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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Dauerberieselung.
    „Wie begann Ihre Karriere?“, stellte ich die Frage, die dem Profi sofort mangelnde Recherchen und Unwissenheit verrät.
    „Also, Schätzchen, ich habe keine Lust, darauf zu antworten. Das können Sie in jedem Buch nachlesen!“
    Eine heiße Welle stieg in mir auf, wie immer, wenn mir etwas hochgradig peinlich war. „Wissen Sie, ich bin nur ganz kurzfristig für einen Kollegen eingesprungen“, stammelte ich und ärgerte mich dabei fürchterlich über mich selber.
    Fiona Ziegler ignorierte meinen Einwand. Stattdessen ergriff sie das altmodische rote Telefon, das unter dem Tisch lag, wählte eine Nummer und verabredete sich mit jemandem. „Ja, Darrrling, um drei passt es mir ganz hervorragend. Ach, mein Zuckerschnäuzchen, ich freue mich! Sag mal, hast du das Neueste von Mausi und Mucki gehört? Also, die wollen sich im Altenheim anmelden. Darrrling, du kannst dir nicht vorstellen, was man dazu sagen soll. Darrrling, wie weit bist du mit deinem Skript? Ja? Ach, wie wundervoll, Darrrling! Und über meine Rolle sprechen wir? Byeeee, Darrrling!“ Fiona Ziegler knallte den Hörer auf die Gabel, drehte ihren schwabbeligen Oberkörper herum, schenkte sich Wein nach und musterte mich. „Was sind Sie für ein Sternzeichen?“
    In der Fernsehshow erschien nun der gemeinsame Freund der beiden Girlies, und sie gingen von jeder Seite mit geballten Fäusten auf ihn los.
    „Skorpion!“
    Begeistert klatschte die Ziegler in die Hände mit den abgebrochenen Fingernägeln, von denen roter Nagellack abblätterte. „Herrrrlich! Das ist auch mein Zeichen. Skorrrpione sind voller Leidenschaft, keine Langweiler. Die haben Feuer im Blut. Was möchten Sie wissen, Schätzchen?“
    Jetzt erlebte die alte Diva mal, wie feurig Skorpione waren. Ich sprang vom Stuhl hoch, nahm meine Tasche und zischte: „Ich bin nicht Ihr Schätzchen! Außerdem glaube ich nicht, dass irgendeiner unserer Leser etwas über Ihre Person wissen will! Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, machen Sie es Mausi und Mucki nach: Ziehen Sie ins Altenheim!“ Mit diesen Worten stand ich vom Sofa auf und lief in Richtung Ausgang.
    Aber Fiona Ziegler war schneller. Wie eine Raubkatze sprang sie mich an. Mit ihrer ganzen schwabbeligen Kraft klammerte sie sich an mir fest und blies mir ihren gegorenen Atem ins Gesicht. Im ersten Moment dachte ich, sie würde mich wegen meiner Frechheiten verprügeln, stattdessen keuchte sie: „Bleiben Sie! Sie sind mir kolossaaal sympathisch.“
    Viel Motivation verspürte ich nicht, aber rechtzeitig fiel mir ein, dass Wagner wenig Verständnis dafür hätte, wenn ich ohne das Interview mit Fiona Ziegler in die Redaktion zurückgekehrt wäre. Also ließ ich mich besänftigen und richtete meine Fragen an sie, die sie diesmal alle bereitwillig beantwortete. Sie gab mir sogar vergilbte Originalfotos mit. Genügend Material für eine gute Geschichte.
    Die Teenager in der Fernsehshow lagen sich heulend in den Armen.
    Als ich mich endgültig verabschiedete, läutete das rote Telefon. Sofort plauderte sie wieder unbekümmert mit irgendeinem ‚Darrrling‘ und vergaß meine Anwesenheit. Ich wollte mich davonschleichen, da schnappte ich etwas auf, was mich interessierte.
    „Grääässlich, einfach grääässlich, was geschehen ist!“, dramatisierte die Diva im übertriebenen Tonfall. „Der arme von Stetten. Ich sage dir, Mario, über der Partei hängt ein böses Omen. Ach übrigens, Clarissa hat neulich Heinzi mit ihm zusammen gesehen.“ Die Ziegler kicherte kurz. „Ob zwischen den beiden Herzchen was läuft?“ Ihr Telefonpartner kannte einen neuen, besseren Klatsch, denn nun wechselten sie das Thema. „Das war mein Friseur Mariooo. Er ist ein wunderrrvoller Künstler“, erklärte die Ziegler, nachdem sie aufgelegt hatte und zupfte in ihren welken Locken herum, als könnte man die großartigen Hände des genialen Marios erahnen.
    „Sie kennen Ludwig von Stetten?“, lenkte ich von dem göttlichen Friseur ab, der alle Medien überflüssig machte.
    „Natüüürrlich! Er geht in unseren Krrreisen ein und aus!“
    „Er ist kunstinteressiert?“
    „Nein, überhaupt nicht! Aber er liebt dramatische Amouren. Und wer ist in dem Metier wohl gloorrreicher als ein Künstler?“
    „Wollen Sie damit sagen, von Stetten steigt mit männlichen Schauspielern ins Bett? Ist er homosexuell?“
    „Natüüürrlich!“
    „Als Parteichef der Konservativen ist diese sexuelle Orientierung doch pikant. Wie geht er in der Öffentlichkeit

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