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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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starb, als ich fünf Jahre alt war. Krebs!“
    „Ist Eric dein Bruder?“
    „Ja! Peter war der Älteste. Eric ist zwei Jahre jünger. Er eifert Peter in allem nach. Er möchte genauso sein, aber er packt es nie.“
    „War Peter etwas Besonderes?“
    „Ich mochte ihn“, erklärte Bianca mit schleppender Stimme. Einen Moment lang legte sie ihre etwas ruppige Art ab. „Er war ganz anders als Eric und ich. Wir sind beide schlechte Schüler. Wenn ich Glück habe, komme ich dieses Jahr mit Ach und Krach durch die Prüfung. Eric hat auch nur so eben gerade mit Wiederholung das Abi geschafft. Obwohl Bücher überhaupt nicht sein Ding sind, begann er wie Peter ein Studium der Agrarwissenschaft. Und in die Partei ist er auch eingetreten.“ Bianca legte eine nachdenkliche Pause ein. „Oma und Papa waren so stolz auf Peter. Glänzendes Abi, topp im Studium, angesehener Lokalpolitiker, und den Hof hätte er zu einem ökologischen Musterbetrieb ausgebaut.“
    „Hatte er psychische Probleme?“
    „Nö! Selbstmord passt nicht zu meinem Bruder. Er hatte so viel vor im Leben. Warum sollte er aufgeben und seine Pläne wegschmeißen?“
    „Feinde?“
    „Keine Ahnung! Er war überall beliebt. Aber kurz vor seinem Tod passierte etwas.“ Bianca senkte ihre Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern.
    „Ja?“
    „Seine Freundin Grit und er hatten ’n Riesenkrach! Sie warf ihm vor, ihn zu betrügen. Ich habe die beiden belauscht. Sie standen bei den Kühen, und ich saß hier.“
    Ich malte mir aus, wie Bianca genüsslich auf ihrem Strohballen gehockt und durch die Luke in den angrenzenden Kuhstall gespickt hatte, wo sich Peter und seine Freundin zankten.
    „Grit ist danach nie wieder auf den Hof gekommen, sonst war sie jeden Tag hier. Die beiden machten Schluss.“
    „Kannst du mir die Adresse von dieser Grit geben?“
    „Wozu?“
    „Vielleicht weiß sie etwas über eine Affäre deines Bruders. Das könnte ein wichtiger Anhaltspunkt sein.“
    „Grit ist zum Studium in die USA gegangen.“
    „Mist!“
    „Sie wusste bestimmt sowieso nichts. Das waren nur so Vermutungen von ihr. Weibliche Intuition.“ Bianca zog eine Grimasse. „Sie warf ihm vor, mit seinen Gedanken ständig woanders zu sein und dass er sie nicht mehr berühren würde. Sie glaubte, er liebe sie nicht und hätte ’ne andere. Leugnete mein Bruder übrigens nicht.“
    Ich schwitzte. Langsam sehnte ich mich nach frischer Luft. Wie dieses Mädchen es nur freiwillig hier so lange aushielt? Der säuerlich verwesende Geruch erdrückte mich. Ich pulte mir die pieksenden Strohhalme von den Hosenbeinen und rutschte von meinem Ballen herunter.
    „Aber Grit hatte den richtigen Riecher. Ich habe meinen Bruder gesehen“, bemerkte Bianca so beiläufig, als handle es sich um eine unwichtige Nebensache. Sie war anscheinend ein kleines Biest, dem es Spaß machte, andere Leute zappeln zu lassen und ihnen aufzulauern.
    „Mit wem?“
    „Mit einem Mann!“ Bianca sog die Wirkung ihrer Worte auf mich wie Honig ein und betrachtete zufrieden mein verdutztes Gesicht.
    „Das musst du mir näher erklären!“
    „Er traf sich heimlich nachts mit ’nem Mann. Eine Woche vor Peters Tod. Ich wurde durch ein Geräusch geweckt und schaute aus dem Fenster. Da sah ich Peter mitten in der Nacht vollständig angezogen unten über den Hof laufen. Ich dachte, es wäre etwas passiert. Also folgte ich ihm. Aber er ging zur Straße. Ich fand es merkwürdig, dass er nicht mit dem Auto fuhr, sondern zu Fuß die Straße entlangtapperte. Er hatte was vor. Ich schlich im Schutz des Knicks hinter ihm her. Nach einer Weile blieb er stehen, so als warte er. Da tauchte ein Auto auf. Ein Mann stieg aus. Peter und er umarmten sich kurz, verschwanden beide im Auto und fuhren davon.“
    „War das alles?“
    Bianca nickte. „Am nächsten Vormittag frühstückte er in der Küche, als wäre nichts geschehen.“
    „Wie sah der Mann aus?“
    „Meine Augen sind zwar in der Dunkelheit gut trainiert“, Bianca deutete auf den finsteren Stall, „aber ich erkannte nicht viel, weil sein Gesicht dunkel war.“
    „Wie dunkel?“
    „Na, so bräunlich getönt. Mehr weiß ich nicht. Ich tippe auf Ausländer. Es ging alles sehr schnell.“
    „Und das Auto?“
    „Ach ja, war ’n Taxi.“
    „Kennzeichen?“
    „Keine Ahnung!“
    „Warum glaubst du, dass es sich unbedingt um eine erotische Beziehung handelte? Könnte eine Besprechung oder sonst etwas gewesen sein.“
    „Weibliche Intuition!“ Bianca zuckte

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