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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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ein aufgebrachter Typ hat eben angerufen. War gegen Abend mit seinem Hund auf dem Kieskuhlengelände spazieren. Angeblich wären Kamikazefahrer unterwegs gewesen, die sich Wettrennen geliefert hätten. Und wir müssten darüber mal schreiben.“ Jelzick verdrehte die Augen gen Himmel.
    „Cruising in der Kieskuhle?“ Ich wurde hellhörig. „Mann, Jelzick, vielleicht ist was dran! Denk an die beiden Politiker, die dort verunglückt sind! Wenn das keine Selbstmorde waren ...“
    Jelzick seufzte. „Na gut, ich frage mal bei der Polizei nach.“
    Eine Viertelstunde später schwang sich unser Polizeireporter schnaufend auf meinen Schreibtisch. „Nichts!“, erklärte er muffelig. „Der Polizei ist nichts von irgendwelchen Autorennen bekannt. Wenn dieser Spaziergänger dort etwas gesehen hat, kann es sich höchstens um einen einmaligen Fall handeln. Jugendliche, die Papis Auto ausfahren.“
    Höchste Zeit, dass ich ernsthaft recherchierte! Ich meldete mich freiwillig zum Besuch der nächsten politischen Sitzung, um mit weiteren Abgeordneten der Konservativen über die mysteriösen Todesfälle reden zu können. Meinen Kollegen, die mir wegen meines Übereifers kleine Piepvögelchen zeigten, verschwieg ich den wahren Grund.
    „Ja, ja, jugendlicher Enthusiasmus. So waren wir alle mal“, orakelte Gundula weise und teilte mir durch die Blume mit, dass mir auch das nichts helfen würde.
    „Mensch, wenn du dich abends langweilst, können wir in ’ne Kneipe gehen oder gucken, was im Kino läuft“, schlug Voller verständnislos vor.
    Als Nächstes tagte der Umweltausschuss, in dem Peter Heimann Mitglied gewesen war. Es standen so interessante Themen wie Heckenrückschnitt und zugewachsene Hydranten auf der Tagesordnung. Eine Garantie dafür, dass sich niemand außer mir darum riss, zwei Stunden in der muffigen Schulaula auf den harten Holzstühlen abzusitzen.
    Glücklicherweise rappelten die Ausschussmitglieder ihre Themen zügig herunter. Es gab weder hitzige Diskussionen noch irgendwelche Streitpunkte. Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Heute lief Fußball im Fernsehen.
    Von den Konservativen waren vier Mitglieder anwesend. Drei junge Männer, alle erst so Anfang zwanzig, und eine ältere Frau jenseits der fünfzig.
    Die Frau hatte es nach der Sitzung eilig. Ehe sie durch die Tür verschwinden konnte, stellte ich mich ihr in den Weg.
    „Nein“, antwortete sie auf meine Frage, sie hätte Peter Heimann gar nicht gekannt. Sie wäre erst vor einer Woche für ihn nachgerückt. Sie schwärmte mir die Ohren voll, wie wichtig es wäre, politisch aktiv zu werden und sich für die ökologischen Belange der Stadt einzusetzen. Ein Greenhorn, eine Quotenfrau in der konservativen Männerriege.
    Ich versuchte, die drei jungen Männer über Peter Heimann auszufragen.
    Nur einer von ihnen hatte Lust, mit mir zu reden. Die anderen beiden, ein kahlgeschorener Stämmiger und ein Schlaksiger mit unreiner Haut und Ziegenbärtchen, musterten mich misstrauisch.
    „Peter Heimann war in Ordnung“, meinte mein Gesprächspartner. Er kam sich wichtig vor. Garantiert sein erstes Presseinterview. Dem milchbubihaften Gesicht nach zu urteilen, kaum der Schulbank entwachsen. „Peter besaß große politische Erfahrung. Er arbeitete jahrelang für die junge Union, wusste über jeden Zentimeter Land in der Umgebung Bescheid. Ich glaube, er träumte davon, seinen elterlichen Hof in einen Biobauernbetrieb umzuwandeln.“ Die Plaudertasche bemerkte nicht die stechenden Blicke der beiden Parteikollegen.
    „Hatte er irgendwelche Probleme?“, forschte ich nach.
    „Er begeisterte sich für alles, was er tat. Die Politik, die Landwirtschaft, sein Studium. Immer locker, der Typ!“
    „Welche Meinung vertrat Peter zum Thema ‚Gottesanger‘?“
    Der Milchbubi glotzte mich begriffsstutzig an. „Gefreut hat er sich, wie wir alle, dass die Sekte verschwunden ist und wir das Gelände nun in Bauland umwandeln können. Was sonst?“ Beifall heischend drehte er sich zu seinen Parteikollegen um, die mit finsteren Mienen im Hintergrund standen. „Hansen, Glatzkopf! Jetzt sagt auch mal was, ihr habt Peter viel besser gekannt!“
    „Man kann in keinen Menschen reinschauen“, gab der Schlaksige zur Auskunft.
    „Hat Peter Heimann gekifft, getrunken und so ...?“
    „Peter war kein Kind von Traurigkeit! Manchmal drehte er voll auf.“ Der Kahlgeschorene, dessen Spitzname offensichtlich ‚Glatzkopf‘ war, schob den Milchbubi brutal zur Seite. „Warum

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