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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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die Achseln und grinste.
    „Sonst ist dir nie etwas Ungewöhnliches an deinem Bruder aufgefallen?“
    „Nein, das war das Ungewöhnlichste an Peter.“
    Peter Heimanns Schwester glaubte also nicht an Selbstmord. Er besaß kein Motiv, um sich umzubringen. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Herder, der auch nichts in dieser Richtung herausgefunden hatte. Andererseits verbarg Peter offenbar Geheimnisse. Das Gleiche könnte für heimlichen Kummer gelten, der ihn zu einer Verzweiflungstat animierte. Feinde schien Peter nicht gehabt zu haben. Jeder, mit dem ich bisher über ihn gesprochen hatte, mochte ihn. Ein beliebter junger Mann. Aber waren das nicht gerade die Typen, die andere Menschen manchmal aus Eifersucht zur Weißglut trieben?
    Ließen Peters Erfolge seinem Bruder Eric keine Ruhe? Hatte er ihn in der Kieskuhle zu Tode gejagt und es wie einen Selbstmord aussehen lassen? Immerhin würde er nun wohl den Hof erben. Nein, zu platt!
    Wenn es einen Mörder gab, hatte dieselbe Person sowohl Peter als auch Sebastian und Christine auf dem Gewissen. Und das war für Eric ein bisschen viel. Außerdem hatte ihn die Polizei garantiert überprüft.
    Schade, dass Bianca keine weiteren Anhaltspunkte für das heimliche Treffen ihres Bruders besaß! Könnte dieser Mann mit dem dunklen Teint weiterhelfen?
     
    Es dämmerte, als ich vor einem hellblauen Einfamilienhaus parkte. Es war die Zeit, in der die Gartenbesitzer mit Wasserschläuchen bewaffnet über ihre Grundstücke trabten und dabei über den Zaun ein Schwätzchen hielten. Überall surrte und schwirrte es. In den Bäumen saßen Amseln und schmetterten ihr lautes ‚Dütelü‘ in die laue Luft, die nach feuchtwarmer Erde, süßlichem Flieder, überreifen Erdbeeren und gewendetem Kompost roch.
    Als ich den Kiesweg hinaufging, hörte ich Wasserrauschen. Hinter einer großen Kiefer stand ein Mann in Shorts und schwenkte einen zitronengelben Gartenschlauch, aus dem zischend ein Wasserstrahl im Boden versickerte.
    „Guten Tag, ich komme vom Rosenhagener Tageblatt und hätte gerne mit Martin Hardenberg gesprochen.“
    „Moment, ich sage meinem Sohn Bescheid.“ Der Mann verschwand. Der Schlauch blieb ineinander geringelt, wie eine riesige Schlange im feuchten Gras liegen.
    Drei Minuten später kam der Milchbubi angelatscht. Betont gelangweilt, die Hände in den Taschen seiner Shorts vergraben, stelzten seine haarlosen, weißen Beine über den nassen Rasen, der bei jedem Schritt quietschte. Glaubte ich, Martin Hardenberg würde vor Freude platzen, weil ich um ein Einzelinterview bat, irrte ich. Seine glatte Kinderstirn war zu einer lauernden Falte verzogen.
    Wir setzten uns auf die Terrasse, von wo man einen hübschen Blick auf den kleinen gepflegten Garten hatte. Am Zaun stand die Mutter des Milchbubis im Gespräch mit der Nachbarin und winkte uns lächelnd zu. Gewiss erzählte sie voller Stolz, dass ihr Sohn ein Presseinterview gab.
    Martin Hardenberg war offensichtlich in behüteten Verhältnissen aufgewachsen. Die Geborgenheit atmete aus jeder Ecke der quadratischen Rasenfläche, die sorgfältig geharkte Blumenbeete begrenzte. Ich sah den Milchbubi fröhlich im Planschbecken toben, während seine Mutter ihm liebevoll Saft und Plätzchen brachte.
    „Ähm.“ Martin Hardenberg räusperte sich, weil ich schweigend dasaß und meinen Kindheitsträumen nachhing.
    Ich riss mich zusammen. „Ich würde gerne mit Ihnen über Cruising in der Kieskuhle reden. Wann haben Sie sich das letzte Mal dort getroffen?“
    „Ich war nicht dabei.“
    „Aber Sie wissen, wann Ihre Parteikollegen zuletzt um die Wette gefahren sind.“
    Er rutschte unbehaglich auf dem klebrigen Plastikgartenstuhl hin und her. „Ich weiß nichts darüber!“
    „Sie sind doch mal mitgefahren, oder?“
    „Ich weiß nichts von irgendwelchen Cruisern in der Kieskuhle“, wiederholte der Milchbubi beharrlich. Anscheinend hatten Glatzkopf und Hansen ganze Arbeit geleistet und ihn in die Mangel genommen.
    „Gab es irgendjemanden, der Peter Heimann hasste?“, wechselte ich das Thema.
    „Keinen Schimmer!“ Zugeknöpft, der Kleine.
    „Haben Sie beobachtet, dass Peter Heimann sexuelle Beziehungen zu Männern hatte – aus Ihrer Partei?“
    „Nein! Lassen Sie mich in Ruhe!“ Mehr weinerlich als energisch haute der Milchbubi auf den unschuldigen Plastiktisch. Eine Blumenvase hopste wütend in die Höhe.
    „Herr Hardenberg.“ Die Anrede klang lächerlich, aber die Form verlangte danach. „Wenn Sie etwas

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