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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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ich jetzt extra losfahren?“, tobte er in die Muschel.
    Zuletzt hatte ich ihn gegen 16 Uhr gesehen. Anscheinend war er heute eine geschlagene Stunde später als sonst in seinen langen Feierabend aufgebrochen. Natürlich hart! Ich schlug vor, den Schlüssel bei ihm abzuholen. Man darf seinen alten Chef nicht überfordern.
    „Unsinn, ich komme!“, keifte Wagner und legte auf.
    Ich ging wieder nach unten, um Voller die freudige Nachricht seiner bevorstehenden Befreiung mitzuteilen.
    „Gott sei Dank!“ Voller seufzte erleichtert in seinem Verlies. „Wer kommt denn?“
    „Du weißt ja, Ehre, wem Ehre gebührt! Also habe ich die höchste Stelle zu deiner Rettung in Bewegung gesetzt. Der Chef ist unterwegs.“
    „Bist du wahnsinnig?“, meckerte der undankbare Gefangene.
    „Willst du raus oder nicht?“
    „Mensch, was soll ich dem sagen, warum ich drin bin?“
    „Kommt davon, wenn Praktikanten den Mund voll nehmen. Hast du deine Nase zu tief ins Fixierbad gesteckt?“
    „Ach, Quatsch! Barbara hat mich eingesperrt. Aus Rache.“
    „Wie bitte?“
    „Ich kenne ja meine Wirkung auf Frauen. Aber bei Barbara habe ich wie der Blitz eingeschlagen.“
    „Wollte sie sich mit dir armer Jungfrau ein bisschen amüsieren, und du hattest die Hosen voll?“
    „Wenn eine nicht mein Typ ist, habe ich es nicht nötig, die mitzunehmen. Nicht bei meinem Kaliber!“
    „He, Herzensbrecher, noch bist du gefangen. Warum hat sie dich eingekerkert?“
    „Heute Nachmittag haben wir uns zusammen meine Fotos angesehen. Zugegeben, sie waren etwas unscharf. Aber das lag wohl auch an der Kamera, die spinnt in letzter Zeit.“
    „Sicher!“
    „Sie hat mich für heute Abend zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. Das roch mir nach eindeutigen Absichten. Kein Bock!“
    „Anscheinend hat sie schnell Ersatz gefunden. Eben war sie nicht zu Hause.“
    „Sie machte die Tür zu und näherte sich mir körperlich.“
    „Haha, Knutschen in der Dunkelkammer wie zwei Teenies!“
    „Aus dem Alter bin ich raus! Ich habe sie zurückgestoßen.“
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch durch das Schlüsselloch der Dunkelkammer.
    „Hör auf damit!“
    „Hat sie dich gleich eingebuchtet?“
    „Nein, kurze Zeit später rief sie mich, weil sie mir angeblich was an meinen Fotos zeigen müsste.“
    Ich hustete kurz.
    „Sie lockte mich drinnen in eine Ecke. Durch die geöffnete Tür fiel Licht herein. Ich guckte meine Fotos an und wartete, was sie nun dazu sagen würde. Plötzlich verschwand sie. Und dann hörte ich, wie sie den Schlüssel von außen rumdrehte. So schnell kann man bei dieser Dunkelheit nicht schalten“, entschuldigte Voller seine Begriffsstutzigkeit.
    „Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?“
    „Mensch, ich wäre überall zum Gespött geworden. Außerdem hoffte ich, dass die dumme Zicke es sich anders überlegt und zurückkommt.“
    „Pass auf, wir sagen, du hättest dir vertieft die Fotos angeguckt, als jemand versehentlich von außen abgeschlossen hat. Ist nicht mal gelogen!“
    Wagner, der Voller kurze Zeit später aus seinem Verlies befreite, schluckte diese Erklärung sofort. Wohl auch, weil er gleich wieder abhauen wollte.
    Der Praktikantenkopf leuchtete hochrot, als er ans Licht kam.
    Ich rümpfte angewidert die Nase. Vollers Kleidung hatte den ekelhaften Uringeruch von Entwickler angenommen.
    Er war so erleichtert, dass er mich zum Italiener in den Ratskeller einlud. Gemütlich, so vor einer fettigen Pizza belegt mit Tomaten, Paprika und Salami, im rustikalen Gewölbekeller ohne Fenster bei Kerzenlicht zu sitzen. Zwar eine Sünde für die Figur, aber Balsam für die Seele! Das Richtige nach einem turbulenten Tag wie heute.
    Träge beobachtete ich den Pizzabäcker, wie er hinter der Holztheke vor dem riesigen Backofen mit Teigböden herumjonglierte. Aus dem Ofen zogen Duftwolken nach Gebackenem zu uns herüber, Knoblauch- und Rosmarinschwaden kitzelten die Geruchsnerven. Im Kamin flackerte ein Feuer. Es spiegelte sich in den runden Backsteinbögen wider. Draußen rauschte der Regen, als hätte jemand vergessen, eine Dusche abzudrehen.
    Während wir eine Karaffe ‚Lambrusco‘ leerten, grinste auch Voller allmählich über sein Abenteuer in der Dunkelkammer.
    Ich staunte, als er zum Bezahlen einige Scheine aus seiner Hosentasche holte. Sie sahen brandneu aus und wirkten wie perfekt gebügelt. „Nanu, ist das die Beute aus einem Bankraub?“
    „Nö, ich stecke meine Scheine immer in die Waschmaschine.

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