülleimer.
    „Bei der Laboruntersuchung haben sie Fasern von einem Wollpullover, wahrscheinlich Pranges Kleidungsstück, und einem Stofftaschentuch gefunden. Das könnte dem Täter gehören. Soll so’n stinknormales Teil sein, wie es jeder Zweite mit sich herumträgt. Also, kein großartiger Anhaltspunkt.“ Zur Bekräftigung schwenkte Jelzick sein schweißnasses Taschentuch.
    Wagner rümpfte angeekelt die Nase. „Woher weiß die Polizei, dass Prange schon bewusstlos war, als der Mörder zustach?“
    „Keine Kampfspuren, kein fremdes Gewebe unter Pranges Fingernägeln.“
    Rosenhagen hatte ein neues Tagesgespräch. Wir brauchten uns die Köpfe nicht über Schlagzeilen zu zerbrechen. Meine Gottesanger-Recherchen bekamen Schonfrist. Der Mordfall ‚Prange‘ füllte die Titel der nächsten Ausgaben.
    „Komisch, das ist der vierte tote Politiker innerhalb kurzer Zeit! Erst Sebastian Jensen, dann Peter Heimann und Christine Riecken. Nun Werner Prange“, murmelte ich.
    „Ja, wenn das so weiterläuft, gehen dem Stadtrat die Leute aus“, witzelte Jelzick.
    „Dann musst du dich wohl bewerben!“
    „Ich bin doch nicht lebensmüde! Aber nun mal Scherz beiseite, die Toten haben nichts miteinander zu tun!“
    Kommissar Herder und seine Leute erhielten Unterstützung vom Landeskriminalamt. Sie jagten vergeblich hinter Hinweisen aus der Bevölkerung her. Alle verliefen im Sande, weil bloß irgendwelche Wichtigtuer sich ihre Langeweile vertrieben.
    Ein entscheidender Tipp kam aus den eigenen Reihen der Polizei. Welche Ironie des Schicksals, dass Prange ausgerechnet über eine Rolle Stacheldraht stolperte!
    Ich war nicht die Einzige, die sich an den Stacheldrahtstreit mit Pranges Mieterin erinnerte. Der Dorfpolizist, der damals aufgetaucht war, als ich für meine Fotos den Stacheldraht wieder auf die Terrasse der alten Schneiderin gezerrt hatte, lief zu Höchstform auf. Sicher hoffte er auf eine Beförderung oder wähnte sich glücklich, die, wie er glaubte, entscheidende Rolle in einem brisanten Kriminalfall zu spielen. Er riet den Kripobeamten, Pranges Mieterin zu durchleuchten.
    Pranges Grundstück grenzte ja unmittelbar an das der alten Schneiderin, und der Tatort vor dem Gartenhäuschen befand sich auf der Grenze zu ihrem Rasen. Legte sie ihm aus Wut eine Rolle Stacheldraht in den Weg? Könnte sein. Aber war die alte Frau in der Lage, ihm mit dem Messer den Todesstoß zu versetzen? Absurder fand ich den Gedanken, dass die Alte nach der Tat feinsäuberlich ihre Spuren abgewischt haben sollte. Diese schlampige Hexe?
    Die Polizei war anderer Ansicht, sie nahm die Schneiderin in Untersuchungshaft. Laboruntersuchungen hatten ergeben, dass sich Fasern ihrer Kleidung an dem Stacheldraht befanden, über den Prange gestolpert war.
    „Sie hatte ein starkes Motiv. Prange wollte sie rausekeln. Jetzt, wo er tot ist, kann sie erst mal unbesorgt dort wohnen bleiben, bis geklärt ist, wer das Ganze erbt. Zur Tatzeit war sie angeblich alleine in ihrem Haus, also kein richtiges Alibi. Außerdem soll sie bei den Verhören einen verstörten Eindruck gemacht haben. So, als ob sie nicht ganz richtig im Kopf wäre. Herder hält es für möglich, dass sie durchgedreht ist und ihren Vermieter erstochen hat.“ Jelzick legte nachdenklich eine Pause ein. „Übrigens haben sie auch Pranges geschiedene Frau in der Mangel. Er soll sie früher mit schöner Regelmäßigkeit betrogen haben. Die Polizei zog einen verspäteten Racheakt oder so was in Erwägung. Sie besaß aber für die Tatzeit ein Alibi. Außerdem entpuppte sich diese Variante wohl als zu abenteuerlich. Die alte Schneiderin bleibt die Hauptverdächtige.“
    „Ein netter Mensch – dieser Prange! Scheint sich zu Lebenszeiten viele Freunde gemacht zu haben“,

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