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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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größte Gag ist, dass Huber jetzt den Krügers das Grundstück geben musste.“
    „Weil die Verwaltungsangestellte einen Fehler gemacht hat. Aber woher weißt du das? Das ist vertraulich.“
    Ken winkte ab. „Es stimmt, dass die Verwaltungsangestellte die Sachen zu früh rausgeschickt hatte. Bloß abgelehnt worden wäre Krügers Gebot trotzdem. Wenn, ja, wenn nicht ...“ Ken brach in Gelächter aus. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, erzählte er: „Huber, dieser Trottel, ist mit seinen Freunden in einem von Krügers Etablissements gewesen. Natürlich ohne zu ahnen, wer Krüger ist.“
    Verwirrt guckte ich ihn an. „Was hat Krüger für Etablissements?“
    Auch wenn ich verliebt bin, bringt mich männliche Überlegenheitsprotzerei zur Weißglut. Und ein bisschen davon bedrohte unsere Idylle. Ich schüttelte Kens Hand ab, mit der er die altväterliche Masche ‚Ach, du unschuldiges, harmloses Mäuschen!‘ abzog.
    Er legte sich bäuchlings ins hohe Gras und stützte beide Ellenbogen auf, bis er sich bequemte, meine Frage zu beantworten. „Früher war Krüger eine kleine Nummer auf dem Hamburger Kiez. Hat ganz gute Geschäfte gemacht. Aber er ist der Russenmafia in die Quere gekommen und musste verschwinden. Soll Geld mit windigen Kapitalanlagen verloren haben, so munkelt man wenigstens. Jedenfalls wurde er in Rosenhagen aktiv. Zunächst mietete er eine Wohnung an, wo hübsche Mädchen auf Kunden warteten. Das gab natürlich Ärger mit den Nachbarn. Also dachte Krüger sich was Neues aus. Seine Mädels empfangen ihre Freier nun in Wohnmobilen auf einsamen Parkplätzen an der Landstraße.“
    Das Lovemobil mit der Aufschrift ‚Girls, Girls‘, das ich vor meiner wilden Verfolgungsjagd fotografiert hatte! Siedend heiß fiel mir ein, wie ich mir eingebildet hatte, hinter der Scheibe den Kopf von Frau Krüger zu erkennen. Trotzdem glaubte ich es nicht. „Bist du sicher, dass wir den gleichen Krüger meinen? Diesen alten Herrn, der mit Katze und Frau in seinem Häuschen, Radenland 25, wohnt und einen kleinen Kiosk betreibt?“
    „Solche Typen führen privat das bürgerlichste Leben. Der Kiosk ist eine prima Tarnung.“
    „Und seine Frau? Steckt die in den Geschäften mit drin?“
    „Kann sein, dass sie ab und zu als Kuppelmutter aushilft. Anschaffen wird sie wohl nicht gehen.“
    „Was für Frauen arbeiten in diesen Lovemobils?“
    „In seiner Wohnung beschäftigte Krüger damals Frauen aus Osteuropa. Einige hielten sich illegal auf, sodass die Polizei ihnen auf die Bude rückte. Ich glaube, davon hat er sich langsam verabschiedet. Jetzt habe ich läuten hören“, Ken zog eine lausbübische Miene, „in den Wohnmobilen würde sich so manche Hausfrau aus Rosenhagen ein anständiges Taschengeld verdienen.“
    „Ach, hast du die getestet?“, fragte ich spitz.
    „So was tratscht sich rum.“
    „Das ist ja ohne Worte.“ Ich rupfte Fussel aus der Wolldecke.
    „So harmlos, wie du denkst, ist dein Krüger nicht. Dich hat er ja wohl auch raffiniert für seine Zwecke benutzt.“
    Eiskalte Wut stieg in mir hoch. Ich fühlte mich verarscht. „Ich lasse mich von niemandem einspannen“, knirschte ich und riss ein ganzes Bund Fäden aus der Decke. „Den mache ich fertig, diesen Saubermann!“
    Ken rutschte an mich ran, wickelte eine meiner Haarsträhnen zwischen seinen Fingern und meinte amüsiert: „Du musst warten, bis er ausländische Frauen einkauft, die ohne Aufenthaltsgenehmigung für ihn anschaffen. Aber so blöd wird der nicht mehr sein!“
    Mein Zorn entlud sich jetzt auf Ken. „Du denkst wohl, ich mache Spaß?“, fauchte ich. „Aber was meinst du, wie hat er Huber rumgekriegt? Und überhaupt ist das der Beweis, dass die Grundstücksverteilung nicht mit rechten Dingen zugeht!“ Ich bohrte an der Stelle, wo ich die Fussel herausgerissen hatte, mit dem Daumen in der Decke, bis ich ihn durchschieben konnte.
    „Krüger ist sich für eine kleine, feine Erpressung nicht zu schade! In der Öffentlichkeit würde es bestimmt keinen guten Eindruck machen, dass sich der Bürgermeister im Puff herumtreibt. Und dann kann man das Spielchen ein bisschen weiter treiben: Du wirst bei mir umsonst von hübschen Frauen begöschert. Dafür gibst du mir das Grundstück und lässt mich in Ruhe meine Geschäfte abwickeln.“
    In meinen Augen glitzerte es.
    „Die Journalistin wittert eine Story!“ Ken nahm spielerisch meine Nase zwischen Zeige- und Mittelfinger. „Lass die Finger davon! Wir haben keinerlei Beweise.

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