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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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fragen Sie das alles?“
    Ohne Rücksicht auf Verluste steuerte ich weiter mein Ziel an. „Werden in der Rosenhagener Kieskuhle Autorennen gefahren? Treffen sich dort Leute zum Cruisen?“
    Der Ziegenbart des Schlaksigen, der in Wirklichkeit Hansen hieß, bebte vor Entrüstung. „Wie kommen Sie denn auf so einen Unsinn?“, polterte er los.
    „Liegt auf der Hand, vor einiger Zeit ist an der gleichen Stelle ein Abgeordneter aus Ihren Reihen umgekommen.“
    „Hören Sie! Unsere Partei ist betroffen, innerhalb kürzester Zeit hatten wir zwei, nun sogar drei, tragische Todesfälle zu beklagen. Journalisten, die sich auf gut Glück irgendwelche Wild-West-Geschichten zusammenreimen, können wir nicht gebrauchen.“ Hansens Aknegesicht lief rot an.
    „Das mit den Autorennen ist Quatsch!“ Energisch drängte Glatzkopf den protestierenden Milchbubi, der sich langsam wieder an mich ranpirschte, weg.
    „Vielleicht ist Peter ja Sebastians Beispiel gefolgt und hat sich deswegen die Kieskuhle zum Sterben ausgesucht“, piepste der Milchbubi mit dünner Stimme aus dem Hintergrund.
    Natürlich auch eine Theorie, aber seit dem Gespräch mit Christine Riecken und ihrem merkwürdigen Tod glaubte ich nicht mehr an Selbstmord aus privaten Gründen. „Wie haben Sie Christine Riecken erlebt?“
    „Die war so’n bisschen durchgeknallt. Stierte düster vor sich hin.“ Hansen ließ nervös einen Kugelschreiber auf- und zuschnappen.
    „Manisch-depressiv“, grölte der Milchbubi stolz auf seine präzise medizinische Diagnose, als handle es sich um eine Quizsendung, bei der jeder mit seinem Wissen protzte.
    „Was heißt das?“
    „Manchmal machte sie ganz euphorische Vorschläge, die sie vehement vertrat. Sie haben es vorhin angesprochen: der Gottesanger zum Beispiel. Christine setzte sich die fixe Idee in den Kopf, das Gelände zum Naturschutzgebiet auszuweisen. Damit nervte sie uns, weil wir im Umweltausschuss sitzen.“ Glatzkopf verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Bescheuerte Idee! Um Rosenhagen herum existieren genügend Wälder, Felder, Wiesen und Wasser, wo Biotope angesiedelt werden können. Muss ja nicht ausgerechnet mitten in der Stadt sein! Nun, und wenn es ihr nicht in den Kram passte, zog sie sich zurück und schmollte. Das meint Hansen mit ihrem finsteren Blick“, erläuterte er. „Ihr Tod hat uns tief erschüttert“, beeilte er sich hinzuzufügen, „aber die Frau hätte in psychiatrische Behandlung gehört.“
    Das Geplänkel mit den drei jungen Politikern lieferte mir zwar keine neuen Erkenntnisse, bestätigte mich aber darin, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich dachte an Hansens puterrotes Gesicht, der sich nicht so gut in der Gewalt hatte wie sein Kollege Glatzkopf. Viel zu vehement hatte er die Autorennen in der Kieskuhle geleugnet! Aus den beiden würde ich nichts herauspressen können. Ich beschloss, dem Milchbubi zu einem späteren Zeitpunkt alleine auf den Zahn zu fühlen.

Kapitel 10
     
    Ein Telefongespräch mit dem lahmarschigen grünen Politiker, den ich bei der Stadtratssitzung kennengelernt hatte, hakte ich als Misserfolg ab. Die Schnarchnase auf Holzlatschen erinnerte sich zwar daran, dass Christine Riecken versucht hatte, ihn in punkto ‚Gottesanger‘ aufzurütteln, war aber nicht darauf angesprungen. Er hätte nicht verstanden, was diese Frau von ihm wolle. So wie es jetzt lief, sei alles rund um den Gottesanger im sozialen Sinne bestens geregelt.
    Mittlerweile müsste Peter Heimanns Familie, die nach Mallorca ausgeflogen war, wieder in Rosenhagen sein. Ich suchte die Adresse im Telefonbuch heraus und fuhr am nächsten Abend hin.
    Die Heimanns wohnten außerhalb der Stadt auf einem Bauernhof an der Bundesstraße, umgeben von Wiesen und Feldern. Einer der vielen Höfe, die irgendwann aussiedeln mussten, um einem florierenden Zentrum Platz für den urbanen Charakter zu machen. Ein heiserer Schäferhund kündigte meinen Besuch an. Bellend wuselte er in einem Zwinger vor den Stallgebäuden umher. Seitlich von den massiven Backsteinbauten leuchtete ein langgezogenes, weiß gestrichenes Wohnhaus mit grünen Fensterläden und Kästen voller bunter Geranien und einer zierlichen Rasenfläche davor in der Abendsonne. Es wirkte wie zufällig in die Landschaft gestellt, so als würde es nicht zum landwirtschaftlichen Betrieb gehören.
    Die Stallungen waren ganz klar der dominierende Mittelpunkt der Anlage. Als Wahrzeichen ragte ein überdimensionaler Misthaufen in den Himmel. Irgendwo in der

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