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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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alle Männer flogen!
    „Wie heißt er?“
    Sie steckte nachdenklich einen Finger in den Mund und überlegte. „Warte mal ...! Domestos! Aber ob der so viel mit Prange zu tun hatte? Jedenfalls grüße ihn von mir, wenn du ihn sprichst. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.“
    Im Rathaus erkundigte ich mich nach Herrn Domestos, ohne zu wissen, was ich ihm sagen würde. Ich konnte ihn doch nicht fragen, ob er zufällig Werner Prange um die Ecke gebracht hätte.
    Die Dame in der Information kannte keinen Herrn Domestos. Sie sprach mit ihren Kollegen und teilte mir nach einer Weile mit, ein Herr Domestikos sei vor anderthalb Jahren in seine Heimat zurückgekehrt.
    Also kam er nicht infrage! Fehlanzeige!
    Auch Pranges Exfrau Simone, die ich anschließend anrief, fiel kein Bekannter ihres Exmannes ein, auf den die Beschreibung gepasst hätte.
    „Du verschwendest nur deine Zeit. Der Fall ist abgeschlossen. Es kommt nichts Neues heraus“, riet mir Jelzick.
    Er hatte recht. Was wollte ich erreichen? Ich gestand es mir selbst kaum ein, aber seitdem Ilse Walter meinen Verdacht auf eine Verbindung zwischen der Grundstücksverteilung am Gottesanger und dem Mord an Prange erhärtet hatte, kochte die Angst vor meinem mysteriösen Verfolger hoch.
    Wenn irgendjemand aus dem politischen Lager nun nicht nur korrupt, sondern auch gewalttätig war, könnte derjenige die Person sein, die es auf mich abgesehen hatte. Der Anrufer wusste schon damals, dass es bei der Grundstücksverteilung nicht mit rechten Dingen zuging. Ein Insider, der nur aus den politischen Kreisen stammen konnte. Halt! Politische Kreise war das Stichwort!
    Jetzt fiel mir wieder ein, wer mir den Mann mit dunklem Teint beschrieben hatte: die Schwester von Peter Heimann! Kurz vor seinem Tod hatte Bianca Heimann ihren Bruder mit einem dunkelhäutigen Mann wegfahren sehen!
    Ich dachte an ihre Enthüllungen im miefigen Kuhstall. Währenddessen zerkaute ich meinen Daumennagel und rupfte an einem Faden, der am Saum meines Pullis baumelte. Also doch! War das die Schlüsselfigur zu den rätselhaften Selbstmorden und Pranges Tod?
    Schade, dass Peter Heimanns Schwester den Mann nicht näher beschreiben konnte. Dunkler Teint, der einzige Anhaltspunkt. Alle Spekulationen brachten mich nicht vorwärts. Rührte ich journalistisch weiter in der Sache herum, kam womöglich die Grundstücksaffäre ans Licht. Das durfte ich nicht riskieren. Ich musste Ken schützen!
    Ken schützen? Ken! Ein siedend heißer Schreck fuhr durch meinen Körper. Die Beine sackten unter mir wie Wackelpeter weg. Mit puddingweichen Knien angelte ich nach meinem Schreibtischstuhl. Ich presste die feuchten Hände an meine Schläfen. Mein Herz stolperte vorwärts. Die Erkenntnis hatte mich wie ein Blitzschlag getroffen. Aus heiterem Himmel. Gewitter an einem frühherbstlichen Spätsommertag.
    Ich ließ meinen Kopf stöhnend auf das vor mir liegende Mousepad sinken. Nur nichts mehr sehen und hören! Nie mehr!
    „Ist Ihnen nicht gut?“, sorgte sich Wagner, der in diesem Augenblick vorbeiging.
    „Nein! Darf ich nach Hause?“, stammelte ich und stieß fahrig einen vor mir stehenden Kaffeebecher um. Der braune Saft ergoss sich auf meinen Rock. Ich achtete nicht darauf.
    Wagner ließ mich sofort gehen. Ich sah vermutlich schrecklich aus.
     
    Wie im Fiebertaumel warf ich mich auf mein Sofa. Der furchtbare Verdacht brannte in meinem Gehirn. Ich roch förmlich den Qualm. Ein brauner Mann? Die meisten Abgeordneten der Konservativen besuchten regelmäßig die Sonnenbank und waren zu allen Jahreszeiten knallbraun gebrannt. Hatte nicht Simone Prange erwähnt, dass sie sich öfters im Gartenhäuschen trafen? Es passte! Wie ich es auch drehte und wendete, es passte!
    Vernebelte Gedanken. Sterne tanzten vor meinen Augen. Mein Kopf verweigerte der Erkenntnis wie einem ungebetenen Gast den Einlass.
    Ich leerte eine halbe Flasche Rotwein. Bis zur Besinnungslosigkeit trinken, nur trinken. Aber es nützte nichts, nie war ich klarer. In mir dröhnte und hämmerte alles. Schmerz fraß sich in meine Eingeweide. Nein, ich ließ das nicht zu!
    Ich drückte mir ein Kissen auf den Kopf, um die Wahrheit krampfhaft ausschließen. Biss die Zähne zusammen, presste die Handgelenke, bis sie blau anliefen, riss mir Haare aus. Betete und flehte einen Gott an, den ich jahrelang nicht mehr bemüht hatte. Aber niemand antwortete!
    Ich brauchte Gewissheit, wollte aus seinem Mund hören, dass es nicht wahr war. Ich wusste, dass Ken heute Abend

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